Indien - ein Traum den ich nun lebe

Reisezeit: Dezember 2006 - Juni 2007  |  von helli l

Varkala - Kulturschock und Regenflut

09.04.2007 -16.04.2007 (byw. 17.04.2007)

Der Weg aus Trivandrum war um einiges schwerer als erwartet und der Busbahnhof hier ist so ziemlich das chaotischste was ich bisher in Indien erleben konnte.
Eigentlich sollte der Bus nach Varkala um 11:00 (Verbindung ist stuendlich)am Terminal 7 losfahren. Um 12:00 stand ich immer noch wie bestellt und nicht abgeholt. Da es im Bereich vom Terminal 7, vier Einfahrten gab bin ich jedesmal wenn ein Bus angerauscht kam hingestuermt um zu erfahren das es der falsche ist, was aufgrund des regen Verkehrs ziemlich anstrengend war. Als ich schon gar nicht mehr daran geglaubt hatte bekam ich doch noch ein Nicken als Antwort. Die Freude hat nicht lang angedauert, denn der Bus hatte ein technisches Problem und ist so schnell wie er aufgetaucht war auch wieder verschwunden. Genial, keiner konnte mir sagen wie es weiter gehen sollte...

puttu, typisch keralisches Fruehstueck

puttu, typisch keralisches Fruehstueck

Ein netter Einheimischer hat mich schliesslich in einen anderen ueberfuellten Zustand auf 4 Raedern verfrachtet und von dessen Ziel aus konnte ich ohne weitere Probleme einen Anschluss nach Varkala bekommen. Unter dem Lenkrad sind die buntesten Kabel aus den Armaturen herausgehaengt und durch die Loecher im Boden konnte man den vorbeiziehenden Strassenbelag naeher betrachten. Selbst ein speedbraker, Betonhuegel, ist fuer einen waschechten indischen Busfahrer kein Hindernis und die ploetzliche Fliehkraft hat die Insassen, mich eingeschlossen, ziemlich durchgeschuettelt.

Der 43km lange Weg hat mir wiedermal ein paar Stunden geraubt und in Varkala hat mich erstmal ein Meer aus schwarzen Wolken und Donner begruesst. Regenzeit ist eigentlich noch nicht angesagt doch die letzten Tage ist das Wetter eigentlich immer schlechter geworden, hoffentlich aendert sich das.

Varkala, genauer gesagt das North Cliff Top, ist eigentlich nicht das was ich mir unter einem entspannenden Paradies vorgestellt habe. Obwohl zur Zeit keine Hochsaison ist stolzieren ueberall jede Menge Touristen herum und die vielen Hotels, Restaurants und Geschaefte lassen auf ein florierendes Geschaeft schliessen.

Die Preise sind auch recht saftig, doch im bamboo village konnte ich noch ein einigermassen billiges Bett in sauberer Athmosphaere finden, leider sind die netten Bambushuetten (mit Balkon) eindeutig zu teuer fuer mich und so liegt mein Zimmer im Hauptgebaeude.

Der Ausblick von den Klippen ist einfach atemberaubend und sobald sich die Sonne mal wieder blicken laesst werd ich hoffentlich auch Gelegenheit haben ein wenig Strand und Meer zu geniessen.

Als der Regen, der auf der anderen Seite eine angenehme kuehle Brise mit sich gebracht hat, ein wenig nachgelassen hatte, wollte ich erstmal die Umgebung erkunden. Weit bin ich nicht gekommen. Aus der Anlage um die Ecke bin ich in einem Juweliergeschaeft haengengeblieben. Zu meiner Ueberraschung wollte mir keiner was verkaufen und die Einladung zu einem typisch indischen Essen konnte ich nun wirklich nicht abschlagen. Mit einem museumsreifen Motorrad, dessen Sound sogar den Donner uebertoent hat, sind wir zum Haus von Rahul gefahren.

