Indien - ein Traum den ich nun lebe

Reisezeit: Dezember 2006 - Juni 2007  |  von helli l

Kumily-homestay im Paradies und leecheattack

20.05.2007 - 23.05.2007

In Kumily angekommen wurden wir gleich von einem schmierigen Touropperator belagert der uns in das Guesthouse lotsen wollte, natuerlich um Provison zu kassieren die einem dann auf den Zimmerpreis aufgerechnet wird, wo wir ohnehin schon telefonisch ein Plaetzchen reserivert hatten. Das Meadow View Inn wurde mir von Alice (Deutsche aus Varkala) empfohlen und hat sich als wahrer Gluecksgriff herausgestellt. Mit einem eindeutigen Kopfschuetteln hat Satheesh der freundlich Manager des Guesthouses uns geholfen den laestigen Touropperator abzuschuetteln der ganz verzweifelt versucht hat sein Provisionskonto aufzufuellen.

Begruesst wurden wir gleich mit einer leckeren Tasse Tee und unser Unterkunft, ein kleines Haus auf Stelzen, welche einen herrlichen Ausblick auf den unmittelbar davor liegenden Nationalpark geboten hat, war schlichtweg Traum. Die Tribalhut war von entzueckender Einfachheit und das ausserhalb liegende Bad sorgte jeden Tag fuer eine neue tierische Ueberraschung. Die 5 Zimmer, die fuer jeden Geschmack und Geldbeutel etwas passendes bieten breiten sich inmitten eines tropisch paradisischen Garten's aus.

Inmitten dieser atemberaubenden Naturkulisse entspannt sich Koerper und Geist von selbst und die kuehlen Temperaturen, vor allem in der Nacht, sind im Gegensatz zum heissen Klima in der Ebene ein wahrer Segen.

unsere feine tribal hut

unsere feine tribal hut

ganz schoen einfach, fuer den gleichen Preis haetten wir zwar ein gerauemiges Zimmer mit Bad bekommen, doch wir haben uns sofort in die schnuckelige Huette verliebt......yessss.....Panoramfenster inklusive

ganz schoen einfach, fuer den gleichen Preis haetten wir zwar ein gerauemiges Zimmer mit Bad bekommen, doch wir haben uns sofort in die schnuckelige Huette verliebt......yessss.....Panoramfenster inklusive

ein seltener fliegender Frosch hat mich beim duschen ueberrascht

ein seltener fliegender Frosch hat mich beim duschen ueberrascht

Thekkla die alte Brotspinne hat uns auch mal mit ihrer Anwesenheit beehrt

Thekkla die alte Brotspinne hat uns auch mal mit ihrer Anwesenheit beehrt

auf erhoehtem Sockel....Ein Tisch und Stuehle und dann der traumhafte Ausblick auf die Periyar Wildlife Sanctury

auf erhoehtem Sockel....Ein Tisch und Stuehle und dann der traumhafte Ausblick auf die Periyar Wildlife Sanctury

Der Traum von Sateesh aus seinem Anwesen einen Minidschungel zu gestalten nimmt ganz klar Formen an und sein Konzept eines Homestay's der besonderen Art ist unglaublich gastfreundlich.

Im Garten von Satesh findet man neben allen moeglichen bunt bluehenden Blumen Kaffee, Vanille, Banane (3 Sorten), Gewuerze, Minze, Honig, Heilkraeuter und noch viel mehr. Zum Arzt oder ins Krankenhaus geht der froehliche Mann und seine Familie nie, denn die notwendige Medizin gewinnt er aus den Heilkraeutern die vor der Tuer wachsen. Ob Kopfscherzen, Fieber oder sogar Diabethis, er hat ganz schoen viele Hausmittelchen die gegen alle moeglichen Beschwerden hinweghelfen. Am zweiten Abend hat er uns in einige Geheimnisse der natuerlichen Medizin eingeweiht, wofuer er sich ganz schoen viel Zeit genommen hat. Muttermilch, die in Europa wahrscheinlich weniger leicht aufzutreiben sein duerfte, hilft z.b. gegen Augenleiden und in Indien muss man dafuer nur in der Nachbarschaft herumfragen.....no big deal...

Man kann im Haus der Familie die Mahlzeiten einnehmen, die uebrigends mit der Liebe einer indischen Hausfrau zubereitet werden und daher ueberaus schmackhaft sind und bekommt jederzeit Kaffee, Tee oder Wasser. Unbedingt das Tomatocuttney probieren, welches exklusiv nur hier im Angebot steht. Bezahlen muss man grundsaetzlich nichts dafuer, wenn man will kann man am Ende etwas geben, was eigentlich eh selbsverstaendlich ist.

