Indien - ein Traum den ich nun lebe

Reisezeit: Dezember 2006 - Juni 2007  |  von helli l

Berhampur - was, wie, wo, wer?

24.02.2007

Sofi besitzt im Gegensatz zu den meisten Travellern nicht den Lonley planet sondern den rough guide, welcher auf den ersten Blick eigentlich gar nicht so schlecht zu sein scheint.

Da wir beide noch Zeit haben und Orissa wirklich all meine Erwartungen uebertroffen hat haben wir beschlossen noch ein paar Tage gemeinsam zu verbringen. Der Rough Guide hat noch einen Ort zu bieten, welcher nicht in meinem travel guide erwaehnt wird und die Vorstellung in hoeheren Lagen, mitten im Wald in heissen Quellen zu plantschen klingt recht verlockend. Gesagt getan. Der Weg dorthin ist relativ weit und man muss zuerst in Berhampur (mit dem Zug) vorbeischauen um dort mit dem Bus in das kleine abglegene Dorf Taptapani zu gelangen. Als wir die Fahrkarte kaufen wollten, hat der Beamte immer wieder nachgefragt ob wir nicht die sleeper class buchen wollen, doch da die Zugfahrt nur ca. 3 Stunden dauert und wir am fruehen morgen aufbrechen wollten, sahen wir keine Notwendigkeit dafuer. Im Nachhinein waere es jedoch besser gewesen auf das Angebot einzugehen.

Nach einem weiteren hervorragenden indischen Fruehstueck (parotta=Reisfladem mit verschieden Saucen, feurig scharf wie immer) haben wir uns dann doch gewundert das keine Sitzplatznr. auf unseren Ticket verzeichnet war. Das boese Erwachen kam dann kurz und schmerzlos. Der Wagon der ordinary class war brechend voll und wir hatten keine Ahnung wo wir die naechsten paar Stunden sitzen, stehen oder sonst wo unterkommen sollten. Die Gepaeckablage ueber den Sitzen, warum eigentlich nicht, besser als die ganze Zeit zu stehen. Wir schwangen uns auf die Gepaechablage, was ziemlich eng und auesserst unbequem war, doch mit der Zeit gewoehnt man sich an vieles.

Die paar Rupies mehr fuer einen fixen Sitzplatz in der Sleeperclass waeren auf alle Faelle nicht verkehrt gewesen, doch irgendwie hat es Spass gemacht und wir waren um eine Erfahrung reicher. Unglaublich wie voll so ein Zugabteil werden kann und trotzdem finden die vielen fliegenden Haendler immer wieder Platz sich durch die Massen zu quetschen und die vielen ungewoehnlichen Speisen an den Mann/Frau zu bringen. Von unserer Warte aus hatten wir den perfekten Ausblick auf das rege Treiben im ueberfuellten Chaos und selbst die Tatsache das wir keine Chance hatten die Landschaft zu geniessen wurde zur Nebensaechlichkeit.
Beim Aussteigen hat es dann ein wenig gedauert bis die diversen Koerperteile wieder aufgewacht sind.

In Berhampur angekommen hatten wir zunaechst keine Ahnung da auch in Sofi's guide book lediglich der Name jedoch keine weiteren Information und schon gar keine Karte abgebildet waren. Mit einer ueberteuerten Motorrikscha, manchmal ist man machtlos gegen die willkuerliche Abzocke, gings dann zum new bus stand. Wie immer hatten wir Glueck und der Bus nach Taptapani (20rs/person) ist wenige Minuten nachdem wir unseren Sitzplatz eingenommen hatten, losgeduest.

Bevor wir die Stadt verlassen haben, sind wir noch ca. 40 Minuten am Strassenrand zum Stehen gekommen, bei laufenden Motor ?!, wahrscheinlich um auf bessere Zeiten zu warten, eine andere Erklaerung hab dafuer leider nicht. Busfahren in Indien ist immer wieder ein Kraftakt und es ist unvorstellbar wie heiss und stickig es werden kann. Nicht zu vergessen die vielen Menschen und die absolut desolaten Zustaende, oft fragt man sich wie die maroden Dinger ueberhaupt noch einen Meter fahren koennen, der Transportmittel.

