Transsilvanien (Siebenbürgen) und Bukowina - Rumänien 2018

Reisezeit: Mai - Juli 2018  |  von Uschi Agboka

Kurz-Info-Teil IV-Fundu M.- 16.-28. Juni 2018 : Donnerstag, 21.06.2018 - 48. Tag

Donnerstag 21.06.2018 48. Tag

175 - Pojorata / E 58 - abbiegen 17A - Vatra Moldovitei / Besichtung Manastirea Moldovita - UNESCO / 176 entlang der Waldbahn über Rasca bis Argel / zurück zum Bahnhof der Waldbahn in Vatra Moldovitei / 176 - Frumoso / Stramtura / Vama / Campulung Moldovenesc

Fahrzeit 8 Std. 63 Meilen = 102 km

Heute Morgen sind wir früh auf. Start um 8.45 Uhr. Unser Ziel ist das Kloster Moldovita. Wir nehmen die gleiche Pass-Straße wie vorgestern. Doch heute haben wir Nebel. Kühe und Pferde stehen mitten auf der Straße. Hier muss man wirklich immer sehr aufpassen.

An der Bergstraße 17A von Campulung-Moldovenesc nach Radauti haben sich vier kleine Dörfer zur Gemeinde Moldovita zusammengeschlossen. Die Hauptattraktion des 2.500 Einwohner zählenden Ortes ist das 1532 gegründete Kloster, das mit seiner vollständig von Außenfresken bedeckten Fassade zu den schönsten der Moldauklöster zählt.

Eintritt 4,28 Euro, incl. Fotografieren. Dann noch 2,14 Euro für die Abgabe von guten Wünschen und 1,07 Euro für Kerzen. Für uns ist das nicht viel. Die Beträge helfen den Nonnen oder Mönchen die Klosteranlagen zu erhalten, denn von der UNESCO werden sie finanziell nicht unterstützt.

Der Stifter und Begründer des Klosters, Petru Rares, ließ die damalige Kirche mit riesigen Mauern und Wehrtürmen umgeben, so dass sie von außen ein wenig an eine Festung erinnert.

Auf dem Plateau zwischen den Flüssen Ciurmarna und Moldovita erhebt sich die Kirche mit traditionellen Dreikonchentypus mit fünf Innenräumen und jeweils eigenem Gewölbesystem.

Das Kloster Moldovița ist ein rumänisch-orthodoxes Frauenkloster und liegt im Kreis Suceava auf dem Gebiet der Gemeinde Vatra Moldoviței. Die innerhalb der Klostermauern befindliche Kirche, die Mariä Verkündigung geweiht ist, wurde 1993 gemeinsam mit sechs anderen Moldauklöstern in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen.

Das Kloster Moldovița wurde 1532 von Petru Rareș, einem unehelichen Sohn von Ștefan cel Mare, gestiftet.

Die Innen- und Außenwände der Kirche wurden 1537 mit Wandmalereien versehen. Bedeutend sind u. a. „Das Jüngste Gericht“ sowie eine Darstellung der Belagerung Konstantinopels an der Südfassade.

Die imposante Klosterkirche thront inmitten eines herrlichen Gartens und ist von 5 m hohen und gut 1 m dicken Mauern mit kreisrunden steinernen Wehrtürmen umgeben.

In einem Nebengebäude des Klosters befindet sich heute ein Museum, das unter anderem von Stefan dem Großen persönlich gestiftete Stickereien aus dem 16. Jahrhundert und ein Evangeliar aus dem Jahr 1613 beherbergt. Gegründet wurde das kleine Museum vom Bischof Efrem, der im Kloster begraben liegt. Der Besuch des Museum lohnt sich. Man darf allerdings dort nicht fotografieren. Vor dem Gebäude steht eine Statue von Petru Rares, der im Klostergarten seine letzte Ruhestätte fand.

Inmitten dieser idyllischen Kulisse ragen die herrlich bemalten Mauern des Moldovița-Klosters empor, das von einer heimischen Nonne einst treffend als „Heilige Schrift in Farbe“ bezeichnet wurde.

