2009 - Zurück nach Australien

Reisezeit: Juli 2009 - März 2010  |  von Mirjam & Nico L.

Das Semester in Cairns: 12. Woche - Südlich von Cairns I

In dieser Woche machte ich endlich wieder eine richtige Tour, und zwar in den Süden von Cairns in die Atherton Tablelands. Das heißt, so hatte ich es eigentlich geplant. Es kam ein bisschen anders, aber dazu später.

Am Freitag ging der Tag für mich sehr früh los, denn ich musste schon um 6.30 Uhr das Haus verlassen, um rechtzeitig an der Bushaltestelle zu sein, wo ich abgeholt werden sollte. Ein kleiner Bus fuhr mich und andere Gäste zunächst in die Stadt. Das dauerte sehr lange, denn viele Leute wurden noch in den Strandorten und in allen möglichen Hotels und Hostels abgeholt. Dieser Bus sammelte die Fahrgäste für mehrere Tourcompanys ein - eigentlich eine gute Idee, und auf jeden Fall umweltfreundlicher, als wenn jede Company mit ihrem eigenen Bus genau den gleichen Weg fährt. Nervig war, dass wir nun auf dem Bürgersteig auf unseren Guide warten mussten, und das dauerte. Als er endlich kam und die Tour somit losging, war ich schon zwei Stunden unterwegs gewesen!

Der Guide, ein lustiger junger Mann mit Kopftuch und Dreadlocks, informierte mich nun, dass die Tour, die ich und zwei andere eigentlich gebucht hatten, nicht voll genug geworden war und wir somit auf eine andere Tour einer Schwestercompany upgegradet worden seien. Diese Tour beinhalte aber quasi genau das gleiche und habe zudem einen höheren Wert, weil es mehr Mahlzeiten gäbe.
Ok, dachte ich, dann bleibt mir wohl keine andere Wahl. Ein bisschen blöd fand ich es aber schon, denn ich dachte, dass man in diesem Fall eher im Vorfeld gefragt werden müsste, ob man eine andere Tour machen will, lieber sein Geld zurück haben möchte, oder ob man zu einem anderen Termin mitfahren will. Aber ok, ich stieg also in den Bus ein und sah mit Schrecken, dass es sich bei der Company nun um "Uncle Brian's" handelte - davon hatte ich schon gehört, und nun schwante mir nichts Gutes...

Die Fahrt ging los und der Guide erzählte erst einmal allerhand Lustiges, aber auch Informatives. Er war echt ein netter Kerl und auch die anderen aus der Gruppe waren mir sehr sympathisch. Wir fuhren durch das Industriegebiet von Cairns und dann über Gordonvale weiter nach Süden, vorbei an Flecken von Regenwald und Bananenplantagen. Als wir am ersten Stop im kleinen Ort Babinda ankamen, kannten wir schon die Lebensgeschichte von "Gus the Wonderbus", unserem Bus, und seine Liebe zu Vulvina, einem schwedischen Milchauto. Gus sprach auch mit dem Highway, der sein bester Freund war, und natürlich mit dem Tourguide. So bestand er darauf, dass wir jedem Einwohner Babindas, an dem wir vorbeifuhren, grinsend zuwinkten.
Gut, das war wirklich noch lustig - die Geschichte war süß, und die Reaktionen der Leute auf der Straße witzig - teilweise hoben sie schon gelangweilt die Hand, bevor wir überhaupt zu winken angefangen hatten, teilweise schauten sie aber doch recht verwirrt.

Babinda ist vor allem berühmt für die Babinda Boulders, riesige Felsblöcke, die mitten im Regenwald im Babinda Creek liegen. Unser erster Stop führte uns daher an den Rand des Regenwalds, wo wir uns auf den Weg zu den Felsen machten.

Regenwald bei Babinda

Regenwald bei Babinda

Eine Stabheuschrecke!

Eine Stabheuschrecke!

Nach kurzer Zeit waren wir bereits angekommen. Die Felsen boten einen magischen Anblick. Ich fand diesen Ort wunderschön, fast schon unwirklich.
Von mehreren Stellen hat man einen guten Blick auf das schnell fließende Wasser und die verschiedenen Formationen. Für mich wirkte das Ganze, als hätten Tolkiens Donnerriesen hier Ball gespielt und ihr Spielzeug dann zufällig im Wasser liegen lassen.

Babinda Boulders

Babinda Boulders

In der Sprache der Yidinji bedeutet Babinda "Wasser, das über Felsen fließt". Sie erzählen sich die Geschichte von Oolana, die unter den Felsen begraben ist, und das alles wegen einer unglücklichen Liebe. Sie wurde an einen Mann aus ihrer Gruppe verheiratet, genau als eine fremde Gruppe in dieses Gebiet kam um Handel zu treiben. Auf den ersten Blick verliebte sie sich in einen der fremden, jungen Männer, und ihre Liebe wurde erwidert, so dass die beiden in der Nacht davon liefen. Allerdings wurden sie aufgespürt, und wie es das Gesetz befahl, wurde der Mann hart bestraft. Sie selbst nicht, da sie für ihre Gruppe zu wichtig war, aber vor Kummer setzte sie sich an den Creek und rief nach ihrem Liebhaber. Das Wasser verschluckte sie und türmte die Felsen über ihr auf - aber noch immer ruft sie ihn, und aus diesem Grund darf man im Babinda Creek nicht schwimmen: Wenn man ins Wasser geht, hofft sie, dass ihr Liebhaber sie endlich erhört und gefunden hat, und hält einen fest - wenn sie sieht, dass man nicht der Richtige ist, lässt sie einen vor Enttäuschung ertrinken.

