Transsilvanien (Siebenbürgen) und Bukowina - Rumänien 2018

Reisezeit: Mai - Juli 2018  |  von Uschi Agboka

Kurz-Info-Teil IV-Fundu M.- 16.-28. Juni 2018 : Teil 2 - Dienstag. 19.06.2018 - 46. Tag

Teil 2 - Dienstag, 19.06.2018 - 46. Tag

Unser nächstes Ziel ist das Kloster Sucevita – UNESCO Weltkulturerbe.

Hier kostet der Eintritt für uns zwei 2,14 Euro und das Fotografieren 4,28 Euro. Wenn man bedenkt, dass diese Gelder der Erhaltung der Anlage dienen, ist das wirklich nicht zu teuer.

Mächtige Mauern umgeben das Kloster und lassen es wie eine kleine Festung erscheinen.

Im Innern erwartet uns wieder ein wunderschöner Garten. Die Mönche oder Nonnen, die diese Klöster bewohnen, leben in einer wunderbaren Umgebung.

Das Kloster Sucevița (rumänisch Mănăstirea Sucevița) liegt im Kreis Suceava auf dem Gebiet der Gemeinde Sucevița.

Die innerhalb der Klostermauern befindliche rumänisch-orthodoxe Kirche, die der Auferstehung Jesu Christi geweiht ist, gehört seit August 2010 zu den in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommenen acht Moldauklöstern.

Das Kloster Sucevița wurde von Ieremia Movilă, der von 1595 bis 1606 Herrscher (Woiwode) von Moldau war, und seinem Bruder Simion gestiftet und 1582 bis 1584 erbaut. Die Gebeine Ieremias und seines Bruders Simion ruhen heute in der Kirche unter kunstvoll behauenen Grabplatten aus Marmor und einem eindrucksvollen Deckenfresko, welches Moses Auszug aus Ägypten zeigt.

Die Kirche ist mit Wehrtürmen und mächtigen Mauern umgeben und landschaftlich sehr schön gelegen.

Das Kloster wird bis heute als Nonnenkloster genutzt. Im Klostermuseum können Stickereien, Ikonen, Handschriften und Bücher besichtigt und im laden erstanden werden. Ich werde natürlich auch hier fündig und kaufe Einiges ein, u. a. eine kleine Ikone und einen Brombeer-Likör, der, wie sich später Zuhause herausstellt, sehr lecker ist.

In einer kleinen Info-Broschüre finde ich die Geschichte vom Skandal von Sucevita, die ich Euch hier erzählen will:

Im Klostermuseum findet man u. a. zwei besonders eindrucksvolle, handgestickte, mit Perlen, Goldfäden, Silber und Seide verzierte Grabdecken aus dem Jahr 1592. Sie zeigen die beiden Stifterbrüder Ieremia und Simion Movila in den historischen Kostümen ihrer Zeit. Doch die Art der Darstellung hat in der damaligen Kirche für einen handfesten Skandal gesorgt.

Während sich Simion der Tradition gemäß in der Haltung eines Toten mit übereinandergelegten Händen und geschlossenen Augen abbilden ließ, hatte sein rebellischer Bruder Frevlerisches im Sinn. Er ließ sich auch auf seiner Grabdecke als lebendige, füllige Gestalt mit tiefschwarzem Bart abbilden. Als Vorlage diente ihm das Votivbild, das im Kirchenschiff auf einer Freske erscheint.

Kritiker waren ihm vor, er rücke sich mit dieser Darstellung in die Nähe eines Unsterblichen.

Heute hat die orthodoxe Kirche kein Problem mehr mit dem Rebell und präsentiert stolz die beiden prachtvoll bestickten Tücher in der großen Halle des Klostermuseums.

Da die südlich gelegene Bergkette de Obcina Mare einen natürlichen Schutz vor Angreifern bot, wurde das Kloster kaum von Türken angegriffen. Von Norden jedoch fielen 1610 und 1615 Polen und Kosaken über das Kloster her, das zum reichsten in der Moldau-Region geworden war. 1629 wurde es erneut von räuberischen Horden geplündert. Erst 13 Jahre später zogen wieder Mönche in die leer stehende Anlage ein.

1954 wurde das zerfallene Dach originalgetreu wiederhergestellt.

Ein Jahr nach Fertigstellung der Klostermauern wurden sowohl die Außen-, als auch die Innenmauern mit der prachtvollen Bemalung geschmückt, die bis heute sowohl Touristen als auch Experten in Staunen versetzt. Als Künstler der Fresken am Kloster von Sucevița werden die Brüder Ion und Sofronie Zugravul genannt.

Das Kloster ist eines der schönsten Moldauklöster und das einzige, dessen Innen- und Außenwände vollständig mit Wandmalereien versehen sind und dessen Fresken innen und außen vollständig erhalten sind.

