Indien - ein Traum den ich nun lebe

Reisezeit: Dezember 2006 - Juni 2007  |  von helli l

Thanjavur - wie es ist Feuer zu spucken

12.03.2007

An diesem Morgen hab ich mit Erleichterung festgestellt dass ich in meinem Hotelzimmer in Pondicherry und nicht im Veganer Alptraum Sadhannaforest das Licht des Tages erblickt habe.

Da es in Pondicherry nicht mehr zu tun gibt, ausser natuerlich ein leckeres Schockocrossoint zum Fruehtstueck zu schmatzen, werd ich heute meine Weiterreise in den Sueden Indiens weiter fortsetzen. Mein naechstes Ziel ist Thanjavur, eine Stadt die von den meisten Touristen ausgelassen wird, doch aufgrund der kulturellen Kostbarkeiten sicher einen Abstecher wert ist. Mein Weg zum Busbahnhof, quer durch Pondicherry, war muehsam und hat fast eine halbe Stunde gedauert. Obwohl in meinem Reisefuehrer geschrieben steht dass eine direkte Busverbindung nach Thanjavur besteht (sogar 20xtaeglich) konnte ich nichts dergleichen in die Finger bekommen. So hiess es erstmal nach Chidambaram und von dort sollte mich dann ein anderer Bus zum gewuenschten Ort befoerdern.

Mein erstes Vehikel stand schon bereit und ich musste mich nur noch durch die rostigen Klapptueren ins Innere schwingen. Wow, freie Sitzwahl, ist etwa Weihnachten und Ostern zusammen? Enspannt konnte ich mich sogar auf 2 Platzen nieder lassen, zumindest die erste halbe Stunde. Spaeter nahm dann ein kleiner schmaechtiger Inder den Platz neben mir ein. Sabara, ein Fliessenleger aus Chidambaram, der eigentlich fast kein Englisch gesprochen hat und trotzdem haben wir uns die naechste Stunde mehr oder weniger unterhalten. War ganz witzig, ein Mix aus broeckeligem Englisch, aktiver Phantomimie und stotterndem Tamil aus meinem Reisefuehrer. Der sympatische Bursche ist 21 Jahre alt und wartet nur noch darauf bis er seinen 25 Geburtstag feiert. Dann kann er naehmlich seine zukuenftige Braut, die er noch nicht mal kennt (natuerlich alles von Papi arrangiert), endlich heiraten darf. Ein Fliessenleger in Indien verdient uebrigends ganze 60 Euro im Monat, peanuts im Vergleich zu europaeischen Gehaltszetteln.

In Chidambaram haben wir noch Telefonnr. ausgetauscht, nur im Falle des Falles, und ein strahlendes Gesicht hat mir zum Abschied noch. zugezwinkert. Tamil Nadu, das rauhe und dreckige Juwel Suedindiens ist durchaus auch ein Ort wo man zahlreiche nette und sympatische Menschen kennenlernen kann.

Der naechste Bus den ich betreten hat war schon im Begriff loszufahren und ich bin gerade noch rechtzeitig ins Innere geflogen. Ein ziemlich harter Aufprall, doch besser als auf den naechsten zu warten. Als ich mich wieder aufrappelt hatte, ein paar Einheimische haben netterweise geholfen, blickte ich in einen bis auf den letzten Platz gefuellten Bus. Oje, die Fahrt sollte so an die 3 Stunden dauern und der Gedanke daran diese stehenderweise zu verbringen war nicht gerade einladend. Unerwarterterweise hat mich der Ticketverkaeufer dann doch auf den letzten freien Platz, direkt nebem den Fahrer geschleift. Juhuu, doch ich hatte die Rechnung ohne die Hupe des Fahrers gemacht.

Bei jeder kleinen verkehrstechnischen Aenderung, was heisst sobald dem Fahrer etwas in den Weg kam (auch schon aus km weiter Entfernung)drueckte er unaufhoerlich die ohrenbetaeubende Hupe, welche auf extraloud gestellt war. Der selbsternannte King of the road, mit Elvis Kotletten geschmueckt, hatte eine Fahrstil bei dem man sich eigentlich nur uebergeben kann. Waghalsige Ueberholmanoever, quietschend Reifen und die Kurvenlage war hart an der Grenze.