Gelandet bin ich dann schlussendlich in einer Party-WG wo den ganzen Tag gewaltig der Rauch aufgeht. Ausser Rahul wohnen hier noch ein paar andere Inder und eine Franzoesin, deren Namen ich schon wieder vergessen habe und ihre Erscheinung haette nicht kuenstlicher sein koennen. Erstmal gabs alu mutter (Kartoffel und Erbsen in genial feuriger Sauce) und parotha, und ich muss sagen das von den Kochkuensten der Chaos WG ziemlich beeindruckt bin. Draussen hat es wie aus Kuebeln gegossen, eine Stromausfall folgte dem naechsten, und in dem funky house sind immer mehr bewohner und andere Gaeste aufgetaucht. Eigentlich war ja alle recht nett doch irgendwie waren die meisten einfach zu cool fuer diese Welt und das protzige Machtgehabe war teilweise richtig anstrengend. Andere waren weniger hoch trabend und dadurch war es eigentlich eine recht entspannter Nachmittag. Ausserdem konnte ich erstmals eine Partie Schach in Indien zu meinen Gunsten entscheiden und wiedermal ein bisschen auf einer Gitarre herumzuklimpern war einfach genial. Die Stunden verflogen und die Einladung zum Abendessen konnte ich dann nur schwer ablehnen. Wir haben alle zusammen gekocht und ich konnte erstmals Chappati kneten und ein paar andere Geheimnisse der indischen Kueche lueften. Das Fishcurry war einsame Klasse und ich war froh nicht in einem der touristischen Cafe's am Clifftop festzuhaengen. Gegessen haben wir dann alle gemeinsam am Boden und die Atmosphaere war einfach spitze. Irgendwie bin ich hier versumpft und ich war sehr ueberrascht wieviel Gastfreundschaft mir entgegengebracht wurde. Irgedwann, ich war immerhin schon so an die 8 Stunden hier, ist mir das ganze zu gruen geworden und die meisten der Leute waren sowie schon in anderen Sphaeren unterwegs. Nach Mitternacht hat mich dann noch jemand bei meinem Bungalow abgesetzt und da ich eindeutig zuviel gegessen hatte, es war einfach zu gut und man will ja auch nicht unhoeflich sein, bin einfach nur noch ins Bett gefallen.

Die naechsten Tage wurde ich immer wieder ins das Lifestylehaus eingeladen, doch irgendwie hab ich keine grosse lust verspuert den ganzen Tag dort abzuhaengen und mir das geprotze und die coolen Sprueche reinzuziehen. Doch wie bringt man das den aufdringlichen Bewohnern nur bei? Meine Palette an Ausreden war ziemlich schnell ausgeschoepft und selbst wenn jemand im Geschaeft war den ich noch nicht gekannt habe, mich hat sowieso schon jeder gekannt und es wurde jeden Tag noch schwerer mich davor zu druecken. Sicher es gibt dort leckeres Essen, doch der Preis ist einfach zu hoch. Angesichts meines immer mehr ins wanken kommenden Luegenkonstrukts ist mir immer noch schleierhaft warum die verschiedenen, meist unbekannten Leute mich immer wieder ins dieses Haus schleppen wollten und wie sich herausstellen sollte war mein ungutes Gefuehl nicht von ungefaehr. Mehr davon spaeter.

Am zweiten Tag hatte ich dann ein wenig mehr Zeit die Klippen von Varakala zu erkunden, es hat gottseidank auch aufgehoert zu regnen und wie ich feststellen konnte ist dieser Ort wirklich gnadenlos touristisch und ich bin heilfroh das Nebensaison ist sonst waer das ganze wirklich unertraeglich. Viele junge Inder, gestylt nach westlichen Vorbild, sitzen vor den Geschaeften und pfeifen den vielen leichtbekleideten Touristinen hinterher und wie es scheint ist es ein beliebter Ort fuer einsame Frauen um mit indischen Maennern in Kontakt zu kommen. Es geht halt auch andersrum. Wenn man sich mit den westlichen Abklatschen, im Haus von Alex hat es nur so davon gewimmelt, unterhaelt kommt man sich aufeinmal weitaus weniger europaeisch als sein Gegenueber vor, irgendwie schraeg.

