Transsilvanien (Siebenbürgen) und Bukowina - Rumänien 2018

Reisezeit: Mai - Juli 2018  |  von Uschi Agboka

Hintergrundwissen: Mythen und Geschichte - Das Land der Rumänen

Mythen und Geschichte - Das Land der Rumänen

Rumäniens Geschichte ist die eines Landes zwischen den Zeiten und zwischen den Welten.

Geschichte läuft in Rumänien in unterschiedlichen Geschwindigkeiten ab. Die ländlichen Gegenden sind noch tief verwurzelt in Mythen und Gebräuchen, die weit zurück reichen, weiter zurück, als viele ahnen.

Die Städte jedoch preschen voran, schreiben ihre eigene Geschichte, die des schnellen Erfolges und der Geschwindigkeit. Rumäniens Geschichte ist die Geschichte dieser Parallelwelten.

Es ist die Geschichte von Einwanderern, die in ihrer eigenen Welt und Geschichte lebten, die von Besatzern, die versuchten, Geschichte neu und umzuschreiben, die der Unterdrückten, an denen die Geschichte in Kerkern vorbei lief, und die der Glücklichen, in den stillen, bewaldeten Tälern, die selbst von den allgegenwärtigen Römern übersehen wurden.

Obwohl Rumänien über das größte Karsthöhlensystem Europas verfügt, verweisen erstaunlich wenige Fundstücke aus diesen Höhlen auf die Besiedlung in frühgeschichtlichen Epochen.

Zu den ältesten Spuren menschlicher Besiedlung auf dem Gebiet des heutigen Rumäniens zählt der zur Mustier-Kultur (Steinzeit, 100.000 bis 40.000 v. Chr.) gehörende Schädel eines Homo Sapiens.

Ab 2.000 v. Chr. ist die Besiedlung durch die Daker, einem indoeuropäischen Zweig der Traker sowie der Geten nachgewiesen. Griechen gründeten ab 700 v. Chr. die ersten Stadtstaaten entlang der Schwarzmeerküste und sie begannen mit den geto-dakischen Stämmen Handel zu treiben.

Die Rumänien führen ihren Ursprung auf die Verschmelzung der Daker und der Römer zurück, die ab 30 v. Chr. begonnen hatten, die Schwarzmeerstädte einzunehmen.

Darum finden sich heute in vielen rumänischen Städten neben zahlreichen römischen Denkmälern, wie denen von Romolus und Remus mit der Wölfin, auch solche zu Ehren der Daker.
Unweit des Eisernen Tores direkt an der Donau hat man Dakerkönig Decebal 1980 ein gigantisches Denkmal gesetzt, einen über 30 m hohen, in den Kalkfelsen gemeisselten Kopf, der auf die Donau schaut.

Der römische Kaiser Trajan erweiterte das Römische Reich bis nach Mesopotamien am Persischen Golf. Er ließ die Sümpfe an der Donau trocken legen und erste Straßen bauen, um die römischen Truppen ins Land ziehen zu lassen. Aus Dakien wurde die römische Provinz Ulpia Traina. Aus dem gesamten Römischen Reich strömten Goldsucher in das Glückliche Dakien - Dacia felix.
Der Gründung der römischen Provinz folgte die massenhafte Ansiedlung von Kolonisten aus allen Teilen des Römischen Reiches. Die lateinische Sprache der Römer wurde von den Einheimischen schnell angenommen.

Im 3. Jahrhundert war die Provinz aufgrund der Invasion gotischer Truppen nicht mehr zu halten und Kaiser Aurelian zog sich im Jahr 272 n. Chr. hinter die strategisch günstige Donau zurück.

Was nach dem Abzug der Römer in den nachfolgenden Jahrzehnten geschah, ist unter Historikern stark umstritten. Fest steht, dass die Menschen, die rund um den Karpatenbogen und zwischen Donau und Schwarzem Meer wohnten, in den nächsten Jahren eine Völkerwanderung ganz eigener Art über sich ergehen lassen mussten.

In mehreren Wellen zogen kriegerische Stämme aus Asien durchs Land. Außer den Goten, Awaren und Kumaren war es vor allem Attila, der König der Hunnen, der bleibenden Eindruck hinterließ, als er das Land im 5. Jahrhundert n. Chr überrannte. 100 Jahre später waren es slawische Reitervölker, die jedoch als Siedler die heutigen Tiefebenen Moldawiens und des Donaudeltas kolonisierten.

