Indien - ein Traum den ich nun lebe

Reisezeit: Dezember 2006 - Juni 2007  |  von helli l

im Rausch der Sinne

02.03.2007

Der heutige Tag haette nicht aufregender sein koennen. Erstmal gabs Fruehstueck in einem nepalesischem Restaurant welches gleichtzeitig auch eine deutsche Baeckerei beherbergt. Zwischendurch mal eine Scheibe Schwarzbrot ist eine Abwechslung zum sonst so wuerzigen indischen Alltag.

Dann wollte ich eigentlich nochmal in den Park von gestern der sich unweit des Dorfzentrum's erstreckt. Auf dem Weg dorthin bin ich natuerlich wie schon so oft haengengeblieben. Ein Steinmetz, jedes zweite Haus hier ist Werkstatt und Produktionsstaette zugleich, hat mich in sein Geschaeft geschwatzt. Aufgrund der verlockenden kunstvollen und unglaublich detailliert gefertigten Objekte hatte er leichtes Spiel mit mir, doch die unverschaemt hohen Preise haben gott sei dank verhindert das ich kiloweisse Steinskulpturen mit nach Hause schleppe. Obwohl ist nichts gekauft habe durfte ich nebenan der Herstellung beiwohnen und mit den Arbeitern hatte ich jede Menge spass und es war sehr interessant zu verfolgen mit wieviel Geschick sie ans Werk gingen

spannende Momente in der Werkstaette

spannende Momente in der Werkstaette

Unbestimmte Zeit spaeter, ich war immer noch nicht im Park angekommen, sass ich fast zwei Stunden in einem kleinen Geschaeft und hab mit einem sehr sympatischen Inder Tee geschluerft und ueber alles moegliche geplaudert. Da seine aeltere Schwester noch nicht verheiratet ist muss er noch ein wenig warten, obwohl die Vermaehlung mit seiner Braut schon laengst arrangiert ist. Die Qual anstatt die Wahl, muss er dem Willen seines Vaters folgen und wie er mir verraten hat ist er eigentlich nicht so begeisert davon.

Krishna's Butterball

Krishna's Butterball

Gegen Mittag hatte ich dann endlich die Tore des Parks erreicht und ich muss sagen das dieser Ort wirklich seinen Reiz hat. Tempel, kuenstlich in den Fels gehauene Hoelen Tempel und Schreine mit detalierten Steinmetzarbeiten, bizarre Felsformationen, der Krishna Butter Ball (riessige Felskugel die Schatten in der Hitze spendet), ein Leuchtturm, Ruinen, Saeulenterasse und noch viel mehr. Umrahmt ist das ganze mit einer mehr oder weniger schoenen, hier und da liegt dann doch ein wenig Muell herum, Landschaft. Man kann ziemlich weit hinaufkraxeln und hat sowohl in oestlicher (Strand und Meer) als auch westlicher Richtung (gruene Seelandschaft) einen sagenhaften Ausblick.

Hoehlen rund um den Park

Hoehlen rund um den Park

Man kann hier gut und gerne einen ganzen Tag verbringen und undendlich viele Eindruecke sammeln. Nach dem Besuch eines Steinmetzcolleges, eigentlich ein kleiner Schuppen in dem man hoeflich aufgefordert wird etwas zu kaufen, ohne mich, war es hoechste Zeit meine neuen Klamotten vom Schneider abzuholen.

Fuer den Preis bin ich eigentlich sehr zufrieden und hab nun endlich wieder ein paar Sachen mehr zum anziehen, wurde echt hoechste Zeit. Je weiter ich in den Sueden vorstosse umso heisser wird es und die luftigen Stoffe sind angenehm und kuehlend zugleich.

grandiose Ausblicke

grandiose Ausblicke

Heute ist ein Festival zu Ehren von Shiva und es tummelten sich eigentlich schon den ganzen Tag unglaublich viele Leute in dem kleinen Ort. In unserem Guesthouse ist heute ein neuer Gast eingezogen. Jas kommt aus England und gemeinsam mit Sur wollten wir die Festlichkeiten natuerlich um keinen Preis versaeumen. Spaetestens als wir das Zentrum erreichten befanden wir uns in einem dichten Besucherstrom und die ruppige indische Art kann einem im ersten moment doch ein wenig aus der Bahn werfen. Mit der Zeit hab den Bogen raus um laesst sich nicht mehr so einfach hin und her schupsen.