Ich bin nun schon mehr als 2 Monate unterwegs und hab viele Orte mit dem typisch indischen Flair erleben koennen, doch hier stellt es mir echt die Haare im Nacken auf und irgendwie hab ich in Varkala erstmal einen umverdrehten Kulturschock eingefahren.

Ansonsten kann man hier in den vielen Geschaeften und sogar Supermaerkten alles kaufen was das westliche Herz begehrt und die vielen touristischen Lokale haben neben fadem indischen Essen auch Pizza, Pasta und andere auslaendische Gerichte wie Pancake oder Burger auf der Speisekarte.

Die Aussicht von der Klippe und die palmengesaeumte Kueste ist wunderschoen und auch der Strand entschaedigt zumindest ein wenig und laesst den westlichen Alptraum nicht ganz so schlimm erscheinen. Manche moegen hier ihr Paradies gefunden haben, inmitten von Souvenierlaeden, Plastikfiguren, teilweise aufdringlichen Shopbesitzern und das nichtssagende Flair eines Golfplatzrasen (eigentlich ein Hotel), doch mir ist das ganze eindeutig eine spur zu viel.

In meinem Reisefuehrer, Recherche duerfte ca. vor 1.5 Jahren erfolgt sein, ist nur die Haelfte der Klippe eingezeichnet und es ist fast unglaublich wie schnell der Bauboom hier eingesetzt hat. Das Bamboo Village als ruhig und abgelegen beschrieben ist inzwischen mittendrin in der touristischen Tretmuehle.

Der Strand ist dafuer ueberraschend sauber und es gibt sogar ein paar Rettungsschwimmer, die darauf aufpassen dass niemand ertrinkt. Ist auf alle Faelle notwendig, Varkala ist fuer seine tueckische Stroemung bekannt und jede Jahr ertrinken einige Menschen hier. Zur Zeit sind die Wellen ziemlich hoch, was natuerlich genau nach meinem Geschmack ist und man muss schon sehr aufpassen nicht zu weit rauszuschwimmen.

Irgendwie hab ich mich damit angefreundet gleich wieder von hier ab zu hauen, haett ich beim Fruehstueck Alice nicht getroffen, waer das sicher auch der Fall gewesen. Komisch, doch irgendwie kommt oft alles ganz anders als man denkt und es ist oft besser als man eigentlich erwartet haette. Alice, eine deutsche Frohnatur mit der man unglaublich gut und vor allem lang quatschen kann war aehnlich angewidert von ganzen westlichen Zirkus hier und wollte fuer die letzte nacht noch ein billiges Zimmer finden. Neben meinem Zimmer war noch ein anderes frei und so hat sie sich auf den Weg gemacht.......

Inzwischen hab ich mich ein wenig von brechenden Wellen durchschuetteln lassen und einfach mal am Strand relaxt. Am spaeten Nachmittag hat es dann wiedermal ordentlich zu regnen begonnen und eigentlich wollt ich im Supermarkt nur noch ein paar Kekse kaufen....

Bei der Gelegenheit hab ich alice wieder getroffen. Sie hat das Bamboovillage nicht gefunden, was ich bei der dichten Besiedlung auch sehr gut verstehen kann. Anstatt dessen hat sie ein abgelegenes Resort entdeckt, ein Mann hat sie angequatscht, wo man inmitten von Palmen einen ruhigen Bungalow fuer 200 rupies (gleicher preis wie mein Zimmer bamboo nightmare) sein eigen nennen kann. Spottbillig und nur aufgrund der Nebensaison moeglich.