300 Jahre später folgten die Magyaren (Ungarn), die sich vor allem für die transsilvanische Hochebene interessierten und sich dort niederließen. Ihr König Stefan der Heilige gliederte Siebenbürgen bereits im 11. Jh. in sein ungarisches Reich ein.

Im Laufe der nächsten Jahrhunderte waren die Ungarn bestrebt, das dünn besiedelte Gebiet gegen feindliche Übergriffe zu schützen und so siedelten sie deutsche Siedler, die sogenannten Sachsen dort an.

An der Ostseite Transsilvaniens entstanden unabhängige Fürstentümer, denn mit den Szeklern siedelte sich hier ein weiteres Volk an, die das junge Königreich Ungarn und die Christenheit gegen Angriffe zu schützen.

Mit dem ungarischen Adel, dem sächsischen Bürgertum und den Szeklern bildeten sich also in Siebenbürgen drei Stände heraus, die über weitgehende Rechte und Freiheiten verfügten. Die Rumänen jedoch blieben meist leibeigene Bauern. Diese uralte Kluft führte in der weiteren Geschichte immer wieder zu Spannungen zwischen Ungarn und Rumänen.

Später entdeckten die südlich und östlich des Karpatenbogens gelegenen Ländereien der Walachei und der Moldau ihren Freiheitsdrang. Sie bildeten gemeinsam mit dem ungarisch-deutsch besiedelten Transsilvanien die drei großen Provinzen, aus denen sich Rumänien heute zusammensetzt.

Im 13. Jh. machten die Tataren der überwiegend auf dem Land lebenden Bevölkerung das Leben schwer.

Die Gründung des Landes der Rumänen ist nicht durch schriftliche Quellen verbürgt, so dass heute Legenden dieses Vakuum ausfüllen.

Im Mittelpunkt stehen dabei die Entstehung der beiden unabhängigen Fürstentümer Rumäniens, der Moldau und der Walachei.

Einer Überlieferung nach soll sich ein Heerführer – Wojwode – namens Dragos im Moldaugebiet niedergelassen und 1349 mit dem siebenbürgishen Wojwoden Bogda zugesammen geschlossen haben, der sich im Kampf gegen seinen ungarischen Lehnsherrn befand.

Dem Ergebnis dieser Vereinigung, einem unabhängigen Fürstentum Moldau, folgte im selben Jahrhundert die Gründung des Fürstentums der Walachei.

Eine weitere Legende berichtet, wie der Fürst und Herrführer Negru Voda von der Burg Fagaras in den Südkarpaten mit einigen Adeligen aufbrach, um im Gebiet der heutigen Walachei das „rumänische Land“ zu gründen.

In historischen Quellen tauchen die Walachen zum ersten Mal im 9. Jahrhundert als „Wlachen“ auf. Die Gegend, die nach ihnen benannt ist, ist die Walachei. Sie wird von den Rumänen als ihr eigentliches Stammland, eben als „Land der Rumänen“ bezeichnet, da es ihrem Herrscher Basarab I hier um 1330 zum ersten Mal gelungen war, einen ungarischen Herrscher (Karl Robert) zu besiegen und ein unabhängiges Fürstentum zu gründen.

Zeitweise konnte Basarab sein junges Reich sogar bis an die Schwarzmeerküste ausdehnen, was übrigens auch den Namen „Bessarabien“ für die Gebiete der heutigen Republik Moldau und der Südukraine erklärt.

Im 14. Jh. brachten schließlich die Türken das gerade erblühte erste unabhängige rumänische Staatsgebilde unter ihre Herrschaft.

Sie überquerten 1394 die Donau und begannen eine 300 Jahre währende Zeit der kriegerischen Auseinandersetzungen und Fremdherrschaft. Sie beendeten 1711/1715 die politische Autonomie der Moldau und der Walachei. Erst im Jahr 1821 wurde die Herrschaft der Türken gebrochen.

Die Fürstentümer Moldau und Walachei wurden während dieser Zeit von Wojwoden regiert, die als kriegerische Statthalter u. a. die Höhe des Tributs an die Türken bestimmten.

Als Vlad Tepes III. Dracula den Thron der Walachei bestieg, lag bereits ein halbes Jahrhundert der Kämpfe mit den Osmanen hinter den neuen rumänischen Provinzen. Dracula war für seine unbeugsame Härte bekannt. Er provozierte die Türken, indem er ihnen die Tributzahlungen verweigerte. Abgesandte des Sultans Hamsa Pascha ließ er gefangen nehmen und pfählen. Erst Sultan Mehmed II. konnte die Walachei erobern und Dracula ins Exil nach Ungarn vertreiben.