Der Vorgängerbau des heutigen Klosters wurde bereits im Jahr 1410 zum ersten Mal erwähnt, fiel jedoch einem Erdrutsch zum Opfer. Im Jahr 1532 ließ Petru Rareş, Sohn von Stefan dem Großen, dem Initiator der berühmten Moldauklöster, ein neues Kloster bauen.

Ebenso wie am Kloster Humor war der Schöpfer der prachtvollen Fresken an der Klosterfassade Toma Zugravul aus dem nahe gelegenen Suceava. Fünf Jahre nach Bau des Klosters waren die farbigen Kunstwerke in Rot, Blau und Gelb abgeschlossen. Heute sind sie leider nicht mehr so gut erhalten, wie die Malereien der Klöster Voroneț oder Sucevița, sind jedoch aufgrund ihres unglaublichen Detailgrades einen Besuch wert.

1785 wurde das Kloster aufgelöst und 1935 als rumänisch-orthodoxes Frauenkloster wieder eröffnet. Die letzte Renovierung fand 1960 statt. Heute leben die Nonnen in einer wunderschönen Klosteranlage, mit einem prachtvollen Garten, in dem auch ein Brunnen nicht fehlen darf.

Das bekannteste Fresko am Kloster Moldovița ist die fantastische Darstellung der Belagerung Konstantinopels an der Südfassade. Im Gegensatz zu anderen berühmten Fresken, wie zum Beispiel dem Jüngsten Gericht, das die gesamte West-Fassade des Voroneț-Klosters einnimmt, ist das „Aushänge-Fresko“ von Moldovița fast klein geraten. Es zeigt in unglaublichem Detailgrad eine Szene aus dem Jahr 626, als die Festung des historischen Istanbul einer Belagerung durch die Perser standhalten musste und der Legende nach durch ein Wunder der Jungfrau Maria gerettet wurde (die Feinde im Bild sind allerdings eindeutig als Türken dargestellt).

Das Motiv ist zwar auch auf anderen Moldauklöstern zu finden, doch diese Darstellung ist eindeutig die schönste und am besten erhaltene.

Ebenfalls an der Südwand, rechts von der Belagerung Konstantinopels stellt der berühmte und oft gemalte Stammbaum Jesse die Vorfahren Christi vor, während Propheten, Heilige, Mönche und Apostel die Rundungen der Apsis zieren.

Einzigartig in Moldovita sind außer dem Altar aus Ebenholz auch die monumentale offene Vorhalle mit ihren fünf Arkaden, die Geheimkammer über dem Grabgewölbe sowie ein außen rund um die Kirche verlaufender Halbsockel, der als Sitzbank für die Gläubigen gedacht ist.

An der nordwestlichen Wand führt eine Steintreppe zu einer Schatzkammer. Recht eigenwillig ist die unübliche Beleuchtung der Grabhalle durch halbzylindrisch gewölbte Fenster auf der Südseite. Grabhallen liegen in allen anderen Moldauklöstern in den dunklen Teilen der Kirche.

Sowohl die Außenmauer als auch das Innere des Vorbaus schmücken Szenen aus dem Jüngsten Gericht, mit dem glutroten Fluss aus Feuer und dem Meer der Verdammten. Die prächtigen Malereien an der Ostfassade des Klosters sind durch die Verwitterung jedoch kaum noch zu erkennen.

Das Innere der Kirche zeigt alle 12 Monate des Kirchenjahres und zahlreiche Märtyrer in eindrucksvollen Bildern. Im Altarraum beeindruckt die vergoldete Wand und die Darstellung der Passion Christi, die zu den kostbarsten Kunstwerken aller Moldauklöster der Bukowina zählt. Hier ist auch Kloster-Stifter Petru Rareş mit seiner Familie als Abbild verewigt.

Man betritt das Kloster, welches mit einer durchlaufenden Wehrmauer umschlosssen wird, durch das Turmtor am Hügel.