Ausserdem kocht der Besitzer typisch keralisch und so kann man den ueberteuereten und nach westlichen Geschmack adaptieren langweiligen Frass, es gibt auch Orte wo es besser schmeckt, in den vielen so typisch unindischen Lokalen aus dem Weg gehen. Meine sonst so geliebten meals oder anderen einheimischenlokale gehen mir hier schon richtig ab.

Wir sind noch auf einen Tee in das naechste Cafe und eine Reihe von Stromausfaellen, Blitz, Donner und heftige Schauer haben uns erstmal ein paar Stunden dort gefangen. Was jedoch nicht weiter schlimm war, so blieb Zeit fuer weitere interessante Gespraeche. Irgendwann war der Hunger dann riessengross und wir haben uns auf den Weg zu dem Resort gemacht. Es war stockdunkel, Taschenlampe hatten wir natuerlich auch keine dabei und sind im Regen den Strand entlang gestolpert und waeren kurz vor der Anlage, dort wo ein kleiner Fluss zum Meer muendet fast von der Stroemung umgerissen worden...ui ui ist gerade noch mal gut gegangen.

In den ersten paar Naechten hat es eigentlich ziemlich viel geregnet, doch ab dem dritten Tag haette das Wetter nicht besser sein koennen, wobei dadurch natuerlich auch die Temperaturen ziemlich in die Hoehe gekraxelt sind. Am Strand laesst es sich auch bei der Affenhitze locker aushalten.

Nach einem koestlichen Essen, typisch indisch halt, hat mir alice ihren Bungalow gezeigt und mir wurde klar dass ich unbedingt hier her umsiedeln muss. Als ich am Morgen darauf mit sack und pack dort anrueckte und die tropische Palmenidylle auch bei Tageslicht genosssen habe war klar dass ich wirklich Glueck hatte und die Kette von Zufaellen, die mich hier hergefuehrt hatte ist bei naehrer Betrachtung wirklich bemerkenswert.

Normalerweise bekommt man so einen Bungalow nie im Leben um den Preis und die nette Nachbarin (Alice), eine ueppige Pflanzen und Tierwelt gab dann noch gratis dazu. Adler, die mit ihren Rufen der Freiheit sanft vom Wind durch die Luefte getragen werden, eifrige Buntspechte (sind im Gegensatz zu unseren Breiten, wirklich bunt)die im Rhytmus der Natur ihre Arbeit verrichten, Schlangen und Froesche, die sich dramatische Kaempfe im naechtlichen Gewaesser der Kanaele, die sich durch die Anlage ziehen, liefern. Ausserdem hab ich auch ein paar Mungo's, irgendwie wieselartig, aus den Felsen und aus den Bueschen vor meinem Bungalow herausblinzeln sehen.

Meine Zeit in Varkala ist einfach herrlich. Den ganzen Tag nichtstum und einfach die Seele baumeln lassen, gut essen, lesen und zu einer Wasserratte mutieren, einfach herrlich. In der Abgeschiedenheit eines tropischen Paradises kommt man aus dem Traeumen nicht mehr heraus. Das Paradies hat natuerlich auch einen Namen. Mainakam, gleich neben der Moschee und unweit eines kleinen Fischerdorfes, kleiner Strand inklusive.

Amjad der sympatische Besitzer dieses herrlichen Fleckchen's ist ein echt netter Typ und das Ergebnis seiner Kochkuenste sind im Gegensatz zu dem langweiligen Essen auf der Klippe ueberaus schmackhaft.

mein Traum im Gruenen

mein Traum im Gruenen

Der Weg zu Klippen, wo man zwischendurch mal einen Saft schluerfen oder andere Besorgungen machen kann, ist auch nicht wunder weit, ca. 15 Minuten und auf dem Weg dorthin gibt es zwei kleiner Straende, die zur Haupsaison (Nov bis Jaen) aufgrund des Wasserstandes um einiges groesser sind, abseits der Touristenmasse, die sich zur Zeit jedoch gott sei dank noch im normalen Rahmen befindet.

