7 Monate in Chile

Reisezeit: Juli 2009 - März 2010  |  von Kathi Fersen

Mein ertser Praktikumstag!

Am Montag ging es dann los - Mein erster Praktikumstag in einer Schule für Kinder mit geistigen Behinderungen Um 10 ging es los. Ich war ein bisschen aufgeregt. Ich musste zum ersten Mal den Bus nehmen, hat aber gut geklappt. Ich hab mich einfach an die Hauptstraße gestellt und gewunken (so wie man das ausm Fernsehen kennt ). Nach etwas mehr als einer viertel Stunde war ich da, genau am anderen Ende der Stadt, in einem ziemlichen armen Viertel mit schäbigen Häusern, einige auch mit Wellblechdächern. Die Schule ist recht groß und hat 97 Schüler. Ich wurde von der Direktorin gleich herzlich begrüßt ( wie in Chile üblich immer mit einem Kuss auf die rechte Wange) und sie hat mich gefragt, wie viele Tage in der Woche ich denn helfen möchte und von wann bis wann ich denn arbeiten möchte. Ich werde jetzt also immer von 10 bis 15 Uhr arbeiten, voraussichtlich. Mal gucken wie das alles so wird. In meiner Klasse sind 9 Kinder im Alter von etwa 11 Jahren. Am Montag fehlten allerdings 2 Jungen. Die Behinderungen der Kinder sind sehr unterschiedlich. Ein Mädchen ist taubstumm, zwei Kinder haben das Down-Syndrom, ein Junge ist blind, ein Mädchen sitzt im Rollstuhl und ist geistig zurück. Richtig schwerstbehindert ist aus meiner Klasse nur ein Junge. Er kann nicht richtig alleine laufen, ist Autist, kann sein Stuhlgang nicht kontrollieren und hat auch manchmal solche Ticks, dass er seinen Kopf immer gegen die Wand schlägt.

Es gibt zwei Erzieherinnen in der Klasse, die auch super nett sind und sie haben mir versucht alles mögliche immer nebenbei zu erklären, allerdings hab ich nicht so viel verstanden. Wohlaber, dass der Schwerstbehinderte einen sehr aggressiven Vater hat, der gar nicht mit der Behinderung seines Sohnes klar kommt. Als ich mit ihm mit einem Luftballon gespielt hab, hat er sich auf einmal eingepinkelt, aber das musste ich zum Glück nicht wegmachen. Während Evelyn mit ihm auf der Toilette war, musste ein anderer Junge auch auf Toilette, da die Kinder nicht ohne Aufsicht sein dürfen, bin ich dann mit ihm gegangen, aber konnte alles alleine. Irgendwie schön zu wissen, dass es gut, dass man da ist, denn wenn ich nicht da gewesen wäre, hätte der Junge noch warten müssen bis Evelyn wieder da ist. Danach war ich auch zwei Mal alleine mit den Kindern. Hat aber alles zum Glück gut geklappt. Obwohl ich mir noch unsicher bin, was die Kinder jetzt dürfen und was nicht z.B. sich gegenseitig im Rollstuhl rumschieben etc. Die Kinder waren gleich super zutraulich und kamen an und haben mich an Arm genommen.

Um halb 11 haben sich alle draußen versammelt und es wurde die chilenische Nationalhymne gesungen, wie jeden Montag. Anschließend haben wir in der Klasse Lieder gesungen und besprochen welcher Tag heute ist und wie das Wetter ist. Allerdings war die Lehrerin mehr "Alleinunterhalterin", da die Kinder meist nicht geantwortet oder mitgesungen haben, aber ich fands trotzdem gut. Außerdem musste die Lehrerin alles gleichzeitig auch noch auf Gebärdensprache machen, da das eine Mädchen ja taub ist. Anschließend wurde der Beruf "Tischler" vorgestellt und die Kinder sollten sagen, was ihre Eltern arbeiten, konnte allerdings keines sagen. Die Lehrerin hat verschiedene Gegenstände an die Tafel gemalt, die ein Tischler benutzt und die Bezeichnung daneben geschrieben ( "Hätte ich mal mein Vokabelheft mitgenommen", hab ich nur gedacht^^). Anschließend durften sie auch vorsichtig eine echte Säge und einen Hammer anfassen.

Abschließend haben sie einen Tischler angemalt. In der Pause kamen bestimmt 50 Kinder von "normalen" Schule und haben mit den Kindern Spiele gespielt und gesungen. Die Kinder haben sich total gefreut, vor allem als es danach für jeden Süßigkeiten und was zu trinken gab. Ich bin dann um 13 Uhr gegangen, weil ich ein Mittagessen dabei hatte und es üblich ist, dass sich das jeder selber mit bringt und in der Mikrowelle aufwärmt. Sie haben beim Abschied sich dann noch mal ganz oft bedankt und gesagt, dass sie hier echt jede Hand gebrauchen können. Anders als nächsten Tag, aber zu gleich mehr...

Mein Haus

Mein Haus

Anschließend bin ich in die Stadt gefahren und hab mit Matze geskypt. Er kommt mich vielleicht besuchen, wenn alles klappt, dann hatten wir nur Angst, dass meine Gastmutter nicht will, dass er bei mir schläft, weil die ja hier so katholisch sind und wir haben uns schon einen Plan überlegt, wie ich sie am Besten überreden könnte. Am Abend begann dann Phase 1 von unserem Plan: "Jammern". Ich hab erzählt, dass ich traurig bin, weil ich meinen Freund so vermisse und bereits nach ein paar Sätzen, hat sie mich gefragt:" Und wieso lädst du ihn nicht einfach nach Chile ein? Dein Bett ist doch breit genug!" Juhuu ein Problem weniger! Super nett von ihr, ich glaub sie überlegt jetzt schon, was sie Weihnachten kochen kann
Abends habe ich mit ihr Rommé gespielt und ihr Canasta beigebracht

Heute( Dienstag) schüttet es wie aus Eimern. An der Bushaltestelle bin schon richtig nass geworden, weil auf den Straßen das Wasser ganz hoch steht und jedes Auto eine kleine Flutwelle auslöst, die dann immer auf meiner Hose landetete. Also bin ich pitsche nass in der Schule angekommen und als ich in meine Klasse wollte, war da keiner. Zum Glück kam mir eine Frau entgegen, die meinte, dass alle Kinder einen Film gucken. Das war auch so, denn von fast 100 Schülern waren nur 18 da! Ich glaub für die Leute hier ist Regen wie für uns Glatteis. Die Erzieher meinten ich könnte gleich wieder gehen eigentlich. Naja ich bin dann noch eine Stunde geblieben und hab Ice Age geguckt. Als ich wieder nen bissl trockener war bin ich dann wieder gefahren. Sie meinten, wenn es morgen auch wieder regnet müsste ich nicht unbedingt kommen, da dann wahrscheinlich wieder nur ein paar Kinder kommen. In der Stadt bin ich ins Reisebüro gegangen und hab meinen Flug auf die Osterinsel gebucht!!! Vom 29.8. bis 1.9. mit Antje und Andreas. Die wollen heute auch buchen! Ich freu mich

© Kathi Fersen, 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Hier werde ich beschreiben, was ich 2 Wochen lang bei meinem Sprachkurs in Santiago erlebe, bei meinem 6 monatigem Praktikum in einer Schule für Kinder mit geistiger Behinderung und auf der 4 wöchigen Rundreise durch Chile!
Details:
Aufbruch: 31.07.2009
Dauer: 7 Monate
Heimkehr: 01.03.2010
Reiseziele: Chile
Argentinien
Der Autor
 
Kathi Fersen berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.