Indien - ein Traum den ich nun lebe

Reisezeit: Dezember 2006 - Juni 2007  |  von helli l

Thiruvannamalai -komplizierter gehts nimma..

05.03.2007

Heute morgen, ich bin ziemlich frueh aufgewacht, hab ich kurzerhand beschlossen Mamallpuram zu verlassen und meinen Weg in den tiefen Sueden fortzusetzen. Bevor ich das gemuetliche Guesthouse verlassen habe, gab es noch ein gemeinsames Fruehstueck mit Sur und Jas. Die beiden werde ich wohl nicht mehr wiedersehen, da sie im Gegensatz zu mir beide in Richtung Norden, bei Sur bin ich mir nicht so sicher ob sie ueberhaupt noch wo anders hinfahert, weiter fahren.

Meine Spekulationen, dass nach den Festlichkeiten und dem Wochenendtourismus etwas Ruhe eingekehrt ist (immerhin ist heute Wochenbeginn), wurde jaeh zerstoert. Rund um die Busstation wimmelte es nur so von Menschen, die verzweifelt versuchten noch einen Platz in den ohnehin schon ueberfuellten Bussen zu ergattern. Eindeutig zu wenig Busse hier und wo faehrt meiner eigentlich ab? Es hat ein wenig gedauert bis ich den richtigen Bus finden konnte. Im Laufschritt, ein gezielter Sprung und ich ergatterte den letzten freien Quadratmillimeter und befand mich mehr ausser- als innerhalb des vor Menschen aus allen Naehten platzenden Vehikels.

Mit der Zeit, einige sind ausgstiegen, doch umso mehr eingestiegen wurde ich immer mehr ins das Innere des Busses gedraengt. Die naechste Stunde verbrachte ich einquetscht, so konnte ich wenigstens nicht umfallen, und bin einigen Menschen naeher gekommen als mir lieb ist. Leider faehrt von Mamallapuram kein Direktbus nach Thirvannamalai und so muss man zuerst nach Tindivanam und von dort gibt es anscheinend zahlreiche Busse, mit denen man sein Ziel erreichen kann.

Entgegen meiner Vorstellung nach der Horrorfahrt in Tindivanam gelandet zu sein erreichte ich einen Ort names Dschungelcamp, ein Plaetzchen der alles andere als reizend ist und man fragt sich wo der Dschungel ist? Wie ich in Erfahrung bringen konnte musste ich nun zur Hauptstrasse stapfen und dort einen Bus (Nr. 122) nach Tindivanam heranwinken, was gar nicht so einfach war. Wiedermal bin ich aufgesprungen und verbrachte eine weitere Stunde eingeklemmt zwischen unzaehligen Einheimischen. Das schweissnasse Klima in einem heillos ueberfuellten indischen Bus ist wirklich ein Erlebnis, zumindest einmal, auf das man jedoch gerne verzichten kann.

Endlich in Tindivanam (Endstation) angekommen, unverstaendlich warum die Menschen einsteigen wollen wenn doch noch niemand ausgestiegen ist. Da ist kein Platz fuer euch Leute, doch jeder will der erste sein. In Tindivanam hab ich mir erstmal eine Pause, bei Kaffee und leckerem Kokusnussbun (gefuellte Blaetterteigkugel), gegoennt bevor es weiter nach Thiruvannamalai ging.

Auch fuer die letzte Strecke befand ich mich unfaehig mich nur einen Millimeter zu bewegen in draengenden und schiebenden Massen wieder. Wobei ich die letzten fuenf Minuten einen Sitzplatz einnehmen durfte, nach der ganzen Zeit ein Tropfen auf den heissen Stein.

das Umschuetten macht den Kaffee besonders cremig

das Umschuetten macht den Kaffee besonders cremig

Alles in allem hat mich die Odysee so an die 4 - 5 Stunden gedauert und meine Gliedmassen zeigten inzwischen Laehmungserscheinungen. Der mehr als 30 minuetige Hatscher, mit Sack und Pack, um ein geeignetes Zimmer in Thiruvannmalai zu finden hat das Taubheitsgefuehl sofort wieder vertrieben. Untergekommen bin ich in der NS Lodge. Engegen der Beschreibung im Reisefuehrer waren die Zimmer doppelt so teuer und die erwaehnte Sauberkeit, Meister Proper bekaeme Haarausfall bei dem Anblick , war wohl ein Scherz. Dafuer ist der Manager und die restliche Belegschaft sehr freundlich und hilfsbereit, man kann den Preis ein wenig druecken, und ich kam in den glorreichen Genuss einer Warmwasserdusche. Ein tolles Gefuehl nach all den Wochen.

Nach der genialen Dusche bin ich auf um den naheglegenen Tempel, mit dem klingenden Namen Arunachaleshvara, der fuer den Gott Vishnu erbaut genauer unter die Lupe zu nehmen. Thiruvannamalai ist laut (vor allem das staendige Hupen), hektisch und es tummeln sich unglaublich viele Menschen hier. Eine typisch tamilische (Bundesstaat Tamil Nadu) Stadt, wie der Reisefuehrer berichtet und eigentlich wuerde man am liebsten gleich wieder weiter ziehen.