Wir folgten einfach den massen und kurz bevor wir den Strand erreicht hatten kam es uns vor als wuerde uns eine Pinguinkolonie in Empfang nehmen. Das irrtierende Geraeusch hatte natuerlich einen ganz anderen Ursprung. Hoch in die Luft schnellende Pfeifen, fast die selben die wir im Fasching benutzen, sorgten fuer eine mehr oder weniger angnehme musikalische Untermalung. Zusammen mit den Gesaengen auf der Buehne die mitten am Strand plaziert wurde fiel es uns schwer nicht aus den Ohren zu bluten. Man muss dazu sagen, das technische Equitment und der Soundmix waren wahrscheinlich nicht das beste.

Schiesstand am Strand, direkt vor Kinderkarusell

Schiesstand am Strand, direkt vor Kinderkarusell

Die ausgelassene Stimmung, die vielen (vorwiegend kitschigen) Verkaufsstaende, ueppige Auswahl an diversen indischen Leckereien, verpackt im hellen Vollmondschein waren sehr beeindruckend. Es gab sogar einen kleinen Rummelplatz, wobei die meisten Fahrtgeschaeft per Hand mit einer Kurbel in Schwung gebracht wurden, anno dazumal. Lediglich ein Karusell wurde mit einen stinkenden Dieselmotor angetrieben und die daraus resultierende Zentrifugalkraft hat die Passagiere fast aus den winzig kleinen blechernen Sitzgelegenheiten geschleudert. Der Schiessstand direkt vor dem Karusell vermittelte nicht gerade ein Gefuehl von Sicherheit. Geschossen wurde mit kleinen Bleikugeln, welche bestimmt ziemlich weh tun wenn man getroffen wird, und die Gewehre waren so alt und verrostet das man wahrscheinlich einen Archaeologen braucht um ihr Alter genau zu bestimmen.

Der Hoehepunkt der Festlichkeiten war dann das prunkvoll geschmueckte Floss, voll mit Menschen und einer Bongoband, welches im Gewaesser des heiligen Beckens unweit des Shoretempels seinen Runden zog. Ein tosendes Feuerwerk, mehr laut als wow, hat die ganze Sache dann abgerundet und doch vorgeruechter Stunde waren immer noch jede Menge Menschen auf den Beinen.

Der Talasayana Perumal Tempel, welcher in bunte Lichterketten gehuellt war oeffnete auch gegen 22 Uhr noch seine Pforten und gemeinsam mit Sur folgten wir den religioesen Einheimischen. Jas musste draussen bleiben, da er kurze Hosen trug. Der Tempel selbst bot nichts herausragendes, doch die Segnungen im Rahmen der heutigen Festnacht waren interessant zu beobachten. Wenn man ein paar Rupies springen laesst bekommt man gesegnetes Wasser dessen Geschmack mundhoehlenbetaeubend, was haben die da nur reingekippt, ist und einem den Magen umdreht. Attraktiver ist dagegen der rote Klecks den man mitten auf die Stirn gedrueckt bekommt.

Jas war mittlerweilen von einem Knaeul kleiner Kinder und Frauen umgeben und im ersten Moment konnten wir ihn nicht finden. Der Aufforderung ein Lied in Englisch zu traellern konnten wir alle drei nicht nachkommen. Es war besser die unschuldigen Geschoepfe vor den grausigen Klaengen meiner Stimme zu verschonen.

Zum Abschluss sind wir dann noch auf ein Bier in die Touristenenklave spaziert. Indisches Bier, was soll ich sagen, es ist anders. Mit der Zeit kann man sich vielleicht sogar an den faden, schalen Geschmack gewoehnen, Sur meinte das sei gar nicht so schwer. Mit fast 2 Euro eigentlich gar nicht so billig fuer indische Verhaeltnisse, doch dafuer bekommt man einen grosse Flasche mit 650ml Inhalt.

© helli l, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Die Welt ist wie ein Buch, wer nie reist, sieht nur eine Seite davon. Nach meiner 1monatigen Pause werd ich nun ins verrueckte Indien stolpern und freue mich schon auf neue und fazinierende Abenteuer in diesem facettenreichen Land. Auf der Suche nach mir selbst und auf der Jagd nach Inspiration und Erleuchtung werde ich hoffentlich fuendig. Soweit so gut, einen genauen Plan hab ich nicht, ich lass mich einfach treiben. gruesse in die heimat helliL
Details:
Aufbruch: 26.12.2006
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: 02.06.2007
Reiseziele: Indien
Thailand
Myanmar
Trivandrum
Der Autor
 
helli l berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.