Eine Horde Wellensittiche pfeift den Morgen ein....

Eine Horde Wellensittiche pfeift den Morgen ein....

Sateesh selbst ist sehr naturverbunden und sein Wissen ueber Fauna und Flora ist wirklich bemerkenswert. In der Nacht leuchtet er mit seiner scheinwerferstarken Taschenlampe die Wiese vor dem Wald aus und man kann alle moeglichen Tiere beobachten. Wildschweine, Sambardeer (Wild), Mungo's, Bison's oder Bueffel sind uns ins Auge gekommen. Ein sympatischer Mann dessen Leidenschaft fuer seine tierische und pflanzliche Umwelt unuebersehbar ist und sein Enthusiasmus ist wirklich ansteckend.

....come on...a mungo
Ausserhalb der Hochsaison arbeitet der Naturefreak als Ranger im Nationalpark

....come on...a mungo
Ausserhalb der Hochsaison arbeitet der Naturefreak als Ranger im Nationalpark

Um noch mehr ueber die wuerzige Welt Indiens zu erfahren haben wir am 2. Tag ueber unser Guesthouse eine Spicetour gebucht. Unser erstes Ziel war ein organic Spice- n spaetestens dann zerschlagen als wir den ueppigen Garten betreten hatten. Im Gegensatz zu herkoemmlichen Farmen ist hier von allem was ueberall verteilt gewachsen, was dem Ganzen einen sehr natuerlichen Charakter verliehen hat. Unser Fuerher war Spitze und wir konnten viel ueber die heimischen Pflanzen- und Gewuerzwelt erfahren.....und der Spaziergang durch das Fuellhorn an bunt wachsendem Leben und die damit verbundenen Gerueche waren besonders betoerend....

die wunderbare Pflanzenwelt bringt so einige Schoenheiten mit sich....was war das gleich nochmal fuer ein Ding???

die wunderbare Pflanzenwelt bringt so einige Schoenheiten mit sich....was war das gleich nochmal fuer ein Ding???

Der naechste Stop in einer Teeplantage war eigentlich auch ganz nett, besonders da wir die schwer schuftenden Frauen bei der Arbeit beobachten konnten. Die eigrigen Arbeiterinnen pfluecken in einer Ladung an die 20kg Tee und man staunt wenn man sieht mit welcher Leichtigkeit sie die schwere Last auf ihren Koepfen in Richtung Waage balancieren.

fleissige Frauen, deren Arbeit sicher weniger aufregend ist...zumindest hat eine spezielle Schere vor kurzem das haendische pfluecken abgeloest...

fleissige Frauen, deren Arbeit sicher weniger aufregend ist...zumindest hat eine spezielle Schere vor kurzem das haendische pfluecken abgeloest...

viele Abschnitte in und rund um Kumily sind der grossflaechigen Teeproduktion zum Opfer gefallen...wobei der Ausblick durchaus was fuer sich hat....

viele Abschnitte in und rund um Kumily sind der grossflaechigen Teeproduktion zum Opfer gefallen...wobei der Ausblick durchaus was fuer sich hat....

Sammelort an dem die geflueckten Blaetter gewogen und an die Fabrik weitergeschickt werden....

Sammelort an dem die geflueckten Blaetter gewogen und an die Fabrik weitergeschickt werden....

Die Fuehrung durch die Teefabrik war durch die ausfuehrlichen Erklaerungen unseres Guides (gleichzeit unser Fahrer) eigentlich ueberraschend interessant. Ueberdimensionale Mengen an gruenen uns schwarzen Tee in verschiedenen Qualitaeten werden teilweise (Hauptsaison - Regenzeit) rund um die Uhr durch die doch ziemlich alte Produktionsstrasse geschleust. Der Weg vom Tealeave bis zum trinkfertigen Genuss durchlaeuft viele Stationen, wobei das meiste machinell verarbeitet wird.

Von der Spicetour angregt haben wir Abend noch einen Spiceshop heimgesucht. Der Lotus Spice shop war auch ein Tipp von Alice und aufgrund der hervorragender Beratung und der vernuenftigen Preise ein weiterer Gluecksgriff. Der freundlich Besitzer hat irre viel erklaert, Rezpete geschleudert und alles frisch abgepackt....der fast 2 stuendige Aufenthalt in dem kleinen Laden war sehr spannend...und 3.5 kg feinster indischer Gewuerze sind mittlerweilen schon auf dem Weg nach Oesterreich...