Strassenbild in Thiruvannamalai

Strassenbild in Thiruvannamalai

alles was Fuesse, Hufe oder Raeder hat tummelt sich auf den Strassen

alles was Fuesse, Hufe oder Raeder hat tummelt sich auf den Strassen

Doch irgendwie ist es hier gar nicht so ueberl. Auf den Strassen ist vom Fuessgaenger, ueber Traktoren, einfachen Ochsenkarren und noch vieles mehr, alles vertreten. Die geschaeftigen Gassen, vor allem um den Tempel sind sehr interessant und sind vollgestopft mit Leben.

nur ein Eingang des imposanten Arunachaleshvara Tempels

nur ein Eingang des imposanten Arunachaleshvara Tempels

Um in den Tempel zu gelangen muss man erstmal sein Schuhwerk, wie in den meisten heiligen Plaetzen, vor den Toren parken. Autsch, ui, heiss. Es war inzwischen so gegen 15 Uhr nachmittags und der Steinboden im Tempel war bruehend heiss. Ein Gefuel als wuerde man auf gluehenden Kohlen laufen und so suchte ich schnell ein schattiges Plaetzchen.

In den schattigen Teilen des Tempels konnte ich dann vieles entdecken. Einen Elefanten der gegen Geld mit seinem Ruessel seinen Segen auf den Kopf klopft. Mit unglaublich schoenen Wandmalereien verzierte kleine Schreine, wo man fuer eine kleine Spende einen tikka Punkt (farbiger Punkt auf der Stirn)aufgedrueckt bekommt. Duestere Tempel in denen die Menschen wie Hamster im Kreis herumlaufen um ihren Goettern zu huldigen. Eisenzaunlabyrinte, wie in einem Vergnuegungsparkt, wo man sich anstellt um den Segen eines Priesters zu empfangen.

religioese Riten

religioese Riten

Segenklopfer

Segenklopfer

Ausserdem kann man ueberall geniale Stukkaturen, sehr detallierte Figuren (von weiss bis kunterbunt), vor allem auf den hoch in den Himmel ragenden Eingangstuermen, bestaunen. Hier konnte ich, wie an keinem Ort zuvor, das religioese Leben des Hinduismus in seiner vollen Pracht erleben. Menschen, die sich auf den heissen Stein warfen und ihren Goettern huldigen, Haende die den Segen aus einer brennenden Flamme auf einem Altar suchten, viele interessante religoese Gestalten, Priester und viele viele Pilger. Nicht zu vergessen die zotteligen Babas, die vor allem im Bereich des Haupteingangs um Spenden bitten.

erlesene Stukkaturen

erlesene Stukkaturen

Als ich den Tempel verlassen hatte und meine Latschen suchte wurde ich ziemlich schroff, von einer Kerzen und Blumenkranz verkaufenden Frau, aufgefordert meine Schuhe gegen money auszuloesen. Soviel Unhoeflichkeit sollte nicht belohnt werden und nachdem ich mir die Dinger gekrallt hatte, war die Frau ziemlich veraergert. Als ich dann um die Ecke bog, zu dem langgezogengen Bereich vor dem eigentlichen Eingang, war bestimmt kein Fehler. Sofort befand ich mich inmitten der vielen Verkaeufer, die hier ihre Standerl aufgebaut hatten. Alle moeglichen Fragen waren zu beantworten und jeder wollte fotografiert werden. Eine tolle Gelegenheit, doch es ist unglaublich wie steif und unsicher die meisten Einheimische, obwohl sie doch um ein Foto gebeten haben, drein schauen wenn man sie ablichtet. Die meisten Bilder sind alles andere als gut, trotzdem folgte ich der Aufforderung und hatte jede Menge Spass und die Leute waren alle sehr sehr nett.

Surai, eine junge Inderin war besonders begeistert und aufgrund ihren guten Englischkenntnisse konnten wir uns sehr gut unterhalten. Sie studiert It, spielt kricket und hat leider vor ein paar Montaten ihre Mutter durch einen Verkehrsunfall verloren. Es versammelten sich immer mehr Menschen um mich und sie hat die vielen Fragen uebersetzt, wirklich spannend. Indien ist in mancherlei Hinsicht sehr Gegensaetzlich zur westlichen Welt. Als die Grossmama, sie war ziemlich aufgebracht, Surai beim Arm packte und wegzerrte konnte ich erleben wie schwierig die Verhaeltnisse zwischen Mann und Frau hier sind. Man kann sich nicht ohne weiteres mit jeder Frau unterhalten und offizielle Beziehungen werden nur nach einer Heirat aktzeptiert. Ausserdem gehen die Rechte der Frau gegen null komma null das Strassenbild wird meistens von Maennern dominiert. Entgegen der Meinungen der meisten anderen Touristen, dass die Menschen in Tamil Nadu besonders unhoeflich sind, kann ich bis jetzt nich bestaetigen. Im Laufe des Tages wurde ich immer wieder angesprochen und meine Gepraechspartner waren alle sehr sympatisch.

Surai + kleine Nichte

Surai + kleine Nichte

Ein faszinierender Tag und der kleine Junge der mich schon seit ein paar Stunden begleitet hatte, er wollte mir eine Tour auf den naheglegenen Huegel andrehen, hat sich schliesslich auch noch verabschiedet.

© helli l, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Die Welt ist wie ein Buch, wer nie reist, sieht nur eine Seite davon. Nach meiner 1monatigen Pause werd ich nun ins verrueckte Indien stolpern und freue mich schon auf neue und fazinierende Abenteuer in diesem facettenreichen Land. Auf der Suche nach mir selbst und auf der Jagd nach Inspiration und Erleuchtung werde ich hoffentlich fuendig. Soweit so gut, einen genauen Plan hab ich nicht, ich lass mich einfach treiben. gruesse in die heimat helliL
Details:
Aufbruch: 26.12.2006
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: 02.06.2007
Reiseziele: Indien
Thailand
Myanmar
Trivandrum
Der Autor
 
helli l berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.