Vlad III. (geboren 1431 in Schäßburg/Sighisoara, gestorben 1476/77 in Budapest) war 1448, 1456–1462 und 1476 Wojwode des Fürstentums Walachei.

Sein Beiname Draculea – der Sohn des Drachen – leitet sich nach der von Historikern am häufigsten akzeptierten These von der Mitgliedschaft seines Vaters Vlad. II Dracul im Drachenorden Kaiser Sigismunds ab. Der Drache wurde auch im Wojwodensiegel geführt.

Dieser Beiname wurde bisweilen auch als „Sohn des Teufels“ verstanden, da das rumänische Wort drac Teufel bedeutet.

Historische Bekanntheit erlangte Vlad III. zum einen durch seinen Widerstand gegen das Osmanische Reich und dessen Expansion auf dem Balkan, zum anderen wegen der ihm nachgesagten Härte und Grausamkeit.

Vlad hatte während seiner Zeit als türkische Geisel das Pfählen kennengelernt, was auch in Europa zur Hinrichtung von Feinden und Kriminellen bekannt war. Vor den Städten verwesten oft die toten Körper auf ihren Pfählen als Abschreckung gegen Diebe, Lügner und Mörder. Walachischen Überlieferungen zufolge sollen Verbrechen und Korruption durch Vlads Strenge schon bald nach seinem Regierungsantritt weitgehend verschwunden sein und Handel und Kultur wieder floriert haben. Viele Untertanen verehrten Vlad für sein unerbittliches Beharren auf Recht, Ehrlichkeit und Ordnung. Er war auch als großzügiger Förderer von Kirchen und Klöstern bekannt, wie zum Beispiel im Fall des Klosters Snagov.

Die ursprünglich politisch motivierten Legenden über angebliche Gräueltaten des Wojwoden fanden während des 15. und 16. Jahrhunderts besonders im deutschen und russischen Raum weite Verbreitung. So dürfte Vlad III. auch den irischen Schriftsteller Bram Stoker zu seiner Romanfigur Dracula inspiriert haben.

Ende 1476 oder Anfang 1477 fiel Vlad entweder in einem Gefecht oder wurde auf der Flucht ermordet. Sein Kopf soll, in Honig eingelegt, dem Sultan als Geschenk nach Konstantinopel gebracht und dort auf einer Stange aufgespießt zur Schau gestellt worden sein. Sein Leichnam soll im Kloster von Snagov beigesetzt und von dort später an einen unbekannten Ort verbracht worden sein.
Eine Reihe von Ortschaften wird mit dem Namen des Fürsten in Verbindung gebracht und touristisch vermarktet. Ein Beispiel ist Schloss Bran (Törzburg). Historisch ist die Festung bis heute nicht als Heimat Drăculeas nachweisbar. Der Name Vlad Drăculea taucht in der wechselvollen Eigentümerliste nicht auf. Nur in einer Quelle wird erwähnt, dass der Fürst in der Burg Bran einmal übernachtet hat.

Für die Behauptung, Vlad sei in Schäßburg (heute Sighișoara) zur Welt gekommen, gibt es keine Belege. Das Haus, in dem gemäß rumänischen Reiseführern sein Vater für kurze Zeit gelebt haben soll, ist erst nach dem großen Stadtbrand im Jahre 1676 gebaut worden.

Auch war im angeblichen Grab Vlads in Snagov keine Leiche zu finden, wie im Zuge einer Öffnung des Grabes im Jahre 1931 festgestellt wurde. Ein weiteres Kloster in Comana, einer Gemeinde im Kreis Giurgiu, nimmt für sich in Anspruch, die letzte Ruhestätte des Leichnams Vlads zu sein. Das damalige Kirchengebäude existiert jedoch seit 1588 nicht mehr, da zu dieser Zeit das heute noch bestehende Kloster entstand.

Auch im Fürstentum Moldau gab es einen Wojwoden, der sich der Herrschaft der Türken widersetzte. Stefan der Große, Stefan cel Mare. Er verstand sich vor allem als kriegerischer Streiter Christi. Er war aber auch ein weitsichtiger kultureller und wirtschaftlicher Stratege und so führte er die Moldauregion in eine einmalige Blütezeit.