Ho ruck, alle mit angepackt, der Fang wird reingeholt

Ho ruck, alle mit angepackt, der Fang wird reingeholt

Unweit des Resorts steht noch ein winzig kleines Fischerdorf, dessen Einwohner sehr freundlich sind und man kann immer wieder, je nach dem wie spaet es ist, ihren Alltag mitverfolgen, vom Fang holen bis zum netz flicken, ihnen helfen ihre ueberaus schweren Boote an land zu zerren oder einfach nur ein wenig mit ihnen plaudern.

das Leben im kleinen Fischerdorf

das Leben im kleinen Fischerdorf

Alice, die gerade eine Ausbildung zum Heilpratikerin gemacht hat ist genauso begeistert von Indien wie ich und wir sitzen immer wieder zusammen und reden ueber gott und die welt. Langeweile kommt da keine auf und da unweit unserer Anlage ein kleiner Minnistrand aus dem Wasser ragt, ist die Abkuehlung zwischendurch auch nicht weit entfernt.

Irgendwann bin ich dann noch in Laticia (Frankreich) gelaufen. Sie war ein wenig laenger als ich im Ashram und ist dann eher ueberstuerzt, sie wollte die ganzen 2 Wochen bleiben, abgereist und beschreibt ihre Erfahrungen zum Schluss eher negativ. Das Alleinreisen macht ihr ueberhaupt keinen spass und sie ist froh bald wieder in New York zu landen, wo sie schon seit 10 Jahren lebt.

Anjad, ein immer laechelndes Gesicht, der Besitzer der Anlage bereitet das Essen zu Hause zu und wir sind immer wieder von der Koestlichkeit der Mahlzeiten begeistert. Die natuerliche Umgebung, abseits der touristischen Welt ist genau das was ich gesucht habe und die Ruhe und Entspannung ist einfach herrlich und nach meiner bisherigen turbulenten Reise auch laengst ueberfaellig.

traumhafte Ausblicke von der Klippe

traumhafte Ausblicke von der Klippe

Die Tage verstreichen und die einzige Sorge, die ich zur Zeit habe ist mir Gedanken darueber zu machen, was im Laufe des Tages so auf meinem Speiseplan stehen wird. Unglaublich wie entspannt ich bin und das an das suesse Nichtstun koennte man sich glatt gewoehnen. Auch Alice geniesst die Zeit hier in vollen Zuegen und Amjad, ein perfekter Gentelman, kuemmert sich besonders um sie und sein sympatisches Wesen ist wirklich bemerkenswert. Es ist gar nicht so selten dass man als Frau in Indien besondere Gastfreundschaft, ohne jedliche Hintergedanken, erfaehrt. Alice war nur 3 Wochen in Indien und kann einige positive Beispiele in ihrem Naehkaestchen speichern.

Wasser in Sicht

Wasser in Sicht

Als ich wie verzaubert von der atemberaubenden Kulisse der untergehenden Sonne auf einer Mauer sass habe ich einen alten Fischer getroffen. Fuer seine 63 Jahre war er eigentlich ziemlich fit und ich war verbluefft was er alles veranstaltet hat um ein paar Rupies zu ergattern.

Von Liegestuetzen und anderen Turnuebungen, ueber Bruce Lee performane zum einheimischen Gesang wollte er mich ueberzeugen ihm ein wenig Geld zu geben. Vor allem das breite Grinsen, was er gesprochen hat hab ich leider nicht verstanden, hat es schwer gemacht nein zu sagen. Leider hatte er bereits eindeutig zuviel getrunken, was schliesslich meine Entscheidung nichts zu geben erleichtert hat.

mmhhhhh

mmhhhhh

Eines Abends, Alice war in die Stadt gefahren, wollte ich mich gerade fertig machen um in die Stadt bzw. auf die Klippe zu gehen als ploeztlich..........

