12 kg Gepaeck, 12 Fluege, 11 Laender und 5 Monate Zeit

Reisezeit: Juli - Dezember 2006  |  von Catharina Schulze

Vietnam! - 03.08.06: CU CHI und CAO DAI - 05.08.06

marta und ich sind heute wiedermal um eine aufregende lebenserfahrung bereichert worden. aber alles nach der reihe...:

um 8h morgens sind wir mit dem bus nach cao dai gefahren (die busfahrt dauerte knapp 2 stunden - ohne einen mopedfahrer zu ueberfahren!!! - ). dort haben wir den tempel cao dai besichtigt, wo wir eine zeremonie beobachten durften. der ganze tempel war voll von (alten) maennern und frauen, in weissen langen gewaendern, die nicht buddhisten sind (wie der grossteil der bevoelkerung in vietnam), sondern einer religion angehoeren, die eine mischung aus fuenf verschiedenen religionen ist (darunter ist auch der buddhismus). zur zeremonie wurde hochinteressante musik gemacht (verschiedene asiatische streichinstrumente und gesang). alles in allem ein interessantes erlebnis (auch wenn ich selbst ja eher atheistin bin...).

im anschluss ging es fuer uns weiter (mit dem bus) nach cu chi, wo die oben genannte neue lebenserfahrung in unser leben trat.
cu chi hatte im vietnamkrieg viel zu erleiden, der lonely planet beschreibt es folgendermassen: "the most bombed, shelled, gassed, defoliated and generelly devastated area in the history of warfare." (lonely planet, 8th edition, s. 370)

rund um cu chi befindet sich unter der erde ein 250 km langes tunnelsystem, dessen bau in den spaeten 1940er jahren begann. die veitnamesen setzten diese tunnel ein, um einerseits zwischen den viet cong besetzten enklaven zu kommunizieren und andererseits zu koordinieren. sie boten ein versteck gegen die bomben, chemischen angriffe und artillerie der amerikaner.

die tunnel kann man heute besichtigen und sogar hineinklettern. weil marta und ich sehr interessiert an der geschichte und den gegebenheiten vor ort sind, haben wir uns das natuerlich nicht nehmen lassen und sind (nach einer besichtigung verschiedener (ehemaliger) fallen mit naegeln, die im wald von cu chi zu finden sind) tatsaechlich in den 90 x 70 cm schmalen tunnel hineingeklettert. waehrend marta mal wieder - cool wie immer - hochmotiviert war, plagte mich ein etwas mulmiges gefuehl... wie lang ist der tunnel (konnte niemand genau sagen)? wie ist die luft da unten? passen wir da ueberhaupt rein? was ist wenn ich unten panik kriege (man kann nur in eine richtung krabbeln: vorwaerts) usw... ich leide normalerweise nicht unter klaustrophobischen aengsten, aber das war doch in der tat eine aussergewoehnliche situation. es ging also los. mehrere schmal stufen kletterten wir in den 8 m tiefen tunnel. bereits ueber der erde herrschten um die 26 Grad. im tunnel wurde es mit jedem zentimeter in die tiefe heisser und stickiger. ab und an gab es ein minilicht, das ca. 20 cm weit strahlte. dann war es wieder zappenduster. marta krabbelte vor mir. als ich gerade dachte "naja, so langsam koennte man ja mal wieder ans tageslicht kommen, jetzt wird es unangenehm..." ging es erneut ein paar stufen in die tiefe. "oh nein.... marta! wo bist du?" "ich bin hier!" rief marta von vorne. aber sehen konnten wir uns nicht. marta konnte sich nicht umdrehen und ich konnte sie nicht sehen. ich bin also weiter gekrabbelt. bis ich martas hintern erfuehlt habe. dann haben wir uns an die hand gefasst und sind weiter gekrabbelt. "marta, mir ist heiss... glaubst du es ist noch weit? kannst du schon tageslicht sehen?" "nein, aber ich mache licht mit dem display mit meiner camera!" "marta, nimm meine hand" "catharina, jetzt krieg bitte keine panik!" dann fing ich ein bisschen an zu singen (die gedanken sind frei) um mich abzulenken. aber dann dachte ich mir, dass ich die luft besser zum atmen sparen sollte...