Stefan III. - Stefan cel Mare – Stefan der Große 1433-1504) war ein moldauischer Wojwode.
Er gehörte zu den bedeutendsten Herrschern der Vorläuferstaaten des heutigen Rumäniens.
Ștefan cel Mare ist die zentrale Figur in der Erinnerungskultur der moldauischen Bevölkerung und wurde zu allen Zeiten und von verschiedenen Seiten als Symbolfigur für die jeweilige Identitätspolitik genutzt.

Mit Hife des walachischen Wojwoden Vlad III. Dracula bestieg Stefan 1457 den Thron des Fürstentums Moldau. Stefan lag lange im Streit mit seinen ungarischen Nachbarn, die seinen Thronvorgänger Petru Aron (den Mörder seines Vaters Bogdan Voivod) im siebenbürgischen Szeklerland beherbergten. Er forderte vehement dessen Auslieferung. Die Ungarn benutzten jedoch Petru Aron als Druckmittel gegen Stefan, indem sie mit seiner Wiedereinsetzung auf den Thron der Moldau drohten. In der Konsequenz überfiel Stefan mehrfach den ungarischen Nachbarn und eroberte die diverse Festungen. Als die Ungarn daraufhin 1467 mit 40.000 Mann unter König Matthias Corvinus in der Moldau einmarschierten, schlug Stefan sie in der Schlacht von Baia vernichtend. Stefan führte im Gegenzug eine Strafexpedition nach Ungarn und kehrte mit reicher Beute zurück. In den Folgejahren normalisierte sich das Verhältnis zwischen den beiden Monarchen.

1471–1474 fiel Stefan mehrfach in die Walachei ein, um sie aus dem Machtbereich der Osmanen zu lösen. Das gelang jedoch nicht, weil die eingesetzten Woiwoden dem osmanischen Druck nicht standhalten konnten. Um den wiederholten Übergriffen aus dem Norden ein Ende zu bereiten, befahl Sultan Mehmed II. 1475 einen Angriff auf die Moldau, aber Stefan besiegte die etwa 120.000 Invasoren mit einem eigenen Heer von nur 40.000 bei Vaslui. Der türkische Chronist Seaddedin sprach von einer noch nie da gewesenen Niederlage der Osmanen. Nach diesem Sieg versuchte Stefan, die europäischen Mächte gegen die Osmanen zu mobilisieren, allerdings ohne Erfolg.

Im folgenden Jahr wurde sein Heer geschlagen. Die Osmanen griffen unter persönlicher Führung des Sultans mit 150.000 Soldaten an. Stefan hatte nur 20.000 aufzubieten, da ein großer Teil seines Heeres gegen die im Osten eingefallenen Tataren kämpfen musste. Die Tataren konnten zwar geschlagen werden, aber das Heer konnte Stefan nicht mehr rechtzeitig gegen den Sultan beistehen. So war der Ausgang der Schlacht vorhersehbar. Obwohl in einer deutlichen Unterzahl, griff Stefan die Osmanen an. Trotz ihres Sieges mussten sich die Osmanen wieder zurückziehen, weil sie Nachschubschwierigkeiten hatten. Darüber hinaus brach bei den Osmanen eine Pestepidemie aus. Die Moldauer hatten – wie zu dieser Zeit üblich – das vorübergehend aufgegebene Land vor dem heranrückenden Feind verwüstet, d. h. Brunnen vergiftet, Felder verbrannt usw. Keines der Ziele, die sich der Sultan vor dem Feldzug gegen Stefan gesetzt hatte, konnte erreicht werden. Die Niederlage gegen die Osmanen blieb so für Stefan ohne Folgen.

Stefans Suche in Europa nach Unterstützung gegen die Osmanen war wenig erfolgreich, aber für seinen Beschluss, „die rechte Hand des Heiden abzuschneiden“, wurde er von Papst Sixtus IV. Als wahrer Verteidiger des Christlichen Glaubens belobigt. Hilfe erhielt er aber nicht.
Nach 1484 hatte Stefan es nicht nur mit neuen osmanischen Angriffen zu tun, sondern auch mit Polens Anschlägen auf die Selbständigkeit der Moldau. 1497 wehrte er einen polnischen Angriff vor Suceava ab und besiegte die Polen. Anschließend führte er eine Strafexpedition bis kurz vor Krakau und kehrte wiederum mit reicher Beute zurück.
Enttäuscht von der Interesselosigkeit der anderen europäischen Mächte, den Kampf gegen die Osmanen fortzuführen (Ungarn hatte einen Nichtangriffspakt mit Istanbul geschlossen, ebenso Polen), schloss er 1503 schließlich mit Sultan Bayezid II. einen Vertrag ab, der Moldaus Unabhängigkeit bewahrte, aber mit einem jährlichen Tribut von 4.000 Golddukaten erkauft werden musste.