.....Unmengen an Feuerfliegen durch den Spalt unterhalb des Daches in meinen Bungalow schwaermten und ich schwer ueberfordert war den klebrigen Dingern aus zu weichen. Meiner erster Gedanke war Flucht und als ich die Tuer aufgerissen habe....noch mehr von den Biestern draussen....verdammt. Der aufdringliche Sound der vielen schlagenden Fluegel hat das ganze noch unangenehmer gemacht.
Licht aus und ploeztlich war alles still. Eine halbe Stunde in der Dunkelheit spaeter hab ich langsam das licht angedreht und vor meiner Tuer und auch drinnen lagen jede Menge toter Fliegen. Ameisen, Spinnen, Geko's und sonstige gefraessige Genossen haben bereits mit der Reinigung begonnen und ich war heilfroh endlich meine Ruhe zu haben.

Am Tag zuvor hat Anja mir erklaert das diese spezielle Spezies nur ein paar Stunden uberlebt und wenn man das Licht abdreht ist dem Schauspiel ziemlich schnell ein Ende gesetzt.

Die Wasserbecken quer durch das Resort waren ein Fuellhorn an amphiebischem Leben

Die Wasserbecken quer durch das Resort waren ein Fuellhorn an amphiebischem Leben

Ein anderes tierisches Erlebnis war das Zusammentreffen mit der groessten Spinne die ich auf meiner bisherigen Reise entdecken musste. Kleine Spinnen lass ich inzwischen schon auf meiner Hand entlang krabbeln, doch irgendwo sind meine Grenzen erreicht. Ein fettes unrasiertes Spinnenbein ist wirklich kein besonders reizvoller Anblick.

Ich bin mir sicher das eklige Spinne nichts boeses im Schilde gefuehrt hat, doch schon allein der Gedanke in direkten Kontakt mit dem Scheusal zu kommen war grund genug in panik auszubrechen. Da jedes Lebewesen seine Berechtigung auf Gottes Erden haben sollte schied die Variante eines eiskalten Mordes schon mal aus. Die Kuebel und Papiermasche stand ausser Frage, dafuer war das harrige Ding eindeutig zu gross. Vibrationen, that's it. Die Spinne sass in der Ecke und aus sicherer Entferung hab ich alles, leere Plastikflaschen, Buecher, Stifte usw., was mir in die Finger gekommen ist gegen die Wand gepfeffert um mit den daraus resultierenden Vibrationen sie unsanft vor die Tuer zu verfrachten. Das ganze Spiel hat sich unglaublich in die Laenge gezogen, doch irgendwann hab ich es dann doch geschafft und konnte beruhigt in den Schlaf sinken.

Die unvergesslichen Sonnenuntergaenge, Sonnenaufgang hab ich prinzipiell verschlafen, haben mir besonders gut gefallen und das aufregende Zusammenspiel mit Wolken, dem rauschenden Meer und einer Vielzahl an umherkreisenden Voegeln war ein beeindruckendes Schauspiel.

praechtige Daemmerung

praechtige Daemmerung

Zwischendurch wurden die Wellen immer groesser. Den anfaenglichen Respekt hat man eigentlich ziemlich schnell verloren und man wird immer risikofreudiger. Oft scheinen die Wellen nicht sehr gross zu sein, doch die tosende Kraft kann einen ziemlich leicht umhauen. Auf der Spitze einer hohen Welle getragen zu werden ist atemberaubend, doch irgendwann verpasst man den Augenblick und wird in die Welle gezogen. Keine Chance zum Auftauchen, man wird so durchgewirbelt das man keine Ahnung hat wo oben unten links oder rechts ist und der salzige Geschmack im Mund den man nach einem solchen Abenteuer hat ist eine Warnung fuer die Zukunft. Wenn man dann wieder am Grund entlang in Richtung Land gespuelt wird faengt man sich den ein oder anderen brennenden Kratzer ein, was jedoch noch nicht weiter schlimm ist. Nicht zu vergessen die ungeheuer starke Stroemung hier, die auch ohne brechende Wellen schon grund genug zur Vorsicht gibt.