Tatsächlich sind alleine in den letzten achtzehn Jahren siebzehn Menschen im Creek ertrunken, und alle waren junge Männer, die aus der Fremde kamen. Aus westlicher Sicht liegt dies natürlich an der gefährlichen Strömung und daran, dass die Einheimischen eben nicht so dumm sind, die Warnschilder zu missachten. Trotzdem finde ich es sehr interessant, wie die Geschichte auf mehreren Ebenen wichtige Dinge erklärt: Zunächst wie dieser Ort entstanden ist, dann eine Warnung, hier nicht ins Wasser zu gehen, und zuletzt die Warnung, nicht mit Liebhabern davonzulaufen. So funktionieren alle Geschichten der Aborigines: Man kann sie auf mehreren Ebenen lesen. Es sind nie einfach nur simple Erzählungen, sondern sie haben eine wichtige Funktion für die Gemeinschaft.

Als nächstes fuhren wir ca. eine halbe Stunde lang an den Rand des Wooroonooran National Parks zu den Josephine Falls, die vom Russell River gespeist werden. Nach einem kurzen Weg durch den Wald waren wir schon da und konnten die Wasserfälle bewundern, wie auch schwimmen und auf den Felsen herumklettern. Das Wasser war sehr kalt, aber herrlich erfrischend!

Nach diesem Stop fuhren wir nun eine ganze Stunde lang bis nach Millaa Millaa, wo wir zu Mittag essen sollten. Millaa Milla liegt in den Atherton Tablelands, einer recht fruchtbaren Ebene im Süden von Cairns, wo z.B. auch Tee angebaut wird. Hier ist das Klima um einiges kühler als an der Küste.
Ich wollte eigentlich gerne einfach aus dem Fenster schauen, die Landschaft genießen und mich ausruhen - aber dass das auf einer Tour mit Uncle Brian's nicht möglich war, hatte ich ja schon erwartet. Hier wurden die Gäste einfach rund um die Uhr beschäftigt. Wenn man das möchte, ist es ja schön - aber ich hatte keinen Bedarf an albernen Spielen und Liedern, genau darum hatte ich ja eigentlich die andere Tour gebucht... Zudem war ich genervt, weil ich inzwischen festgestellt hatte, dass das Programm doch ein ganz anderes war als das der Tour, die ich eigentlich hatte machen wollen. Insofern war es eine ziemliche Vera....ung, dass man uns am Morgen gesagt hatte, es wäre eigentlich genau die gleiche Tour - nur ein einziger Stop war gleich und alles andere unterschied sich.
Die Babinda Boulders und die Josephine Falls wollte ich eigentlich mit einer anderen Tour in der nächsten Woche besichtigen, und ich hatte keine Lust, nun einen Teil doppelt zu machen und dafür andere Sachen zu verpassen, und für beides viel zu bezahlen...
Naja, ich würde schon eine Lösung finden. Erstmal genoss ich den Lunch mit Nudeln, Eis und schwarzem Tee und unterhielt mich dabei mit einer Lehrerin aus Hamburg, die ein Sabbatjahr machte und nach Australien noch Neuseeland und Südamerika bereisen wollte, und mit einer Schwedin, die nach ihrem Studium eine dreijährige Reise durch Australien, Kanada und Asien machte. Es war wieder einmal so interessant, die Pläne und Lebenswege anderer Reisender zu hören!

Bei Millaa Millaa - Ausblick von der Terrasse, auf der wir Lunch hatten

Bei Millaa Millaa - Ausblick von der Terrasse, auf der wir Lunch hatten

Von hier aus waren es nur wenige Minuten Fahrt bis zu den Millaa Millaa Falls. Millaa Millaa bedeutet "Wasser Wasser" - wieder ein treffender Name. Diese Wasserfälle sind wohl die berühmtesten der Gegend und ihr Bild trifft man ziemlich häufig an. Leider leidet die Atmosphäre sehr darunter, dass direkt daneben ein Parkplatz ist und man eine Steinplattform gebaut hat, damit die Besucher bequem ins Wasser steigen können - aber die Wasserfälle an sich sind wirklich wunderschön!

Als nächstes fuhren wir zum Lake Eacham, einem vulkanischen See, der Teil des Crater Lakes National Parks ist. Auf der Fahrt gab es natürlich wieder lustige Lieder und wir hörten weiteres über die Liebesgeschichte unseres Busses, wenn wir nicht gerade in voller Lautstärke mit Oldies zugedröhnt wurden...