Obwohl Stefans Regierungszeit von ständigen Kämpfen gekennzeichnet war, brachte sie auch eine beachtliche kulturelle Entwicklung. Nicht weniger als 44 Kirchen und Klöster (Moldauklöster) sowie zahlreiche Festungen ließ Stefan bauen; einige davon sind heute Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Der Fürst wurde 1504 auf dem Friedhof von Kloster Putna begraben.

Die wunderbaren Außenfresken der moldauischen Klöster sind auf Stefans Sohn Petru Rares zurückzuführen, der das Werk seines Vaters fortsetzte, indem er sich als Mäzen der Kirche und Gründer weiterer Klöster hervor tat.

Vor dem Untergang der moldauischen und walachischen Fürstentümer erlebten diese noch einmal einen wirtschaftlichen Aufschwung und eine kulturelle Blütezeit.

In der Walachei war dies vor allem auf Matei Basarab und Constantin Brancoveanu zurück zu führen.

Matei Basarab (1579/1588 bis 1654) war Fürst der Walachei zwischen 1632 und 1653. In seiner Amtszeit ließ Fürst Basarab mehr als 45 Kirchen und Klöster errichten.

Constantin Brâncoveanu (*1654; †15. August 1714 in Istanbul) war von November 1688 bis April 1714 Fürst der Walachei. Seine 25-jährige Herrschaft ist eine der längsten in der Geschichte des Fürstentums. Mit Ausnahme eines kurzen Zeitraumes am Anfang, war es eine friedliche Periode, während der besonders die kirchliche Architektur aufblühte.

Der Fürst war ein kunstsinniger Förderer. Zur Zeit von Constantin Brâncoveanu wurde die rumänische Renaissance, der so genannte Brancoveanu Stil entwickelt, der sich vor allem durch seine kunstvolle Steinmetzarbeit auszeichnet. Er vereinte zum ersten Mal venezianische und orientalische Stilelemente. Der Herrscher stiftete unter anderem das Kloster Horezu.
Constantin entstammte der wohlhabenden und einflussreichen Bojarenfamilie Brâncoveanu, die in den innenpolitischen Konflikten des 17. Jahrhunderts der Familie Cantacuzino beiseite stand. Er erbte ein umfangreiches Vermögen, welches er weiter vermehrte.

Brâncoveanu erwies sich unter der Beratung seines Onkels Constantin Cantacuzino als kluger Politiker. Obwohl das Heilige Römische Reich seit 1683 große Fortschritte gegen das Osmanische Reich gemacht hatte und Druck auf das Fürstentum ausübte, sich seiner Vorherrschaft zu beugen, erkannte Brâncoveanu, dass die geopolitische Lage der Walachei und die außenpolitischen Umstände es dem teilautonomen Fürstentum noch nicht erlaubten, sich der Herrschaft des Osmanischen Reiches zu entziehen und dem christlichen Lager anzuschließen. Er zog es vor, eine zweideutige Politik zu führen: sich den Befehlen des Sultans zu beugen und regelmäßig Tribut zu zahlen, jedoch heimlich die kaiserlichen Truppen mit Provisionen und Informationen bezüglich der Türken zu versorgen.

Obwohl er viele Intrigen gegen sich durch hohe Bestechungszahlungen an die osmanischen Amtsträger abwenden konnte (was ihm den Beinamen altin bey – Prinz des Goldes bescherte), war sich Brâncoveanu seiner prekären Lage bewusst. Er pflegte Kontakte zur österreichischen Monarchie und zu Peter dem Großen und bat um Garantien, im Zweifelsfall in Siebenbürgen oder Russland Zuflucht zu bekommen. Letztendlich wurde er unerwartet abgesetzt und nach Konstantinopel gebracht, wo er monatelang gefoltert wurde, um seine nicht bereits konfiszierten Schätze zu enthüllen. Am 15./26. August 1714 wurde er zusammen mit seinen Söhnen und seinem engen Berater Ianache Văcărescu hingerichtet. Brâncoveanu hatte es vorgezogen eher den Märtyrertod zu erleiden, als seinen Glauben zu verraten und zum Islam über zutreten.