An manchen Tagen war die Stroemung so stark dass von Schwimmen eigentlich nicht mehr die Rede sein konnte. Egal ob vor oder zurueck man war meist der Gnade der Wellen unterlegen um dort hinzutreiben wo man es gerade wollte. Die meiste Zeit ueber war es hingegen eine riesen Gaudi sich in die Wellen zu schmeissen und meine Plantscherei hat meist einige Stunden angedauert, ich konnte einfach nicht genug davon kriegen.

eine der kleineren Auslauefer einer Welle

eine der kleineren Auslauefer einer Welle

Sobald man sich in etwas touristischere Ort begibt wird man fruher oder spaeter feststellen, dass sich dadurch auch das Verhalten der Einheimischen entscheidend aendert. Was zaehlt ist die Kaufkraft und somit deine Geldtasche und auch hier sind viele shopbesitzer, vor allem in der Nebensaison, um jeden Preis darum bemueht ein paar Rupien einzufahren. Manche sind dabei recht plump an die Sache herangegangen, doch auf der anderen Seite war ich ziemlich ueberrascht wieviel unglaublich nette Menschen hier ihren Lebensunterhalt verdienen. Der nette Besitzer des Cafe's in dem ich fast jeden morgen zum Fruehstueck vorbei geschaut hat, hat nicht nur ein paar indische Lieder getraellert sondern auch ohne Aufpreis mein Fruehstueck aufgemotzt und mir damit den Tag vesuesst.

Das immer laechelnde nordindische Paaerchen, dessen gemischte Hund und Katzfamilie wirklich allerliebst waren und die eine von den wenigen waren die eigentlich nie aufdringlich ihre Waren angpriesen haben.

Ayjay, die indische Ausgabe von Meister Proper hat einen Buchladen mit einem Riesenangebot und lebt eigentlich mit seiner deutschen Frau in Berlin, doch es zieht ihn immer wieder in die Heimat. Der Standort weit ab vom Schuss ist weniger guenstig und so wird er Ende Mai eine Arbeitsstelle in einem Wellnesshotel im schoenen Tirol antreten.

Wenn man so am Cliff entlangspaziert, in einem Cafe sitzt oder sonst was macht kommt man natuerlich auch mit jeder Menge anderer Traveller in Kontakt. Meistens eher unspektakulaer, doch wenn man eine Innsbruckerin trifft schaut das Ganze natuerlich anders aus. Sarah eine junggebliebene Aerztin wohnt schon seit vielen Jahren in Deutschland doch ihre eigentliche Wurzeln entspringen im schoenen Innsbruck. Nach der Tsunami Katasprophe war sie eine von jenen die direkt vor Ort geholfen haben und ihr Einblick in die undurchsichtigen Geschaefte der vielen Hilfsorganisationen waren ziemlich ernuechternd. Ihre Antwort auf das Dilemma war das Schaffen eigener Projekte, welche auch heute noch nach wie vor aktiv sind. Respekt.

Die erste Station der Fluechtlinge aus dem Ashram in dem ich war ist eindeutig Varkala. Immer wieder sind mir bekannte Gesichter ueber den Weg gelaufen und bis zum schluss haben es eigentlich nur wenige ausgehalten. Fernando, der brasilianische Koch, zum Beispiel hat einen Tag vor Ablauf der 14 Tage aufgegeben und haette es keine Minute laenger ausgehalten.