Am 22.05.2007 war es dann endlich so weit....unser Trip in den Dschungel sollte uns auf die Spur von umherstreifenden Tigern, troetenten Elefanten, gaffenden Affen, grasenden Bisons und springenden Wild bringen. Die Tatsache dass wir unseren Jeep mit ein paar anderen Touris teilen mussten hat uns am Anfang so gar nicht gefallen, doch ingesamt hatten wir eine tolle und vor allem sehr lustige Zeit mit dem anglofranzoesischen Mix.

Mit an Bord Mauren, Agathe, Nicolas aus Frankreich und Gavin der schottische Jungarzt der eigentlich aus England kommt.

Wer im Dschungel etwas entdecken will sollte moeglichst sehr frueh aus den Feder kommen und unsere Tour wurde daher schon um 05:15 eingelaeutet. Unser Fahrer Vijas, der uns gestern schon herumcauffiert hat ist ueberaus gespraechig und immer fuer ein Spaesschen zu haben. Wenn man am Morgen in die mueden Gesichter seiner Gefaehrten blick moechte man am liebsten gleich auf der Stelle zu boden sinken und schlafen, doch als die ersten Elefanten in Sichtweite war von Muedikeit keine Spur mehr. Neben uns waren noch ein paar weitere Jeeps auf der Jagd und die Angewohnheit von indischen Touristen herumzubruellen wenn sie etwas erspaeht haben verscheucht die ohne hin schon zurueckgezogen Tiere bestimmt.

Trotz alle dem ist es ungeheuer aufregend wilde Tiere in ihrer natuerlichen Umgebung zu beobachten und selbst wenn man ab und zu nur die Konturen, einen Schweif oder einen Arm vorbeizischen sieht ist es tausendmal interessanter als die tristen Geschoepfe hinter Gittern in einem Zoo zu beobachten.

hinter den dichten Baumzeugs kann man eine Herde wilder Elefanten entdecken...

hinter den dichten Baumzeugs kann man eine Herde wilder Elefanten entdecken...

Unser Guide war wirklich spitze, vor allem hat er tiere gesehen, die wir im leben nicht entdeckt haetten und wir waren immer wieder verbluefft wenn wir ploetzlich angehalten haben. Das gerade ich den Jeep in seine Einzelteile zerlege war natuerlich auch keine grosse Ueberraschung, doch die Stange hat sowieso nur die Aussicht ruiniert.

Nachdem wir mit dem Jeep durch den Urwald in ein Resort vorgestossen sind, dort gefruehstueck haben, gings nach einer Bootsfahrt zu fuss weiter......

Mitten durch den Dschungel ueber Stock uns Stein, eine Tour, die genau nach meinem Geschmack ist. Unserer Fuehrer war eine Mann aus einem der kleinen Doerfer die verteilt im Nationalpark liegen. Sein Englisch war nicht besonders gut, doch hier und da konnte er uns ein wenig die Tier und Pflanzenwelt dieses atemberaubenden gruenen Paradieses naeher bringen. Waehrend unseres Fussmarsches (3h) konnten wir immerhin den frischen Hufabdruck eines Bison's bestaunen...ein paar Froesche an uns vorbei huepfen lassen einige Insekten aufschrecken...und ewig viele leechi's (Blutegel) von unseren Schuhen klopfen.

Selbst die topmodischen AntiBlutegelstutzen haben die blutruenstigen Scheusale nicht von Trinkgelage abgehalten

Selbst die topmodischen AntiBlutegelstutzen haben die blutruenstigen Scheusale nicht von Trinkgelage abgehalten

Bei einer Rast haben wir unsere Schuhe gecheckt und die kleinen Biester sind wirklich ueberall durchgekommen. Gavin hatte bereits einen saftigen Blutfleck inklusive fetten Leechi, der sich durch die socken gelabt hatte. Eigentlich sind die im nicht betrunkenen Zustand bemerkenswert winzigen Geschoepfe ueberhaupt nicht gefaehrlich. Im Gegenteil sie werden sogar Europa mit Erfolg fuer medizinische Zwecke eingesetzt (Blutgerinsel, Trombose, uws.) Mauren die besonders aengstliche Franzoesin hatte den ein oder anderen Urwaldschrei losgelassen, weil wiedermal ein paar Fadenwuermer auf ihrem Schuh herumgetanzt sind. Eigentlich hat so ziemlich jeder, bis auf mich, einen Blutegelsouvenier mit aus dem Urwald genommen, doch wie gesagt ist es weniger dramatisch als gedacht. Unserer Guide ist mit Flip Flops herumgelaufen und hatte natuerlich keine weiteren Schwierigkeiten mit den Teilen.

