Hans und Rezzo auf grosser Tour in SOA - 1991

Reisezeit: Februar - Juli 1991  |  von Ralph Granzow

Malaysia: Abenteuer auf dem Fluss

Gegen 8 uhr stehen wir auf, reden ein wenig mit den 4 maedels und gehen dann im restaurant fruehstuecken. Danach gehts los, wir steigen in unser gemietetes kanu ein...jeder eine "keule" in der hand und ab durch die mitte. Mit keule meine ich das ungetuem, das man uns als paddel in die hand gegeben hat...meins war schon recht gross und unhandlich, markus seins war ein richtiger todschlaeger!
Natuerlich haben wir ueberhaupt keinen plan...die RICHTIGE richtung zu bestimmen, sieht in der theorie sehr einfach aus, in der praxis leider ganz anders. Zuerst geht es in mitte des flusses, wo die 2 flussarme zusammen kommen...gehen heisst: wir strudeln um unsere achse, nur darauf achtend, dass wir nicht kentern. Was fuer ein anblick fuer die erfahrenen einheimischen...die lachen sich ins faeustchen...danke!
Aber mit vereinten kraeften schaffen wir es im flussarm einzubiegen. Den wollen wir hochpaddeln...es geht leider gegen die stroemung. Eins ist ziemlich schnell klar: geradeaus fahren, ist mit diesem kanu nicht unbedingt einfach...so paddeln wir im zickzack den fluss hinauf. Unsere fahrt wird allerdings schnell gestoppt, an der ersten flussbiegung wird der fluss enger, und somit auch die stroemung staerker und es ist auch recht flach (was eigentlich nicht wirklich sinn macht, oder?). jedenfalls muessen wir aussteigen und das gefaehrt raufschieben. Diese prozedur wiederholt sich dann in regelmaessigen abstaenden immer wieder. Meistens, wenn wir gerade etwas "unguenstig" dastehen, kommt ein motorboot mit touris vorbei geduest.
Bei einer pause gibts erstmal ne zigi und nen schluck wasser. Dabei beoebachten wir einen wunderschoen gefaerbten eisvogel. Ein bisschen spaeter erwartet uns die naechste stromschnelle..hier beginnt das eigentliche abenteuer!

Das erste stueck koennen wir noch mit muehe das boot hochziehen, allerdings ist es bereits sehr tief, ich stehe schon bis zum hals im wasser.
Doch die eigentliche stroemung kommt erst noch... ein paar meter weiter - markus vorne, ich hinten - passierts: wir stehen ploetzlich quer in der stroemung... das wasser beginnt mit starker kraft ins boot zu druecken...im letzten moment ziehe ich die rucksaecke aus dem kanu und rette mich ans ufer, waehrend markus noch am boot haengt. Ich stelle die rucksaecke ans ufer hechte zurueck ins wasser und mit markus zusammen schaffen wir es das boot an eine ruhige stelle am ufer zu bringen. Eines wird gleich klar, es geht nicht mehr weiter, die gegenstroemung ist zu stark...also zurueck, aber nicht mit den rucksaecken, denn die gefahr das wir kentern, ist viel zu hoch. Also die rucksaecke irgendwie in sicherheit bringen...will heissen stromabwaerts tragen und nachher abholen. Auf unserer seite gehts nicht, da zu steil, also muessen wir ueber den fluss. Ich mache einen probelauf etwas oberhalb der stromschnellen...auf den glitschigen steinen und der stroemung kein leichtes unterfangen, aber wenigstens ist es hier nicht so tief (huefttief). Also wagen wir es. Die kameras werden in alle moeglichen tueten, die wir finden koennen, gesteckt...das ist eigentlich das einzig wichtige was wir dabei haben. Die flussdurchquerung meistern wir bravoroes, wir stellen die rucksaecke ab und laufen zum boot zurueck. Jetzt heisst die stromschnellen runter! Yippi!
Da unsere lenkfaehigkeiten sowieso recht beschraenkt sind, stecken wir die unter die planke, setzen uns ins boot und lassen uns runter fliessen. Die ersten meter geht das auch gut, doch dann erscheint dieser bescheuerte felsen. Wir natuerlich voll drauf, ohne erbarmen, das boot stellt sich - natuerlich - quer und nach wenigen sekunden ist unser boot vollgelaufen. Wir versuchen das boot vom felsen zu bringen, aber nichts bewegt sich, die stroemung ist zu stark. Wir ziehen und druecken wie die verrueckten, und irgendwann - mit letzter anstrengung - schaffen wir das ding vom felsen zu bekommen. Allerdings ist es jetzt voll mit wasser. Wir haben aber das glueck des tuechtigen, es geht nicht unter, sondern es schwimmt, nein, es schwebt wie ein u-boot im wasser (zum glueck ists ein holzkanu). Wir setzen uns in unser u-boot und schweben flussabwaerts. Ein bild fuer goetter! 2 landmatrosen - beide ne schwimmweste an - sitzen im wasser (das boot ist nicht zu sehen) und fahren den fluss runter. An einer ruhigen stelle "parken" wir und fangen an, das wasser rauszuschoepfen. Wir holen unsere rucksaecke ab, goennen uns eine "wir haben ueberlebt" zigarette und paddeln weiter. Man war das jetzt angenehm...die stroemung uebernimmt nun unsere arbeit, wir stroemen langsam dahin. Wir koennen die herrliche landschaft in vollen zuegen geniessen...durch die absolute stille unseres dahingleitens koennen wir einige eisvoegel, wasserschlangen und eine hirschkuh beim trinken beobachten.

Die anderen stromschnellen meistern wir teilweise wie profis...hin und wieder fahren wir an stellen, wo wir eigentlich nicht hinwollen, aber wir haben ja zeit und es geht ja in die richtige richtung. Wieder zurueck in der zivilisation, wollen wir den grossen fluss zum restaurant hochpaddeln, aber wir haben gegen die stroemung keine chance. Wir legen etwas weiter unten an, wo unser freund (wir nennen ihn orang asli), unser boot uebernimmt und uns anfaengern zeigt, wie man eine gegenstroemung hochpaddelt.
Im restaurant gibts erstmal ein fried mee, danach treffen wir auf die 2 hollaender, die nicht in den park mitkamen, wegen der entzuendung am schienbei. Es erzaehlt uns, dass er 4 tage im krankenhaus lag, es ihm aber jetzt wieder gut gehe. In unserem dormitory sind mal wieder 4 neue eingezogen, wir sprechen mit ihnen, und mit einem von ihnen sitzen wir abends in der cafeteria und quatschen lange (er ist rechtpfleger).

© Ralph Granzow, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
...oder wie habe ich mich eigentlich in SOA „verliebt“???
Details:
Aufbruch: 09.02.1991
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: 31.07.1991
Reiseziele: Thailand
Malaysia
Singapur
Indonesien
Der Autor
 
Ralph Granzow berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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