1992 wurde Brancoveanu von der Heiligen Synode der rumänischen Orthodoxen Kirche heilig gesprochen.
Die Freiheit der autonomen Provinzen Walachei und Moldau war mit horrenden Tributzahlungen an die Osmanen erkauft. Der türkische Machtanspruch hatte sich nun auch auf die Region Transsilvanien ausgedehnt, als mit dem Walachenfürsten Mihai Viteazul – Michael der Tapfere - erstmals ein Einheitsfürst auf den Plan der rumänischen Geschichte trat.

Nach seinem Sieg 1595 gegen die Türken zog er mit Habsburger Segen auch in die beiden Nachbarprovinzen Transsilvanien und Moldau ein und konnte erstmals ein vereinigtes rumänisches Land schaffen.

Mihai Viteazul (1588 bis 1601) war Wojwode der Walachei, von Siebenbürgen und der Moldau. Er ist einer der rumänischen Nationalhelden, da er das erste Mal für vier Monate die drei heute zu Rumänien gehörenden Fürstentümer unter seiner Herrschaft vereinte.

1601 wurde Mihai auf Anordnung des habsburgischen Heeresführers Georg Basta (der in scharfer Konkurrenz zu Mihai stand und ihn politisch für gefährlich hielt) ermordet

Dieses Attentat machte jedoch alle Träume zunichte und die Türken gingen daran, nun auch Wien zu erobern. Es sollte 300 Jahre dauern, bis sich eine erneute Chance zur Vereinigung der Regionen Transsilvanien, Moldau und Walachei ergeben sollte.

Die russische Föderation erwies sich als wesentliche politische und militärische Kraft, die die Einheit Rumäniens im 19. Jh. voran treiben sollte. Die Ergebnisse der Krim-Kriege, 1853-1856, brachten für die Walachei und die Moldau die gewünschte Neuausrichtung. Einen ersten originellen Schritt machten die beiden Provinzen, indem sie 1859 denselben Fürsten zum Oberhaupt wählten – Alexandru Ioan Cuza. Dieser Trick wurde von den Westmächten geduldet. Das Osmanische Reich, welches weiter die Oberhoheit über die Walachei besaß, konnte aus einer Schwächephase nicht reagieren.

Im Jahr 1866 suchte man nach einem prestigeträchtigeren Herrscher. Bereits im Mai bestieg der erst 27-jährige deutsche Prinz Karl von Hohenzollern-Sigmaringen den Thron der beiden Donaufürstentümer. Auf dem Berliner Kongress von 1878 wurde die Unabhängigkeit Rumäniens bestätigt.

Karl bestieg 1881 als Carl I. den rumänischen Thron. Er und seine Nachfahren herrschten bis zum Sturz durch die Kommunisten im Jahr 1947 als Könige über Rumänien.

Mit dem neuen Staat Rumänien war ein relativ kleines Land zwischen den damaligen Großmächten geboren worden.

Doch die Oberhoheit Österreich-Ungarn über das benachbarte Transsilvanien sorgte für permanenten Sprengstoff. Obwohl die rumänische Bevölkerung mit 56 % die Mehrheit besaß, zielte die ungarische Politik darauf ab, die Sprache der Rumänen zu verdrängen.

1907 kam es zu einem Bauernaufstand.

Nach dem Ersten Weltkrieg verdoppelte sich das Staatsgebiet. Aus einem historisch gewachsenen Nationalstaat mit kleinen Minderheiten wurde ein Vielvölkerstaat. Der zu schnell gewachsene Staat stand vor großen Problemen. Häufige Regierungswechsel verhinderten Reformen.

Im Zweiten Weltkrieg büßte Rumänien ein Drittel seines Staatsgebietes ein. Im Zweiten Weltkrieg verlor Rumänien rund 378.000 Soldaten und Zivilisten. Die rumänische Regierung war im Rahmen des NS-Völkermords an der Ermordung von etwa 270.000 rumänischen Juden aktiv beteiligt.

Nachdem König Mihai I. Am 30. September 1947 ins Exil geschickt worden war, rief man noch am selben Tag die Volksrepublik Rumänien nach sowjetischem Vorbild aus. Auf dem Höhepunkt der Stalinisierung wurden Akademiker als Volksfeinde ausgemacht. Die Bauern sollten sich in landwirtschaftlichen Genossenschaften organisieren, was diese jedoch ablehnten. Die kommunistischen Ideen stießen bei der Landbevölkerung auf wenig Gegenliebe.