....Boot....See.....Manu und Helli

....Boot....See.....Manu und Helli

Nach der doch anstrengenden Trekkingtour gab's ein leckeres Mittagsessen und nach einer schlaefrigen ueberlangen Mittagspause wurden wir in ein Tretboot gesetzt um den See neben dem Resort zu erkunden. Manu Gavin und ich hatten ein besonders altersschwaches Model ausgefasst und sind am Anfang kaum von der Stelle gekommen. Das Unteil war halb versenkt und die Steuerung um Stunden zeitverzoergert was das ganze nicht einfacher gemacht hat.

die Einheimisch schippern mit verblueffend einfachen Bambusbooten durch die Gewaesser

die Einheimisch schippern mit verblueffend einfachen Bambusbooten durch die Gewaesser

Im Schneckentempo sind wir den See entlangfahren,konnten ein paar Wasservoegel und Affen beobachten, die in der Ferne durch das Geaest gesprungen sind. Als es dann in Stroemen zu regnen angefangen hat, unser Dach haben unbrauchbar hinter uns her geschleppt, waren wir aufeinmal mindestens ein paar Bruchteile schneller als zuvor. Irgendwie war die Stimmung auf dem See unheimlich gut und der ungewoehnliche Boottrip war echt lustig.

Insgesamt haben wir ziemlich wenig Tiere entdecken koennen, doch die Bewohner des Dschungels wissen zu recht das die Naehe des Menschen sehr brenzlig fuer sie werden kann und diese Tatsache haben wir uns eh selbst eingebrockt. Egal auf der Rueckfahrt im Jeep haben wir alle paar Minuten angehalten um Affen auf den Bauemen zu bewundern, unglaubwuerdig auf Rieseneichhoernchen zu blicken(so gross wie eine katze, wohoooo) und ein paar Sambar's (Wild)zu erspaehen.

Mit ein wenig Fantasie kann man einen Affen auf dem Bild entdecken.

Mit ein wenig Fantasie kann man einen Affen auf dem Bild entdecken.

Wer hier her kommt in der Hoffnung unzaehlige Tiere vors Gesicht zu bekommen wird wahrscheinlich ein wenig enttaeuscht wieder abziehen. Mir peroenlich reicht die wilde Atmosphaere und die wenigen Augenblicke fazinierenden Lebens aus der Ferne zu erhaschen ist immerhin besser als nichts.

nette Begleitung in der Wildnis der Periyar Wild life sanctury

nette Begleitung in der Wildnis der Periyar Wild life sanctury

Kumily selbst ist ein ziemlich atmosphaerischer Ort und alle paar Meter steht ein Gewuerzladen. Die sinnlichen Duefte schweben eigentlich fast staendig durch die Luft und ein Spaziergang durch die teilweise doerfliche Umgebung ist ein absolutes Muss. Die Beschaulichkeit wird jedoch zusehends von immer mehr Guesthaeusern, Shops und sonstigen Touristenkram verunstaltet und nur einige Teile der Stadt haben ihren Charme bewahren koennen. Der Konsumterror hat hier schon lange einzug gehalten und wie an vielen anderen Orten wird die laendliche Kulur immer mehr zurueckgestossen.

Kumily war eines der schoensten plaetzchen, die ich im Laufe meiner Reise entdecken durfte und eigentlich waeren wir gern laenger geblieben, schon allein wegen der genialen Unterkunft und der vielen lieben menschen....doch ein es ist ein weiter Weg zurueck nach Bombay und ein bisschen Strand sollte auch noch mit dabei sein, damit wir euch ein paar Sandkoerner mitbringen koennen.....

© helli l, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Die Welt ist wie ein Buch, wer nie reist, sieht nur eine Seite davon. Nach meiner 1monatigen Pause werd ich nun ins verrueckte Indien stolpern und freue mich schon auf neue und fazinierende Abenteuer in diesem facettenreichen Land. Auf der Suche nach mir selbst und auf der Jagd nach Inspiration und Erleuchtung werde ich hoffentlich fuendig. Soweit so gut, einen genauen Plan hab ich nicht, ich lass mich einfach treiben. gruesse in die heimat helliL
Details:
Aufbruch: 26.12.2006
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: 02.06.2007
Reiseziele: Indien
Thailand
Myanmar
Trivandrum
Der Autor
 
helli l berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.