Taptapani ist ein ziemlich kleines Nest und zaehlt nicht mehr als 100 Einwohner, 2 Gashaeuser und ein Standerl wo man sich mit den notwendigsten Sachen eindecken kann. Weit und breit ist nur das bagath nivas, ein Ableger des OTDC (Tourist office), vorhanden um ein Bett fuer die Nacht zu ergattern. Der verfallene Zustand der Anlage inmitten einer schoenen Naturkulisse hat sicher schon bessere Zeiten gehabt. Der Preis fuer ein einfaches Doppelzimmer liegt bei 450 Rupies, wobei man mit ein wenig Verhandlungsgeschick den Preis um 50 Rupies druecken. Ein stolzer Preis, den unsere bisherigen Unterkuenfte lagen meist so um die 100 - 200 Rupies fuer ein Doppelzimmer. Empfangen wird man hier von einem selbsherrlichen Mann, gekleidet in erhabenen Weiss
mit schlechtsitzender Frisur. Man sollte nicht zuviel Freundlichkeit erwarten und nach dem ausgecheckt hat und somit nicht mehr zu den zahlenden Gaesten gehoert kann man nicht mal mehr die Toiletten nutzen. Eigentlich eine Frechheit und so muss man sich der indischen Variante, hinter dem naechsten Busch, begnuegen.

Dafuer sind die restlichen Angstellten umso freundlicher und hilfsbereit. Nach der langen Anreise, fast der ganze Tag, haben wir uns schon gefreut unsere schlaffen Gliedmassen in einem heissen Bad am Fusse der Quellen zu beruhigen. Um den Ursprung der Quelle schmiegt sich ein kleiner liebevoll angerichter Tempel. Umso entaueschender sind dann die haesslichen, verdreckten Betonbecken am hinteren Ende wo man, zwischen waeschewaschenden Einheimischen, sich in die Fluten stuerzen kann. Streng nach geschlechtern getrennt habe ich darauf verzichtet die heilenden Kraefte der Quellen auszuprobieren, waehrend Sofi den Sprung gewagt hat und es hinterher ein wenig bereut hat. Eigentlich schade man koennte wirklich etwas Schoenes aus der Quelle zaubern, doch die Einheimischen legen anscheinend keinen Wert darauf.

Umso so besser war dann das Abendessen, im linken Restaurant, welches nicht ganz so herunergekommen daherkam wie das rechte. Das beste aloo (Kartoffel) curry und die besten roti (oder auch cabati=fladenbrot)welche ich bisher auf indischem Boden verputzen konnte.

Man kann ueberigends auch ein Zimmer mieten, welches ueber einen dreckigen Pool verfuegt in dem man eine direkte Leitung zur heissen Quelle hat (Kostenpunkt ca. 16 Euro).

Als wir schliesslich in unser Zimmer zurueckgekehrt sind hab ich erstmal eine grausige Entdeckung in der Ecke eines Fensters gemacht. Eine tellergrosse Spinne hatte ihre haarigen Beine in eine der Vorhaenge gekrallt und uns in ziemliche Aufruhr versetzt. Das Vieh konnte unmoeglich hierbleiben, immerhin war das hier nur ein Doppelzimmer. Sofort gingen wir daran einen Schlachtplan auszuhecken und gerade als wir diesen in die Tat umsetzen wollten war das Untier ploetzlich nicht mehr zu sehen. Im Schutz meines Mosquitonetzes waren wir vor etwaigen Attacken gefeit und trotzdem fiel es uns schwer einzuschlafen.

© helli l, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Die Welt ist wie ein Buch, wer nie reist, sieht nur eine Seite davon. Nach meiner 1monatigen Pause werd ich nun ins verrueckte Indien stolpern und freue mich schon auf neue und fazinierende Abenteuer in diesem facettenreichen Land. Auf der Suche nach mir selbst und auf der Jagd nach Inspiration und Erleuchtung werde ich hoffentlich fuendig. Soweit so gut, einen genauen Plan hab ich nicht, ich lass mich einfach treiben. gruesse in die heimat helliL
Details:
Aufbruch: 26.12.2006
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: 02.06.2007
Reiseziele: Indien
Thailand
Myanmar
Trivandrum
Der Autor
 
helli l berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.