Wir haben Glück und stoßen auf die Nonne Tatjana. Sie ist ein Unikum.

Tatjana macht Führungen (mit einem Laserpointer) in deutscher, englischer oder französischer Sprache. So eine Führung hat Seltenheitswert. Über eine Stunde lauschen wir den Ausführungen und stellen dabei mit Bewunderung fest, hier von einer "Meisterin" ihres Faches die "Kloster-Geschichte" im Detail vorgetragen zu bekommen. Ihr Wissen, schier unerschöpflich, ob altes oder neues Testament. Bild um Bild, anhand der Außenfresken werden uns - wie in der Schule - zur Kenntnis gebracht. Wir haben selten so einen ausführlichen Vortrag gehört. Einige Ausführungen sind zwar ketzerisch, einige Geschichten erinnern an Märchen, aber alles in allem ist es interessant, zuzuhören.

Auch die nachfolge Führung in der Klosterkirche verläuft sehr eindrucksvoll. Nach mehr als einer Stunde ist die Führung abgeschlossen. Man sollte das unbedingt mitmachen.

Das Ambiente dieser Anlage sucht wohl seinesgleichen. Wir empfehlen allen Besuchern dringlich den Besuch dieses Klosters, welches ein "Kleinod" der Kirchengeschichte in Rumänien darstellt.

Wir halten uns lange in der einmaligen Klosteranlage auf, ehe wir nach einem kleinen Einkauf im Klosterladen, weiterfahren. Die von den Nonnen hergestellten Marmeladen, Liköre, Seifen etc. sind gut, für un sehr preisgünstig und außerdem unterstützt man damit das Kloster, welches auf fremde Gelder angewiesen ist. Es leben zur Zeit 32 Nonnen im Kloster, viele junge Frauen. Man hat keine Nachwuchssorgen.

Eigentlich wollten wir mit der Waldbahn fahren, aber dann waren uns da zu viele Menschen. Also sind wir eine zeitlang neben den Gleisen der Bahn gefahren, bis nach Angel. Eine schöne Strecke, bäuerlich geprägte Landschaft, viel Wald, schöne Häuser, wackelige Brücken und natürlich Störche. Ich habe genug Fotomotive.

Zurück zum Bahnhof der Waldbahn Moldovita.

Man kam auf die Idee, die stillgelegte Waldbahn in Moldovita im Juli 2005 zu neuem Leben zu erwecken. Das Sägewerk und die Schmalspurlokomotive wurden aus dem Maramures Ort Viseu de Sus übernommen.

Zu sehen sind eine alte Resita-Dampflokomotive und drei historische Personenwaggons. Manchmal kann man auch die 1921 gebaute Krauss-Lokomotive besichtigen bzw. eine Sonderfahrt damit erleben.

Die Waldbahn Moldovița ist eine Schmalspurbahn in Moldovița, Rumänien. Sie wurde früher, wie alle rumänischen Waldbahnen, von der staatlichen Gesellschaft Căile Ferate Forestiere (CFF) betrieben. Ein Teilstück wurde als touristische Museumsbahn wieder in Betrieb genommen. Erstes Teilstück der Bahn war der 24 Kilometer lange Abschnitt zwischen Moldoviţa und Roşoşa im damaligen österreichisch-ungarischen Kronland Bukowina. Er wurde vom Münchner Sägewerksbesitzer Louis Ortlieb erbaut und 1888 eröffnet.

Ursprünglich fuhr die Bahn auf einer Spurweite von 800 Millimetern, 1909 wurde sie schließlich auf die Bosnische Spurweite von 760 Millimetern umgespurt. Im Laufe der Jahre entstand ein weit verzweigtes Streckennetz im Tal des Flusses Roșoșa. Ihre mit 73 Kilometern größte Ausdehnung erreichte die Waldbahn Moldovița 1987.

Neben der Forstwirtschaft ließen auch andere Unternehmen ihre Güter mit der Bahn transportieren. Die wirtschaftliche Situation war dadurch etwas besser als bei den übrigen rumänischen Waldbahnen. Dennoch musste die Strecke 2001 infolge eines Hochwassers eingestellt werden, die Baumstämme wurden fortan per Lastkraftwagen befördert. Diese wiederum beschädigten die Gleisanlagen beim Überqueren mehrfach.

