Indien - ein Traum den ich nun lebe

Reisezeit: Dezember 2006 - Juni 2007  |  von helli l

back in bkk - wasting day und Einbahnstrasse: Treffpunkt Knast - zwei Glasscheiben......

....und 30 min Zeit!

09.01.2007

Nachdem wir wiedermal viel zu lange geschlafen haben, kein Wunder wenn wir immer so spaet in die Federn kommen. Wir waren spaet dran und haben dann ungluecklicherweise knapp die Faehre in Richtung (Nothanburi, Nr. 30) Bangwang Gefaengnis verpasst. Wir sollten puentklich um 01:30 am Schalter vorsprechen und das naechste Boot wuerde erst um 13:00 (immer halbstuendlich) vorbeirauschen. Wie ich gerstern im Internet recherchieren konnte ist es ntowendig puenktlich zu sein, lange Kleidung zu tragen, immer zu Laecheln und genaue Informationen ueber den Haeftling den man besuchen will zu besitzen. Obwohl wir an fast jedem verdammten Dock angehalten haben sind wir trotzdem noch rechtzeitig im Gefaengnis angekommen. Regina predigt immer wieder das postives Denken glueckliche Umstaende zur Folge hat und aufgrund unserer Erlebnisse kann ich ihr nur zustimmen.

Am Schalter ankommen muss man ein Formular ausfuellen und wie zuvor erwaehnt sind die Daten entscheidend ob man Zutritt bekommt oder nicht. Name des Haeftlings, Die Nummer des Zellenblocks, das Strafausmass und das persoenliche Verhaeltnis (Friend reicht vollkommen aus) sind unerlaesslich. Ausserdem braucht man eine Kopie des Reisepasses, kann man auch vor Ort machen, um sich kurz darauf den Besucherausweis um den Hals haengen zu koennen. Auf der anderen Strassenseite befindet sich dann der Eingang zum Besucherzentrum. Zugegeben ich war nervoes und aufgeregt zugleich. Es passiert nich alle Tage dass man einen voellig fremden Menschen im einem thailaendischen Gefaengnis besucht.

Bevor man schliesslich zu den Gespraechsraeumlichkeiten gelangt muss man all sein Hab und Gut dort abladen und darf lediglich die Mitbringsel fuer die Insassen mitnehmen. Es wird genau inspiziert und kontrolliert was man den Gefangenen geben will. Unerklaerlicherweise ist Kaugummi, Eistee, Hustenzuckerln und Coffecreamer (Milchpulver) verboten und muss am Kontrollpunkt abgebenen werden. Danach wird die eingene Person durchsucht, sogar Reginas BH war anscheinend ein potentielles Schmuggelversteck. Eine lange Hose ist auf alle Faelle von Vorteil, ausser man will eine schaebige Fischerhose in der keine Ahnung wie viel schwitzende Besucher zuvor gesteckt haben aufgedrueckt bekommen. Mir ist es so ergangen und juckenderweise kann ich es nicht weiterempfehlen. Die Atmosphaere des Gefaengnisses hatte einen bitteren Beigeschmack und bei der Abgabe des Passierscheines beim naechsten Schalter war ich ganz schoen gespannt. Das Sprechen mit den Haeftlingen erfolgt ueber ein Telefon, wie in einem den vielen Filmen die ich gesehen habe, doch hier war zwischen den vergitterten Glaswaeden noch ein Gang der mind einen halben Meter breit war.

Nun musste man eigentlich nur noch warten bis die gewuenschte Person auftaucht. Regina Gespraechspartner kam zuerst und da wir ja nicht einmal wussten wie unser gegenueber ausschaut war es zu anfang ein wenig verwirrend. Dann war es soweit. Alan Kiernan, 38 Jahre, der 50 Jahre Haft zu verbuesen hat, fuer den unvorstellbaren Versuch mehr als 9000 Ectacytabletten durch den Zoll zu schmuggeln.

Ein freundlicher Mann der ueber das ganze Gesicht strahlte begruesste mich mit einem stuermischen Hello. Unglaublich wie leicht das Gespraech ins rollen kam, wobei ich weitgehend versucht habe Alan reden zu lassen. Erwartet hatte ich eigentlich ein Haeufchen Elend, das jammert wie schlimm es hier ist oder einen finster dreinblickenden Missepeter dem der Hass aus den Ohren quillt. Umso ueberraschender war ein ueberglueckicher positiver Mann der begeistert ueber englischen Fussball, surfen und seine Lieblingsband Oasis geschwatzt hat. Alan fristet sein Dasein mit ca. 20 Mithaeflingen in einem Raum, einer Toilette und einer Kochstelle, wo man darum kaempfen muss um sich ein Mahl zubereiten zu koennen. Zu meiner Verwunderung hat er sich ziemlich wenig beklagt und eigentlich mehr ueber die schoenen Seiten des Lebens berichtet. Er ist jetzt mittlerweilen um die 3 Jahre hier und hat noch weitere 47 vor sich, unvorstellbar. Sein Fall ist noch nicht ganz abgeschlossen und durch die Einberufung koennte er das Strafmass auf 25 Jahre druecken. Leider gottes waren die 30 min viel zu kurz. Eine Oasis Cd hab ich bereits besorgt und werde sie Alan in das Gefaengnis schicken lassen.

Fuer mich war diese Erfahrung ungeheuer wertvoll und es war sehr schoen jemand, dessen Leben so eingeschraenkt ist, eine Freude zu bereiten. Ein Besuch am Vormittag wuerde die Moeglichkeit bieten 2 Stunden miteinander zu sprechen, falls das fuer den Anfang nicht zu viel ist.

Sodala morgen gehts ab nach Myanmar und da der Flieger schon um 07:15 morgends abhebt werden wir die Nacht im Flughafengebaeude verbringen. Vielleicht gibt es dort sogar Schlafmoeglichkeiten, ansonsten schlafen wir halt irgendwo am Boden oder so.

Eigentlich waeren meine Berichte viel ausfuehrlicher ausgefallen, doch die unzuverlaessige Internetverbindung hatte meine Schreibwut entscheidend beeintraechtigt.

mfg
helliL

PS>
tina, danke fuer den ueberlangen eintrag, hat mich sehr sehr gefreut. Schoen dass deine ersten Tage in der neuen Arbeit so erfolgreich waren. Schoene Gruesse an Mum, Flo und ALEX (jetzt weiss ich den Namen ja wieder)

© helli l, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Die Welt ist wie ein Buch, wer nie reist, sieht nur eine Seite davon. Nach meiner 1monatigen Pause werd ich nun ins verrueckte Indien stolpern und freue mich schon auf neue und fazinierende Abenteuer in diesem facettenreichen Land. Auf der Suche nach mir selbst und auf der Jagd nach Inspiration und Erleuchtung werde ich hoffentlich fuendig. Soweit so gut, einen genauen Plan hab ich nicht, ich lass mich einfach treiben. gruesse in die heimat helliL
Details:
Aufbruch: 26.12.2006
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: 02.06.2007
Reiseziele: Indien
Thailand
Myanmar
Trivandrum
Der Autor
 
helli l berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.