Indien - ein Traum den ich nun lebe

Reisezeit: Dezember 2006 - Juni 2007  |  von helli l

Konarak - wirbelnde Roecke

21.02.2007

Nach einem etwas laengeren Zwischenstop in Puri wurde es nun Zeit fuer einen Tapetenwechsel. Als wir gestern nach dem Abendessen ein Plakat entdeckt hatten auf dem der letzte Tag des 22. Konarak Dance and Music Festival's angekuendigt wurde, war beschlossen das wir diesem Schauspiel auf alle Faelle beiwohnen wollten.

Der Abschied vom Dreamlandcottage fiel uns ziemlich schwer, immerhin war die Familie sehr nett und die kleine Tochter von Mr. Paddar, die uebrigends sehr gerne verstecken spielt war sehr traurig und brachte zum Abschied nur ein muedes Laecheln zu stande. Ansonsten war sie eigentlich den ganzen Tag froehlich und ist meist wie ein Gummiball in der Gegend herumgehuepft.

In den letzten Tagen hat mich die "ich reduzier mein gepaeck aufs noetwendigste Affektion" von Sofi angesteckt. So hab die von mir mitgebrachten Dinge, ich hatte ohnehin viel zu viel an Bord, auf notwendigste beschraenkt und das Resultat ist federleicht. Sofi ist wirklich bessesen von dem Gedanken, mittlerweilen kann ich sie verstehen, und zaehlt sogar die verlorenen Gramm von den zureckgelassenen oder verbrauchten Unnotwendigkeiten.

Nun stand uns wiedermal der weite Hatscher zum Busterminal bevor doch wie aus Nichts stand auf halben Weg ploetzlich ein Bus neben uns, der zufaellig genau in Ecke fuhr in die wir wollten. Zur Abwechslung mal zur richtigen Zeit am richtigen Ort, soll auch vorkommen. Konarak, 33km entfernt von Puri, ist am besten mit und billigsten mit dem Bus (ca. 15rs) zu erreichen. Waehrend der Fahrt wurden wir dann Zeuge merkwuerdiger Vorkommnisse welche wir jedoch aufgrund unserer sprachlichen Ahnungslosigkeit nicht weiter verstanden haben. Wie auch immer, der Bus ist ploeztlich wieder zurueck gefahren und ein Rudel wuetender Maenner haben den Busfahrer auf lauteste angeschrien, dann haben andere Leute im Bus zurueckgeschrien, irgendwie haben alle geschrien, bis auch die zwei Fragezeichen, die nur verwundert dreinschauen konnten. Nach diesem kleinen Ausrutscher sind wir nach ca. 1 Stunde in Konarak eingetrudelt.

Unser Empfangskomitee war jede Menge Sand und das Gefuel in the middle of nowhere gestrandet zu sein. Es waren auf den ersten Blick nicht viele Haeuser auszumachen und nach distanztechnischen Diskussionen mit den lieblichen, sarkastisch gemeint, Rikschafahrern haben wir dann doch nur ca. 1.5 km zur Labanga lodge gebraucht. Entgegen der Aussagen, welche uns an die 3-4km prophezeiten, erweckt es den Anschein das manche Inder wirklich Probleme haben (wollen) Enfernungen in wahrheitsgemaesse Masse umzuwandeln.

Die Labagna lodge ist wahrscheinlich der beste deal hier und der nette Garten und die zwar einfachen jedoch extrem sauberern Zimmer (100rs/Doppelzimmer) mit gemeinschaftlichen sanitaeren Anlagen, aufgrund der Stinketoiletten meist besser als im Zimmer liegend. Das Guesthouse ist ein bisschen ausserhalb des Dorfes und sehr leicht zu finden, da viele Touristen hier absteigen, auch indische.

Konarak selbst hat eigentlich nicht sehr viel zu bieten. Den anscheinend sehenswerten Sonnentempel, jede Menge Besucher tummeln sich vor den Toren, haben wir uns gespart.

Auf dem Weg zum Festival blieb noch Zeit fuer ein feuriges Abendessen, ein Schwaetzchen mit einen zahnlosen Guru, Cai und Kekse (eh klar) und das Dorfleben naeher zu inspizieren. Der charmante Ort scheint sich der moderenen rasanten Welt zu entsagen und die Einfachheit, ueberschaubare Groesse und der ertraegliche Verkehrslaerm sind richtig angenehm.