nach etwa 15 min; (gefuehlte 60 min.) ging es dann langsam wieder hinauf und nach und nach kamen wir ans tageslicht...
oh man, sach ich euch, das war vielleicht aufregend!! wir hatten regelrechten angstschweiss auf der stirn (nicht nur auf der stirn) und waren regelrecht ein bisschen aufgeregt als wir wieder festen boden unter den fuessen hatten. ich zumindest... aber auch marta hatte schiss, was sie mir allerdings erst hinterher mitteilte..., das mag ja schon was heissen

ein kilo leichter (durch wasserverlust aufgrund von angstschweiss) und um eine krasse erfahrung reicher, sind wir wieder in richtung saigon aufgebrochen. wir waren uns einig: "man gut, dass wir da zusammen reingegangen sind!"

puuuuu! wieder in saigon angekommen, haben wir uns das obligatorische tiger beer gegoennt und dabei ein wenig reiseplanung betrieben: morgen geht es an den strand von mui ne!! juhuuu! wir freuen uns so!

nun sind wir in unserem kleinen hotel und ich bin froh, dass ich mal wieder meine ganzen eindruecke loswerden durfte an dieser stelle.

viele gruesse aus vietnam!
catharina und marta

kommentar von marta:
da catharina ein grosses herz fuer das vietnamesische volk entwickelt hat, muss ich sie ab und zu davon abhalten, einheimische aus mitleid nach deutschland einzuladen. (Zitat: "oh marta, er tut mir so leid, ich will ihm etwas schenken oder ihn wenigstens nach hause einladen!") besonders der muellmann und der portier haben catharinas aufmerksamkeit geweckt! ich gebe natuerlich weiterhin alles um ein disaster zu vermeiden, aber wundert euch nicht, falls bald ein kleinwuechsiger, abgemagerter vietnamese in letter umherirrt
desweiteren arbeiten catharina und ich daran, ihr schlechtes gewissen in punkto "handeln auf dem markt" abzulegen. sogar beim bezahlen des vierfachen normalpreises ist sie todungluecklich darueber, wie wir die verkaeufer abgezockt haben! (mir stellt sich die frage, wer hier wen abzockt?!) wie gesagt, wir arbeiten daran!
letztendlich haben wir noch gemeinsam catharinas backpack umgeraeumt und ich bin sehr stolz darauf, catharina ueberredet zu haben, 5 ihrer 46 t-shirts und diverse andere kleinigkeiten nach hause zu schicken, damit sie endlich keine 75kilo mehr mit sich rumtragen muss.
bis bald, seid alle herzlichst gegruesst!

der tempel cao dai

der tempel cao dai

die zeremonie im tempel cao dai

die zeremonie im tempel cao dai

eine der vielen neagelfallen, die die viet congs im wald versteckten

eine der vielen neagelfallen, die die viet congs im wald versteckten

allein im tunnel: ein gequaeltes laecheln im engen schacht

allein im tunnel: ein gequaeltes laecheln im engen schacht

marta hat den ausgang gefunden! tageslicht! juhuu!

marta hat den ausgang gefunden! tageslicht! juhuu!

schweinetransporter auf dem rueckweg

schweinetransporter auf dem rueckweg

kakerlaken-ess-schutzvorrichtung

kakerlaken-ess-schutzvorrichtung

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Die Reise
 
Worum geht's?:
"Die Schwierigkeit besteht nicht darin, irgendwo anzukommen, sondern zur richtigen Zeit die Richtung zu wechseln" Dieser Weisheit werde ich nach meinem Referendariat und somit bestandenen 2. Staatsexamen auf den Grund gehen (ich bin jetzt Lehrerin!!).
Details:
Aufbruch: 19.07.2006
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: 09.12.2006
Reiseziele: Japan
Vietnam
Laos
Kambodscha
Thailand
Myanmar
Koh Chang
Malaysia
Singapur
Australien
Fidschi
Vereinigte Arabische Emirate
Der Autor
 
Catharina Schulze berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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