Das von der RG Holz Company betriebene Sägewerk in Vișeu de Sus erklärte 2004, die Bahn wieder in Betrieb zu nehmen, verwarf diese Pläne jedoch und setzte hier auf den Straßentransport. Die auf der Strecke eingesetzten Dampflokomotiven kamen zur Wassertalbahn, die Gleise wurden teilweise abgetragen.

Georg Hocevar, der Eigentümer der Eisenbahnwerkstätte CFI (Calea Ferata Ingusta) in Brad, engagierte sich auch für die Waldbahn Moldoviţa. Dank seiner Initiative konnten im Sommer 2005 3,6 Kilometer wieder befahrbar gemacht, das heißt größtenteils mit gebraucht erworbenem Gleismaterial wieder aufgebaut werden. In weiteren Etappen wurde im Herbst 2009 der Streckenkilometer 6,3 und im Herbst 2011 der Streckenkilometer 10,5 erreicht.

Seit 2009 verkehren in der Sommersaison, aber auch in den Weihnachtsferien, touristische Personenzüge nach dem Vorbild der Wassertalbahn. Eine Verlängerung der Strecke bis in den Ort Angel wurde im Spätherbst 2013 durchgeführt. Im November 2017 wurde die Strecke zum ehemaligen CFR-Bahnhof Moldovita verlängert. Damit ist die Streckenlänge auf 12,7 Kilometer angewachsen.

Zum Einsatz vor den Touristenzügen kommt in der Regel die erst 1984 in Reghin gebaute Dampflokomotive 764-404R sowie die 764.431 mit größtenteils von österreichischen Schmalspurbahnen stammenden Personenwagen.

Wir müssen etwas trinken, 2,38 Euro. Schon wieder sammeln sich am Bahnhof der Waldbahn Massen von Leuten, die mit der Waldbahn fahren wollen, Start 14 Uhr. Wir verzichten und fahren weiter. Auch die folgende Strecke, die Rolf ausgesucht hat, ist wunderschön. In Vama Pause in einem Fischlokal. Es gibt Suppe, 2 x Salat, Pommes, Forelle, alkoholfreies Bier und Wein, 17 Euro. Heue haben wir etwas zum Lachen. Rolf fällt von der Bank, irgendwie ist die wackelig. Wir setzen uns um.

Da der Himmel düster ausschaut, fahren wir weiter. In Campulung Moldovenesc Einkauf von rumänischem Wein, der uns sehr gut schmeckt.

In Fundu Moldovei im Tante Emma Laden noch Einkauf von Eiern, Obst und Salat. Dann auf dem Campingplatz alles einräumen, relaxen, duschen.

Leider sind die nervigen Polen noch nicht weitergefahren. Alle Camper schimpfen über die unerzogenen Kinder.

Heute Abend gibt es nur wenig zu essen: Huhn mit Reis, Kirschen.

Für mich ist das Brot auch hier ungenießbar – Magenschmerzen. So bin ich froh, Pumpernickel von Zuhause mitgenommen zu haben.

Wir schauen lange fern, obwohl wir müde sind. Die Kinder der Polen machen Krach bis weit nach Mitternacht.

Weitere Bilder findet Ihr unter

Uschi & Rolf – Rumänien - Tschechien – Polen – Slowakei @Uschi.Rolf.Tschechien.Polen.Slowakei
https://www.facebook.com/Uschi.Rolf.Tschechien.Polen.Slowakei/about/

© Uschi Agboka, 2019
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Besichtigung der Kirchenburgen in Siebenbürgen (Transsilvanien) und der Moldauklöster in der Bukowina mit vielen Hintergrundinformationen.
Details:
Aufbruch: 05.05.2018
Dauer: 8 Wochen
Heimkehr: 01.07.2018
Reiseziele: Rumänien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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