Im März 1965 sollte ein 47-jäjriger Bauernsohn die weitere Geschichte Rumäniens wesentlich bestimmen – Nicolae Ceausescu.

Im Innern regierte er mit der kalten und eisernen Hand eines tyrannischen Nationalstalinisten und so haben ihn die meisten Rumänen in Erinnerung.

Die Folge seiner wirtschaftlichen Fehlpolitik war 1981 die Bankrotterklärung des rumänischen Staates.

1982 verkündete Ceausescu als oberstes Ziel die Rückzahlung der 13 Milliarden Dollar Auslandsschulden. Für die Bevölkerung hatte dieser Entschluss schlimme Folgen: Hunger, Armut und Hoffnungslosigkeit. Ende der 1980er Jahre war die rumänische Bevölkerung am Ende der Leidensstrecke angekommen und begann zu protestieren. Es kam zur Rumänischen Revolution.

Demonstranten forderten das Ende des mit Gewalt regierenden Ceaușescu-Regimes. Die Securitate setzte daraufhin Schusswaffen ein, während Teile der regulären Armee dem Regime die Unterstützung verweigerten und Widerstand leisteten, was zu Straßenkämpfen mit mehr als 1.000 Todesopfern führte. Nachdem sich die Armeeführung mit den Demonstranten verbündet hatte, wurde Ceaușescu am 25. Dezember 1989 vor ein Militärgericht gestellt und nach einem kurzen Schauprozess zusammen mit seiner Frau Elena standrechtlich erschossen.

Als Politik der wahren Erneuerung wurde die Wahl des Universitätsprofessors Emil Constantinescu 1996 angesehen. Die Jahre 1991 bis 1996 unter Altkommunisten hatten zu keinen demokratischen Fortschritten geführt. Constantinescu konnte jedoch die Herzen der Rumänen nicht erobern. Nach 1 ½ Jahren gab er sein Amt auf.

Im Laufe der folgenden Jahre erlitten die demokratischen Parteien katastrophale Niederlagen. Corneliu Vadim Tudor, der sich für die Wiedereinführung der Diktatur einsetzte, errang in der Stichwahl zum Staatspräsidenten den zweiten Platz.

Was niemand im Land für möglich gehalten hatte, eine faschistische Kehrtwende Rumäniens, konnte nur durch die erneute Wahl des Altkommunisten Ion Illiescu verhindert werden.

2004 wird Traian Basescu Präsident. Auf der Agenda seiner Politik stehen die Entkopplung von Macht und Institutionen, die Bekämpfung der Korruption und der Beitritt Rumäniens zur EU (2007).

Bei den Präsidentschaftswahlen 2014 wurde Klaus Johannis, der Bürgermeister von Hermannstadt zum Nachfolger Basescus gewählt. Er setzte sich in einer Stichwahl gegen Ministerpräsident Ponta durch.

Korruption

Korruption auf vielen Ebenen ist Alltag in Rumänien. Korruption und Amtsmissbrauch gelten in dem Land als gravierendes Problem. Die Kultur der Korruption ist tief in den moralischen, konzeptuellen und praktischen Einstellungen eines bedeutenden Teils der rumänischen Bevölkerung verwurzelt und wird in vielen Fällen noch als normale Problemlösungsstrategie angenommen.

Gründe hierfür sind die verbreitete Armut der Bevölkerung und die Unterbezahlung der öffentlich Bediensteten: Besonders von orthodoxen Priestern, Behördenmitarbeitern, Krankenhausangestellten und Lehrern werden Geldbeträge als Zusatzeinkommen eingefordert.

Die Gesetzeslage ist immer noch instabil; Abgeordnete verweisen darauf, EU-Stellen hätten sie zu Antikorruptionsgesetzen gezwungen und verhindern in der Folge deren Umsetzung. Auch die Selbstbereicherungsmentalität der politischen und wirtschaftlichen Eliten spielt eine große Rolle.

Gemäß Umfragen glauben 96 Prozent der Rumänen, dass Korruption zu den schwerwiegendsten Problemen im Land gehöre. Ein Drittel der Befragten konnte Beispiele für die Zahlung von eigenen Schmiergeldern in den letzten 12 Monaten angeben.

Die rumänische Sprache kennt 30 Redewendungen für die Umschreibung von Schmiergeld.
Zwar ist der innenpolitische Wille und der außenpolitische Druck – besonders durch die Europäische Union - für Reformen vorhanden, jedoch sind die Sicherheitsbehörden und die Justiz dabei strukturelle Gründe für das Phänomen und mit ihrer Aufgabe oftmals überfordert oder selbst Teil des Problems.

