Hans und Rezzo auf grosser Tour in SOA - 1991

Reisezeit: Februar - Juli 1991  |  von Ralph Granzow

Malaysia: Trekken im Regenwald

Um 6 uhr klingelt das rote ding...grrr...wir richten uns, warten aber noch ein wenig mit dem loslaufen, da es noch ziemlich dunkel ist. Unsere tour soll uns zum 15 km entfernten hide bringen, unsere geplante regenwalduebernachtung. Anfangs sehen wir gleich 3groessere voegel, so ne art pfau. Faengt ja gut an, da sehen wir ja vielleicht noch andere grosse tiere...rehe, boas, tiger. Paah...nix dergleichen, obwohl wir haben noch eine unzahl von tieren gesehen, aber eher der kleineren art: millionen von ameisen und termiten, einige schmetterlinge und sonstiges kleinzeug.
die groessten exemplare waren 20-30cm lange tausendfuessler. Der weg ist eigentlich gut zu laufen, keine grossen huegel und schoen "ausgebaut", zumindest einfach zu folgen. Was aber nicht wirklich angenehm ist, sind die unmassen an blutegeln, die sich in den kopf gesetzt haben uns aufzulauern....nun ja, die viecher haben keinen kopf, sind nur kleine regenwuermer, aber flink und schwer loszubekommen. Alle paar 100 m halten wir, um die biester von den schuhen zu klopfen. So ein regenwald ist eigentlich ganz anders, als ich dachte...es ist sehr ruhig, ich haette erwartet viel mehr tiere zumindest zu hoeren. Aber ueber tage sind die meisten tiere einfach nur verschwunden und still.
So gegen 12 uhr erreichen wir unser ziel, der hide liegt in einer kleinen lichtung, wo ein bisschen sonne reinfaellt. Wir treffen auf 2 deutsche, die gestern nacht hier uebernachtet haben, und nichts beobachten konnten. Habe ich eigentlich schon gesagt, das wir im regenwald sind...aehh hab ich, aber habe ich schon erzaehlt, dass die luftfeuchtigkeit so ca. 100% ist...man schwitzt wie sau! Also erstmal die sachen ausziehen, um sie ein wenig in der sonne trocknen zu lassen. Als ich so nach unten schaue, faellt mir auf einmal auf, dass meine bisher weiss gewesene unterhose nun auf einmal total rot ist: blut!!!

So ein mistvieh von leech hat sich wohl doch in meine hose gestohlen und mich angesaugt. Knapp an meinem weichteilen vorbei hat sie mir nen knutschfleck verpasst. Da die viecher ein mittel verwenden, welches die blutgerinnung verhindert, blutet man (ohne eigentliche wunde) ne ganze weile. Erst nach einiger zeit kann ich es desinfizieren und verpflastern. Ist nicht schlimm, man spuert ueberhaupt nichts und die biester uebertragen auch keine boesen krankheiten.
Wir verbringen den nachmittag mit rumflacken, und mehr und mehr leute kommen an. 2 tschechen, 2 daenen, 2 briten, noch 2 briten, eine thai tussi und 2 deutsche, die mir ziemlich auf den keks gehen. Wir sind also 13, es gibt aber nur 12 betten.
Unsere tierbeobachtung wird natuerlich auch nix, besonders die deutschen machen ziemlichen laerm, so dass wahrscheinlich alle tiere in der naehe des hides reissaus genommen haben. Markus und ich wechseln uns ab, er von 20-22 uhr, dann ich bis 24 dann wieder er...als ich wieder an der reihe bin, habe ich keine lust mehr, die anderen beteiligen sich gar nicht, so dass ich mich zum schlafen hinlege. Ich habe auch keine grosse lust auf unsere naechtlichen besucher - ratten - zu stossen. Die kommen naemlich hier regelmaessig raufgeklettert und suchen nach nahrung. Ach ja, einer der tschechen hat vorher noch zugegeben, keinen platz reserviert zu haben...man, so teuer war das ja eigentlich auch nicht. Egal, ich habe ganz ok geschlafen, da oben inden baeumen habe ich keine moskitos gesehen und von den ratten habe ich auch nicht viel mitbekommen...aber sie waren da!!
Gegen 9 uhr machen wir uns auf, diesmal die route kuala terengganu. Bei der flussueberquerung bleiben unsere fuesse diesmal trocken, mit einem daliegenden floss gelangen wir sicher und trocken auf die andere seite. Nur markus hat kurz mit dem seil ein problem. Im infobuch ist diese route nur fuer leute empfohlen die fit sind. Jaja, wird schon nicht so schlimm sein...pustekuchen, die haben schon recht mit ihrer empfehlung. Diesmal gibts keinen schoenen ebenen pfad, sondern es geht bergauf und bergab, bergauf und bergab...und wenns mal eben ist, dann liegen grosse umgestuerzte baeume im weg, ueber die man rueberklettern muss...oder unten durchkriechen muss. Das gute am weg ist, es sind keine blutegel unterwegs....aber manchmal sind wir uns nicht wirklich sicher, ob wir noch auf irgendeinem pfad unterwegs sind, der weg ist oftmals sehr zugewachsen.

Nach einigen stunden des laufens, machen wir an einem bach erstmal eine rast, ruhen uns aus und fuellen unsere getraenkeflaschen auf. Kaum laufen wir weiter bin ich schon wieder voellig durchgeschwitzt, habe ich schon erwaehnt, dass wir im regenwald sind...aehh ja...habe ich.
An einem fluss, der links vom weg entlangfliest, machen wir noch mal ne pause, ich lege mich ins wasser und kuehle mich erstmal ab...ob es gefaehrliche viecher im wasser gibt? Keine ahnung ist mir auch egal. Trotz oder wegen dieser rast faellt mir das laufen jetzt noch schwerer. Wir treffen irgendwann mal auf einen typen (oder war es eine frau), der alleine uns entgegenkommt und nicht mal im stande ist "hallo" zu sagen. Ich wundere mich nur, wann der im hide ankommen wird, denn es ist schoen recht spaet am nachmittag und er hat noch einen weiten weg vor sich.
Meine kondition ist mittlerweile aufm nullpunkt...ich kann nicht mehr, keine energie...ich schwitze wie in meinem ganzen leben noch nicht. Bei jedem neuen huegel muss ich meinen inneren schweinehund ueberwinden.
Aber schliesslich kommen wir an. In unserem schlafsaal begruessen uns 4 maedchen, 2 hollaenderinnen und 2 australierinnen...ist mir aber total egal. Ich trinke erstmal was, gehe dann duschen, wasche meine klamotten und anschliessend goennen wir uns unser hochverdientes bier in der cafeteria. Dort gibts dann die erste vernuenftige mahlzeit seit ueber 48 std. Der groesste fehler waehrend der letzten 2 tage war meinerseits zu wenig getrunken zu haben.
Aber wir habens geschafft, das gibt uns ein gutes gefuehl! Und nachdem wir uns etwas ausgeruht und viel wasser getrunken haben, gehts mir auch schon wieder ganz gut.

im Regenwald

im Regenwald

ich bin am Ende...

ich bin am Ende...

© Ralph Granzow, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
...oder wie habe ich mich eigentlich in SOA „verliebt“???
Details:
Aufbruch: 09.02.1991
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: 31.07.1991
Reiseziele: Thailand
Malaysia
Singapur
Indonesien
Der Autor
 
Ralph Granzow berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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