Unsere Ewartungen fuer das naechtliche Event haben sich eigentlich in Grenzen gehalten und umso erstaunter waren wir gleich nach Beginn des Spektakels. Nachdem alle ihre Plaetze eingenommen hatten, was unerstraeglich lange gedauert hat und die meckernde Deutsche Familie aufgehoert hatte in meinen Hinterkopf zu schimpfen, konnte es losgehen.

Die Kulisse ein entzueckender Tempel im gedaempften Scheinwerferlicht und Schatten, die ploeztlich in allen moeglichen Farben getaucht wurden und mit Pauken und Trompeten den Startschuss fuer ein unvergesslichen Abend gaben.

Schon die erste Tanzgruppe, verschiedene sind aus dem ganzen Land herbeigestroemt, liess uns erstaunt Laecheln und wie gebannt haben wir mit viel Freude die Geschehnisse auf der Buehne verfolgt und der fantastischen indischen Musik gelauscht. Unglaublich mit welcher Praezesion, Geschwindigkeit und Koerperbeherrschung die verschiedenen Taenzer/innen ihre Tanzschritte und Handbewegungen in Tat umgestetzt haben. Die Choreografien waren sehr phantasievoll und stellen alles in den Schatten was ich bisher in Beziehung Tanzveranstaltung gesehen habe. Aufwendig gearbeitete Kostueme und prunkvoller Kopfschmuck zierten die Haeupter der Hauptprotagonisten. Die Maenner waren stark geschmickt und sowohl ihr Gewand als auch die Bewegungen waren sehr feminin. Die Show wurde immer besser und spaetestens bei den atemberaubenden akropatischen Maenoevern der dritten Tanzgruppe war selbst der letzte Zweifler sprachlos (bis auf die deutsche Familie hinter mir). Mit noch nie gesehener Koerperherrschung fabriezierten die jungen Aktoere rollende Menschenkugeln, verschiedene verrueckte Pyarmiden und unzaehlige Salto und Flick Flack Kombination, perfekt harmonierend zu den exotischen Klaengen.

Besonders begeistert hat mich eine Dame aelteren Jahrgangs, welche ein unfassbares Talent besass die gesamte Palette von Gefuehlen mit ihren, ich denke gut trainierten Gesichtsmuskeln, Gesichtszuegen zu vermitteln. Vor allem die warmherzige Austrahlung und die perfekten moves haben echt beeindruckt. Leider hab ich kein Atogramm bekommen, vielleicht das naechste mal.

Mit der Zeit flaute die Spannung dann ein wenig ab und nach mehr als 2 Stunden wurde es langsam Zeit ein Ende zu finden. Wem Bollywood ein Begriff ist der weiss das 2 Stunden non stop music und tanz nicht wirklich von Relevanz sind und die Neigung zuer ueberlaenge lassen Grund zur Unruhe aufkommen. Nicht das die folgenden Auffuehrungen schlechter geworden waeren, doch irgendwann ist eine gewisse Grenze erreicht. Nicht zu vergessen das indische Filmteam welches unvermittelt grelles Scheinwerferlicht, oh my good ich kann nichts mehr sehen, ins Publikum flutete um ein paar Fotos zu schiessen. Trotzdem sind wir bis zum Schluss geblieben und ich muss sagen dass mir dieser Abend noch lange in guter Erinnerung bleiben wird. Einfach genial.

© helli l, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Die Welt ist wie ein Buch, wer nie reist, sieht nur eine Seite davon. Nach meiner 1monatigen Pause werd ich nun ins verrueckte Indien stolpern und freue mich schon auf neue und fazinierende Abenteuer in diesem facettenreichen Land. Auf der Suche nach mir selbst und auf der Jagd nach Inspiration und Erleuchtung werde ich hoffentlich fuendig. Soweit so gut, einen genauen Plan hab ich nicht, ich lass mich einfach treiben. gruesse in die heimat helliL
Details:
Aufbruch: 26.12.2006
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: 02.06.2007
Reiseziele: Indien
Thailand
Myanmar
Trivandrum
Der Autor
 
helli l berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.