Mafia und Vetternwirtschaft

Neben dem Terrorismus sind mafiose Organisationen und ihre Taten die schwierigste und bedeutendste Form von Kriminalität.
Weltweit sind Mafia-Gruppen in den Schmuggel von Drogen und Zigaretten, in den Handel mit Frauen, Kindern und Organen involviert, in Italien, dem Mutterland der historischen Mafia, auch in Wirtschaft und Bürokratie.

Moldau ist ein Land der Mafia, im Guten wie im Bösen. Kein Land zeichnet sich so durch das Vertrauen auf Freundschaft und Loyalität aus und stellt offizielle, formelle Institutionen mit diesem Vertrauen derart in den Schatten. Diese als Vetternwirtschaft oder Nepotismus bezeichnete Mentalität und Arbeitsweise betrifft alle.

Harmlos?

Nepotismus und Mafia sind nicht zu vergleichen. Länder wie Malta oder Montenegro funktionieren zutiefst nepotisch, aber nicht mafios. Insofern sind die Moldauer mit ihrer netten, freundschaftlichen Art nepotisch, aber nicht mafios.

Und doch bietet das kleine Land eine hervorragende Einführung in Formen der Mafia:

Da sind die vielen privaten Schutzdienste, die an schwarzer Kleidung, Bodybuilder-Körpern und kurz geschorenen Haaren zu erkennen sind. Sie benutzen große schwarze Autos mit verspiegelten Scheiben, schauen stets ernst und wichtig und haben gepflegte Umgangsformen und um sich herum manchmal attraktive Frauen.

Da sind ausdifferenzierte Polizeieinheiten, eine Truppe für Sondereinsätze, eine Antiterrorismus-Gruppe, eine für die Drogenbekämpfung, eine Sondereinheit gegen organisierte Kriminalität.

In Form von Transnistrien gibt es schließlich einen ganzen Staat, der Mafiastrukturen aufweist: von niemandem anerkannt und selbst ernannt; hoch verbindlich, weil er den Bürgern nicht die Wahl lässt; und nicht legal, weil er keine legitimierten Gesetze kennt.

Konkret nutzt die Familie des „Präsidenten“ die zwölf größten Unternehmen des Landes, um ihren Separatismus zu finanzieren; mit der Sherif-Gruppe wurde ein potentes Wirtschaftsimperium aufgebaut, dessen Umsatz den Staatshaushalt des Mutterlandes Moldau überflügelt.

Transnistrien ist ein hauptsächlich östlich des Flusses Dnister gelegenes, stabilisiertes De-Facto-Regime.

Auf dem vollständig innerhalb der Grenzen der Republik Moldau gelegenen Gebiet leben rund eine halben Million Menschen.

Die Republik entstand zwischen 1990 und 1992 beim Zerfall der Sowjetunion im mittlerweile eingefrorenen Transnistrien-Konflikt durch Sezession von der Republik Moldau. Sie ist seit 1990 faktisch von der Zentralregierung in Chisinau unabhängig und verfügt unter anderem über eine eigene Regierung, Währung, Verwaltung und Militär. Bislang erkennt allerdings kein anderer Staat und keine internationale Organisation das Gebiet als souveränen Staat an. Völkerrechtlich wird die Region daher bis heute als Teil Moldawiens betrachtet. Transnistrien ist deshalb Gründungsmitglied der Gemeinschaft nicht anerkannter Staaten, zu denen die ebenfalls umstrittenen Regionen Bergkarabach, Abchasien und Südossetien gehören, welche sich wechselseitig in ihren jeweiligen Souveränitätsbestrebungen unterstützen.
Das Land steht unter entscheidendem russischem Einfluss, so sind beispielsweise 1.200 bis 1.400 Soldaten der russischen Streitkräfte im Land stationiert.

Literaturhinweis: Horst Eckert „Königsallee“ (2007), satirische Erzählung über die dunklen Wege, auf denen transnistrische Oligarchen ihr vieles Geld durch Erwerb zentraler Immobilien in Düsseldorf waschen.

© Uschi Agboka, 2019
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Besichtigung der Kirchenburgen in Siebenbürgen (Transsilvanien) und der Moldauklöster in der Bukowina mit vielen Hintergrundinformationen.
Details:
Aufbruch: 05.05.2018
Dauer: 8 Wochen
Heimkehr: 01.07.2018
Reiseziele: Rumänien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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