Bedeutend ist unter anderem die Darstellung "Stufenleiter der Tugenden" an der Nordfassade, die eine Leiter zum Himmelstor zeigt. Teufel versuchen die auf der Himmelsleiter hinaufsteigenden Menschen hinunter in die Höllenschlucht zu ziehen, während über der Leiter Engel schweben. Die auf der Treppe hinaufsteigenden Menschen sind wie Mönche gekleidet.

An den Außenwänden finden sich auch 14 Darstellungen aus dem 16. Jahrhundert mit Abbildungen antiker griechischer paganer Dichter und Denker, so ein Bild des neuplatonischen Philosophen Porphyrios, weiter von Astakoe, Solon, Sophokles, Platon, Aristoteles und Pythagoras sowie eine Darstellung der Sibylle. Die Bilder sind ein Beispiel der Beziehung der Ostkirche zum geistigen Erbe der vorchristlichen griechischen Antike.

Auch hier haben wir Glück, es sind nur einige weniger Besucher vor Ort, vielleicht sind sie alle beim Essen. Wir lassen uns Zeit mit der Besichtigung.

Vor dem Kloster bieten einheimische Händler Honig, Waldbeeren, Pilze und Untul Pamantului an. Diese Buttersalbe hilft hervorragend gegen Rheuma und Arthrose. Ist ja klar, dass ich da einkaufe, 4,28 Euro. Zuhause stelle ich fest, die Salbe wirkt sehr gut. Heilen kann sie nicht, aber lindern.

Wir machen uns nun auf den Heimweg. Unterwegs wollen wir in einem von außen sehr schönen Lokal etwas essen. Aber eine unfreundliche Dame wirft uns hinaus. Man habe eine geschlossene Gesellschaft. Ein entsprechendes Schild fehlte allerdings an dem steilen Treppenaufgang. Na ja, hier werden wir auch in Zukunft nicht speisen wollen. Wir fahren daher nach Campulung Moldovenesc, wo wir im Restaurant Bukowina Platz finden. Kartoffelsuppe, Salat, Schweinesteak, Kartoffeln, alles sehr lecker, 17,48 Euro für uns beide.

Câmpulung Moldovenesc ist eine Stadt im Kreis Suceava im Norden Rumäniens. Die Stadt liegt an der Moldau und befindet sich im südlichen, zu Rumänien gehörenden Teil der Bukowina. Kimpolung wurde 1411 erstmals urkundlich erwähnt.

Da es sich im nördlichen Teil des Fürstentums Moldau befand, fiel die Ortschaft 1775 an Österreich. Nach der Gründung des Kronlandes Bukowina fungierte Kimpolung als Bezirksstadt. Durch die Niederlage Österreich-Ungarns im Ersten Weltkrieg wurde die Stadt Teil Großrumäniens. Der nördliche Teil der Bukowina fiel im Zuge des Zweiten Weltkrieges an die Sowjetunion.

Beim Zensus 1930, als der Anteil der deutschsprachigen Bevölkerung zu Gunsten des Rumänischen bereits gefallen war, gaben von den rund 10.000 Einwohnern der Stadt 17,3 % Deutsch, 12,4 % Jiddisch und 67,9 % Rumänisch als Muttersprache an.

Die starke jüdische Gemeinde von Kimpolung ist durch die Verschleppungen und Ermordungen in Transnistrien während des Zweiten Weltkrieges und die spätere Auswanderung nahezu verschwunden.

Bis in die unmittelbare Nachkriegszeit war Kimpolung Sitz einer Kreisverwaltung. Heute ist es mit etwa 20.000 Einwohnern die viertgrößte Stadt im Kreis Suceava. Die Stadt beherbergt ein über die Landesgrenzen hinaus bekanntes Holzmuseum. Sie liegt an der Bahnstrecke Dărmănești–Câmpulung Moldovenesc.

Nach dem Essen fahren wir gut gesättigt zurück auf den Campingplatz. Neuer Camper aus Polen sind gekommen, leider mal wieder sehr unfreundliche Menschen.

Da wir erst spät zu Mittag gegessen haben, fällt das Abendessen aus. Wir gehen erst spät schlafen.

Weitere Bilder findet Ihr unter

Uschi & Rolf – Rumänien - Tschechien – Polen – Slowakei @Uschi.Rolf.Tschechien.Polen.Slowakei
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© Uschi Agboka, 2019
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Besichtigung der Kirchenburgen in Siebenbürgen (Transsilvanien) und der Moldauklöster in der Bukowina mit vielen Hintergrundinformationen.
Details:
Aufbruch: 05.05.2018
Dauer: 8 Wochen
Heimkehr: 01.07.2018
Reiseziele: Rumänien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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