2009 - Zurück nach Australien

Reisezeit: Juli 2009 - März 2010  |  von Mirjam & Nico L.

Rotes Zentrum & South Australia: Uluru

Morgens wurde ich bereits um 06.00 von der Tourcompany abgeholt. Zunächst fuhren wir ins Büro, um den Papierkram zu erledigen, dann ging es auf den Stuart Highway und Richtung Uluru. Wir waren vierzehn Leute: Zwei Amerikanerinnen, ein Schweizer, zwei Neuseeländerinnen, drei Touristen aus England, fünf aus Frankreich und ich. Auch vom Alter her war es bunt gemischt.
Nach neunzig Kilometern hielten wir bei der Kamelfarm Stuarts Well. Hier konnten wir Getränke und Sandwiches kaufen. Man glaubt es kaum, aber in Australien gibt es mehr Kamele als in der Sahara! Als im 19. Jahrhundert die Eisenbahnlinie von Adelaide nach Darwin gebaut wurde, brachte man viele Afghanen und ihre Kamele ins Land, da Kamele für die schwierigen Bedingungen im Outback viel besser geeignet waren als Pferde. Als es dann Züge und Autos gab und die Kamele nicht mehr gebraucht wurden, ließ man sie frei, so dass es heute eben sehr viele wilde Kamele in Australien gibt und auch Kamelfarmen, die teilweise sogar in die arabischen Staaten exportieren. Wir sahen auf dieser Tour auch ein paar Mal wilde Kamele, sowie Brumbys (Wildpferde), Keilschwanzadler und Kängurus.

Bei Stuarts Well

Bei Stuarts Well

Auf der Weiterfahrt schaute ich einfach nur aus dem Fenster und konnte kaum glauben, dass ich nun wirklich durchs Outback fuhr. Die rote Erde erstreckte sich bis zum Horizont und Mulga-Büsche wechselten sich mit Spinifex-Gras ab. Wir hielten für einen weiteren Toiletten- und Einkaufsstop am Mt. Ebenezer Roadhouse, dann noch einmal zum Feuerholz sammeln an der Straße, und irgendwann ganz plötzlich sah ich den Uluru. Ich musste zweimal hinschauen, um es wirklich zu begreifen. Es war ein unwirkliches Gefühl. Tausendmal hatte ich den roten Felsen, der auch oft Ayers Rock genannt wird (Uluru heißt er bei den Ureinwohnern und es ist somit der korrektere Name), auf Bildern gesehen, da er nunmal das typische Australienbild schlechthin ist. Und nun sah ich ihn in Wirklichkeit - einfach ein komisches Gefühl.
Am späten Nachmittag kamen wir beim Ayers Rock Resort in Yulara an. Yulara liegt direkt außerhalb des Uluru & Kata Tjuta National Parks und wurde extra gebaut, um die Einflüsse der vielen Touristen auf den Nationalpark zu verringern. Es ist einfach nur voll von Touristen, und auf dem Campingplatz hat jede Tourcompany ihren eigenen Abschnitt.
Nun ging es in den Nationalpark und zum Cultural Center, wo man sich über Religion und Kultur der Anangu, die traditionell hier leben, informieren konnte. Es war sehr interessant, aber wir alle waren inzwischen schon sehr kaputt von der stundenlangen Anfahrt im engen Bus und der großen Hitze. Nach einer Stunde im Cultural Center, wo es auch ein paar Kunstläden gab, ging es dann endlich zum Fuß des Uluru!

Der Uluru ist für die Ureinwohner dieses Ortes, die Anangu, ein heiliger Berg. 1985 wurde das Gebiet an sie zurückgegeben und seitdem verpachten sie es an den Staat. 1987 wurde der Nationalpark in die World Heritage List aufgenommen. Er wird gemeinsam von der Aboriginal Community und der australischen Nationalparkbehörde verwaltet.
Uluru, sowie auch die benachbarte Formation Kata Tjuta, die wir am nächsten Tag besuchten, sind Reste einer 500 Millionen Jahre alten Sandsteinformation.
Der Uluru selbst ist 348 m hoch und damit der zweitgrößte Monolith der Erde.
Er ist der Wohnort der Regenbogenschlange, eines der wichtigsten Traumzeitwesen. Die Anangu sehen sich als Nachfahren der Mala-Leute, die früher am Uluru lebten und mit den Kuniya-Leuten kämpften. Die Furchen, Löcher und Höhlen im Felsen zeugen vom Leben der Mala-Leute und von den Spuren des Kampfes, so gibt es zu vielen Stellen bestimmte besondere Geschichten. Außerdem gibt es einige heilige Wasserstellen und Felsmalereien.