das Foto haett mich fast meine Kamera gekostet

das Foto haett mich fast meine Kamera gekostet

An meinem letzten Abend hab ich dann doch noch herausgefunden was der ganze Rummel um das Haus zu bedeuten hatte...DANKE, ich hab ja gleich gewusst das da was im Busch ist. Alex, einer der Freunde von Rahul hat mich in einem Internetcafe, die ueberigends die meiste Zeit keine gescheide Verbindung oder gar keine auf die Beine bringen, abgepasst. Rahul, Alex.....und die vielen anderen schmierigen Gestalten sind im Juweliergeschaeft und da das Exportvolumen aufgrund grosser Steuerbetraege beschraenkt ist wollten sie mich als Kurier engagieren. Flug von Trivandrum nach Wien, 1 Tag Aufenthalt zur Uebergabe der Steine und dann wieder zurueck nach Indien. Meine Aufwandsentschaedigung sollte die Kleinigkeit von 8000 Euro betragen und bei dem Gedanken an soviel Scheinen koennte man glatt auf das Geschaeft einsteigen. Da mir die Personen auessert zwielichtig erscheinen und ich keine Lust habe mit der oesterreichischen und vor allem nicht mit der indischen Justiz zusammen zu prallen hab ich das verlockende Angebot glatt abgelehnt. Die Finanzspritze, mein Konto wird immer leichter, haette ich sicherlich gut gebrauchen koennen doch irgendwie ist mir das ganz dann doch ein wenig zu heiss. Wenn ich mir die Bande so anschau bin ich mir gar nicht so sicher ob da keine Drogen im Spiel sind, Geschaefnis in Asien, prost mahlzeit.....

das schoenste zum Schluss...

das schoenste zum Schluss...

17.04.2007

Mein letzter Tag war von Wehmut gepraegt, ein letzter Sprung ins kuehle Nass, die Umgebung noch mal kraeftig aufsaugen und natuerlich wiedermal time to say goodbye, es wird einfach nicht leichter....

Eigentlich wollte ich ja nur ein paar Tage in Varkala verbringen, doch das Glueck in einem abgelegenen Paradies mit netten Leuten zu landen hat mich dann mehr als eine Woche hier auspannen lassen. Ich hab hier jede Menge Kraft getankt und viele schoene Dinge erleben und viele neue liebe Menschen kennenlernen durefen. What a wonderful world.

Inzwischen bin ich ich mit dem Zug in Kollam gelandet und bin erstmal von dem Chaos einer typischen indischen Stadt ueberrumpelt worden. Ich will zurueck ins Paradies, plaerr. DDoch Kollam ist der Beginn einer spektakulaeren Fahrt durch die atemberaubene Wasserwelt der backwaters von kerala und ich bin schon gespannt was mich dort erwarten wird. Das einzige Highligt meines schaebigen Zimmers in Kollam ist der nagelneue, glaenzende Plastikstuhl der wie ein Eindringling in dem sonst so veralteten Ambiete sich klar von dem restlichen Mobiliar abhebt. Das Zimmer das ich zuvor gesehen haben war um Welten schlimmer und im Hotel nach sauberer Bettwaesche, oder eben einem anderen Zimmer zu fragen ist auf alle Faelle ein heisser Tip fuer alle jene denen nicht ganz so viel Geld fuer ein Nachtlager zur Verfuegung steht.

© helli l, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Die Welt ist wie ein Buch, wer nie reist, sieht nur eine Seite davon. Nach meiner 1monatigen Pause werd ich nun ins verrueckte Indien stolpern und freue mich schon auf neue und fazinierende Abenteuer in diesem facettenreichen Land. Auf der Suche nach mir selbst und auf der Jagd nach Inspiration und Erleuchtung werde ich hoffentlich fuendig. Soweit so gut, einen genauen Plan hab ich nicht, ich lass mich einfach treiben. gruesse in die heimat helliL
Details:
Aufbruch: 26.12.2006
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: 02.06.2007
Reiseziele: Indien
Thailand
Myanmar
Trivandrum
Der Autor
 
helli l berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.