Der See war sehr ruhig und friedlich, man konnte ein paar kleine Schildkröten beobachten und wieder schwimmen, wofür es mir nun aber zu kalt war. Statt dessen ging ich ein bisschen spazieren und genoss die Atmosphäre. Ich unterhielt mich noch mit zwei Mädchen aus dem Saarland, die gerade ihr Abi hatten und nun hier Work&Travel machten. Vor drei Jahren war ich in der gleichen Situation gewesen, und in dem Gespräch merkte ich doch, wie sehr ich mich seitdem verändert hatte und was für eine andere Situation es nun für mich war, wo ich nun zum zweiten Mal hier reiste und Australien eigentlich mein zweites Zuhause nannte.

Lake Eacham

Lake Eacham

Nachdem wir einige Zeit hier verbracht hatten, kam nun für mich das Highlight des Tages und letztendlich der Grund, warum ich es doch ganz ok finde, dass ich diese Tour mitgemacht habe: Wir fuhren nach Yungaburra, um Schnabeltiere zu beobachten!
Ich liebe Schnabeltiere und hatte schon vor drei Jahren die Gelegenheit, im Eungella National Park welche zu sehen. Als ich hörte, dass ich mit etwas Glück heute wieder welche zu Gesicht bekommen würde, war ich natürlich happy!

Peterson Creek - auf diese Wasserfläche starrt man gebannt, um ja nichts zu verpassen!

Peterson Creek - auf diese Wasserfläche starrt man gebannt, um ja nichts zu verpassen!

Wie auch beim Whale Watching ist es beim "Platypus Spotting" ein wenig ein Glücksspiel, ob man tatsächlich eines sieht. Man stellt sich irgendwo an den Creek - hier hatte man die Wahl zwischen einer Brücke, einer kleinen Plattform und einer Stelle etwas unterhalb - und scannt quasi die Wasseroberfläche mit den Augen. Die Tiere sind sehr scheu und tauchen immer nur wenige Sekunden auf, bevor sie wieder unter Wasser verschwinden und erst nach einiger Zeit an einer vielleicht ganz anderen Stelle wieder hoch kommen.
So besonders sind diese Tiere, weil sie neben dem Echidna (Schnabeligel) die einzigen Säugetiere sind, die Eier legen. Und sie sehen auch etwas verrückt aus mit Fell und ihrem Schnabel! Als das erste Schnabeltier ausgestopft von den weißen Siedlern nach England geschickt wurde, dachte man dort, dass es sich um einen Witz handele, weil man sich so ein Tier einfach nicht vorstellen konnte.

Fotos zu machen habe ich gar nicht erst versucht, denn vom letzten Mal wusste ich, dass das nichts wird. Dafür habe ich lieber die vier, fünf Mal wo ich das Schnabeltier sah richtig genossen. Das Wasser war so klar, dass man es manchmal auch sehen konnte, wenn es unter der Oberfläche nicht allzu tief schwamm.

In einem Hostel in Yungaburra setzten wir dann noch einige Teilnehmer ab, die hier übernachteten. Schon den ganzen Tag hatte mich Reisestimmung ergriffen, aber nun ging es fast mit mir durch. Wie kann es sein, dass man Herzrasen bekommt, weil man eine verdreckte Hostelküche voller grüner Coles Bags sieht? Ich weiß es nicht, aber irgendwie roch es hier nach Reisen und Freiheit und Unterwegs sein, und am liebsten hätte ich schnell meinen kleinen Rucksack genommen und mich irgendwo versteckt, damit der Bus mich nur ja nicht mit zurück nimmt!
Aber: Nun waren es ja nur noch fünf Wochen, bis ich endlich in das Flugzeug nach Alice Springs steigen würde...

Es war dann noch eine lange Rückfahrt über die Gillis Range, und um halb neun war ich wieder zurück in Smithfield.
Am nächsten Tag sagte ich kurzerhand die Tour, die ich für das nächste Wochenende gebucht hatte, ab und buchte eine andere. Schließlich wollte ich wirklich nicht die Hälfte doppelt sehen und dafür andere Highlights aus der Gegend verpassen. So ist dann doch alles ganz gut gelaufen, immerhin kenne ich jetzt Gus den Wonderbus und Schnabeltiere hätte ich ja sonst auch nicht zum zweiten Mal gesehen!

© Mirjam & Nico L., 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Von Juli bis November 2009 machte ich ein Auslandssemester an der James Cook University in Cairns. Danach reiste ich vier Monate mit dem Rucksack durch das Land - zunächst schaute ich mit Zentralaustralien und den Süden an und bereiste dann einen Monat lang den Westen, bevor ich vier Wochen in Melbourne und Tasmanien verbrachte. Zum Schluss verbrachte ich dann noch etwas Zeit in Sydney, in Brisbane und im Outback von Queensland.
Details:
Aufbruch: 22.07.2009
Dauer: 8 Monate
Heimkehr: 24.03.2010
Reiseziele: Australien
Hongkong
Der Autor
 
Mirjam & Nico L. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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