Es war wirklich ein bewegender Moment, ihm plötzlich so nah zu sein. Man hatte mehrere Optionen für Unternehmungen und ich entschied mich für eine Wanderung einmal um den Felsen herum. Zum Klettern war der Felsen sowieso gesperrt, da es über 36 Grad heiß war, aber auch sonst hätte ihn niemand aus unserer Gruppe bestiegen - er ist für die Anangu ein Heiligtum und ihr Glaube verbietet das Besteigen des Felsens, daher sollte man dies auch als Tourist akzeptieren.

Es gab auch viele Stellen auf der Wanderung, wo man nicht fotografieren durfte, da es sich um besonders heilige oder zeremonielle Stellen handelte. Aber das war kein Problem - es boten sich sowieso viel zu viele tolle Motive und ich kam aus dem Knipsen kaum heraus. Die bizarren Formen und Oberflächen des Felsens waren einfach nur der Wahnsinn.

Der Uluru hatte in der Tat eine besondere Ausstrahlung. Ich spürte irgendwie, dass er uralt und heilig ist, ein Gefühl, dass ich kaum beschreiben kann. Es war, als sei er ein uraltes Wesen, das dort schlummerte.
Trotzdem war es sehr anstrengend, bei fast vierzig Grad zehn Kilometer zu wandern, und ich war schließlich ziemlich froh, als ich wieder beim Ausgangspunkt ankam.

Als wir alle wieder da waren, fuhren wir zu einem Aussichtspunkt, um den Sonnenuntergang über dem Uluru zu sehen. Wir hatten eine Stelle fast für uns und tranken Sekt, während der Felsen langsam aber sicher von grellem Orange zu dunkelrot und dann zu noch dunklerem Violett wechselte, bis die Sonne verschwunden war. Dies war einfach ein wunderschöner, besonderer Anblick, den man so schnell nicht vergisst...

Zurück in Yulara entfachte Georgette, unser sehr sympathischer Guide, das Lagerfeuer und es gab Bolognese. Dann fielen wir alle nur noch vollkommen erschöpft in unsere Swags rund um das Feuer. Swags sind wie ein großer Schlafsack aus dickem Armeestoff mit einer Matratze drin. Man kriecht mit seinem normalen Schlafsack hinein und hat so ein sehr warmes und bequemes Bett unter freiem Himmel. Die Tradition kommt von den Swagmen, Wanderarbeitern aus der Zeit der ersten Siedler, die mit einer zusammengerollten Decke von Farm zu Farm wanderten.
Es war sehr schön, unterm Sternenhimmel zu schlafen, aber so richtiges Outbackgefühl stellte sich bei mir auf dem überfülltem Campingplatz einfach nicht ein. Also schlief ich mit dem Wunsch ein, dass wir in der nächsten Nacht an einem einsameren Ort übernachten würden, denn Outback heißt für mich vor allem auch dies: Stille und Pause von den Menschenmassen...

© Mirjam & Nico L., 2009
Die Reise
 
Worum geht's?:
Von Juli bis November 2009 machte ich ein Auslandssemester an der James Cook University in Cairns. Danach reiste ich vier Monate mit dem Rucksack durch das Land - zunächst schaute ich mit Zentralaustralien und den Süden an und bereiste dann einen Monat lang den Westen, bevor ich vier Wochen in Melbourne und Tasmanien verbrachte. Zum Schluss verbrachte ich dann noch etwas Zeit in Sydney, in Brisbane und im Outback von Queensland.
Details:
Aufbruch: 22.07.2009
Dauer: 8 Monate
Heimkehr: 24.03.2010
Reiseziele: Australien
Hongkong
Der Autor
 
Mirjam & Nico L. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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