Nebenbei kramte der Lebensmuede aus seinem paan emergency kit alle Zutaten heraus um sich waehrend der Fahrt ein paar Pakete des ekligen Zeugs zu basteln. Hey, waer nicht schlecht wenn du mal auf die Strasse schauen wuerdest.

Untermalt wurde der hupende Horrortrip, welcher immer schlimmer wurde sobal wir eine Stadt ansteuerten, von einem tamilischen Kampffilm der unueberhoerbar laut durch meine Gehoergange fegte. An Schlaf war da natuerlich nicht zu denken und so hiess es Zaehne zusammenbeissen und zu versuchen nicht die Nerven zu verlieren.

Eigentlich sollte mich der Weg von Pondicherry nach Thanjavur so an die 5h kosten. Gedauert hat das ganze ein wenig laenger und erst am spaeten Nachmittag hab ich dann endlich die Stadt meiner schlaflosen Fahrt erreicht. Die letzte Halbe Stunde waer mein Kopf fast geplatzt,das laute Gehupe war wirlich zum Haare ausreissen.

Auch in Thanjavur tost der Vekehr und als ich ueber eine kleine Seitengasse mein Hotel erreichte stellte sich endlich so etwas wie Ruhe ein und ich war froh, mein Trommelfell wird es mir danken. Betaeubt von der langen Anfahrt hab ich mich die 2 Stockwerke zu meinem neuen Zimmer hinaufgeschleppt. Fuer den Preis von 3 Euro kann ich wirklich nicht meckern. Ein makellos sauberes Zimmer mit Bad, eine westliche Sitztoilette und sogar heissem Wasser fuer eine Bucketshower, wobei den Fernseher haetten sie sich eigentlich sparen koennen. Das Valli Hotel ist echt ein super Deal und das Personal ist zuvorkommend und mehr als freundlich.

Sodala, obwohl ich eigentlich hundemuede war hab ich mich aufgerafft um die Stadt ein wenig zu erkunden. Mein Weg fuehrte mich ueber die belebte Hauptstrasse, vorbei an unzaehligen Geschaeften, Restaurants und bunten Blumenstaenden. Mein Abendessen bestand aus Parotta und dem wahrscheinlich bestem Kokusnusschuttney das ich bisher verputzt habe. Das andere war irgendwas mit Bohnen, dachte ich zumindest. Gruene Bohnen, mmhh lecker. Die feurige Sensation die nach einem grossen Loeffel in meiner Mundhoehle zu brennen begann war unschreiblich. Helli der Feuerschlucker, kein Wunder wenn man eine ganze Ladung gruener Chillischoten in die Futterlucke stopft. Das naechste mal werd ich wohl ein wenig vorsichtiger sein. Natuerlich ist den anderen Speisenden mein hochroter Kopf nicht verborgen geblieben, irgendwann (sobald ich wieder Luft holen konnte) hab ich dann auch angefangen zu lachen.

Der erste Kontakt mit den Einheimischen war sehr unterhaltsam und vor allem die weiblichen Polizisten haben gerne ein bisschen geplaudert.

Nach meiner Rueckkehr musste ich dann noch ein wenig Waesche waschen, erledigt sich schliesslich nicht von selbst.

Macht eigentlich nicht soviel spass, wie es den Anschein hat

Macht eigentlich nicht soviel spass, wie es den Anschein hat

© helli l, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Die Welt ist wie ein Buch, wer nie reist, sieht nur eine Seite davon. Nach meiner 1monatigen Pause werd ich nun ins verrueckte Indien stolpern und freue mich schon auf neue und fazinierende Abenteuer in diesem facettenreichen Land. Auf der Suche nach mir selbst und auf der Jagd nach Inspiration und Erleuchtung werde ich hoffentlich fuendig. Soweit so gut, einen genauen Plan hab ich nicht, ich lass mich einfach treiben. gruesse in die heimat helliL
Details:
Aufbruch: 26.12.2006
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: 02.06.2007
Reiseziele: Indien
Thailand
Myanmar
Trivandrum
Der Autor
 
helli l berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.