2009 - Zurück nach Australien

Reisezeit: Juli 2009 - März 2010  |  von Mirjam & Nico L.

Western Australia: Karijini National Park I

Am 02.01 machten wir erstmal nichts außer fahren, fahren, fahren... 750 Kilometer von Exmouth bis zum Karijini National Park. Als wir vormittags beim Nanutarra Roadhouse für unseren zweiten kurzen Stop aus dem Bus krochen, schlug uns die Hitze wie eine Wand entgegen. 48 Grad!!! Das hatte ich noch nie erlebt, und wir waren froh, als die Fahrt weiterging und wir wieder in den Genuss der Klimaanlage kamen.

Erster Stop: Im Nirgendwo.

Erster Stop: Im Nirgendwo.

Zweiter Stop: Nanutarra Roadhouse, das angeblich teuerste Roadhouse der Welt. Wenn es im Umkreis von hunderten von Kilometern kein anderes gibt, ist das ja auch irgendwie kein Wunder

Zweiter Stop: Nanutarra Roadhouse, das angeblich teuerste Roadhouse der Welt. Wenn es im Umkreis von hunderten von Kilometern kein anderes gibt, ist das ja auch irgendwie kein Wunder

Auf solchen Tafeln wird man über die Straßenzustände der Outbackpisten und alten Viehtriebrouten informiert. In der Regenzeit sind sie wegen Überschwemmungen sehr oft geschlossen.

Auf solchen Tafeln wird man über die Straßenzustände der Outbackpisten und alten Viehtriebrouten informiert. In der Regenzeit sind sie wegen Überschwemmungen sehr oft geschlossen.

Little Corellas

Little Corellas

Am späten Nachmittag kamen wir im Karijini NP an und fuhren erstmal direkt zu unserem Camp. Hier standen einige permanente Zelte auf großen, hölzernen Plattformen, was wegen der vielen Schlangen in der Gegend so vorgeschrieben war. Jedes Zelt hatte auch eine Art Veranda, so dass man mit seinem Swag draußen schlafen konnte, wenn man wollte. Der Rest bestand aus einem spartanischen kleinen Bad in einer Blechhütte und einem Grillplatz. Aber gegen die Tour in Zentralaustralien war das schon richtig viel.

Der Karijini NP ist einer der berühmtesten Nationalparks Westaustraliens und vor allem für seine zahlreichen, uralten Schluchten bekannt. Einige sind über hundert Meter tief und nicht selten findet man unten die schönsten Tümpel klaren Wassers. Trotz dieser Schönheit sollte man als unerfahrener Tourist nie alleine oder unvorbereitet hierher kommen und unbedingt den Rat der Nationalparkbehörde einholen, sonst kann es sehr gefährlich werden, vor allem bei plötzlichem Regen, der zu Überschwemmungen führt. So steht hier z.B. auch ein Denkmal für einen freiwilligen Helfer, der bei der Rettung einer Touristin sein Leben verlor. Das verdeutlicht wieder einmal, dass man sich unbedingt an die vielen Warnschilder in den Nationalparks halten muss.

Ankunft im Karijini NP

Ankunft im Karijini NP

Wir luden unser Gepäck ab und wanderten dann zur nur zehn Gehminuten entfernten Joffre Gorge, unserer ersten Schlucht. Nach einem ziemlich steilen, aber kurzen Abstieg, konnten wir endlich ins kühle Nass springen. Nach der langen Fahrt war das einfach nur fantastisch!

Joffre Gorge

Joffre Gorge

Abends spielten wir dann noch Karten und genossen die angenehmen 33 Grad - ich hätte vorher auch nicht gedacht, dass ich so eine Temperatur mal als schön kühl empfinden würde. Was aber noch angenehmer war: Mit der Dunkelheit verschwanden auch die Fliegen. Diese waren nämlich mehr als lästig und noch viel, viel schlimmer als ich es in Alice Springs erlebt hatte. Oft flogen dreißig Stück um einen herum, krabbelten in Nase und Ohren, und ließen sich einfach nicht davon abhalten, wie besessen immer wieder auf einem zu landen. Zum Glück hatte ich ein Fliegennetz, aber das geht ja nur übers Gesicht - ein Ganzkörpernetz wäre besser gewesen...
Die Fliegenruhe am Abend war also einfach nur herrlich, und es war wunderschön, am späten Abend auf der Veranda unseres Zeltes im Swag einzuschlafen, mit Blick auf die Sterne und die Eukalyptusbäume.

Am nächsten Morgen war es nur eine kurze Fahrt bis zur Hancock Gorge, einer von vier tiefen Schluchten, die hier an einer Stelle aufeinander treffen. Die Wanderung hinunter in die Schlucht - und dann wieder hinauf - führte mich ganz schön an meine Grenzen, denn häufig mussten wir auf ziemlich schmalen Vorsprüngen vorwärts und hatten nur wenig Platz, unsere Füße aufzusetzen. Oft bekam ich echt Muffensausen, da ich ein bisschen Höhenangst habe. Und die letzten Meter musste man dann auch noch im Spinnengang zurücklegen - ein Arm und ein Bein an jeder Seite an die Wand stützen und weiter... Als wir unten am Wasser angekommen waren, war ich richtig froh. Eigentlich war es nicht soo schwer gewesen, aber meine Nerven waren bei sowas nicht die besten!
Die Überwindung lohnte sich aber auf jeden Fall. Genauso hatte ich mir Westaustralien vorgestellt: Bizarre Schluchten, gewaltige rote Felsen in den faszinierendsten Formen, und dann ein natürlicher Pool aus herrlich kühlem Wasser. Wer einmal in so einer Schlucht geschwommen ist, wird sie ab da wohl jedem Schwimmbad vorziehen, und sei es noch so luxuriös...
Dies war wirklich 100% anders als alles, was ich bisher in Australien erlebt hatte, und zeigte mir wieder die unglaubliche Vielfalt dieses Kontinents.

Wanderung in der Hancock Gorge

Wanderung in der Hancock Gorge

Da geht's echt tief runter...

Da geht's echt tief runter...

Die Schlucht war wirklich atemberaubend und kann von den Fotos gar nicht so wieder gegeben werden. Trotzdem war ich froh, als ich den Aufstieg hinter mich gebracht hatte. Weiter ging es zur nächsten Schlucht, Weano Gorge. Inzwischen war es schon wieder über vierzig Grad, ich war total k.o. von der ersten immerhin zweistündigen Wanderung, und zudem immer noch am Zittern von der Krackselei - da verzichtete ich lieber freiwillig auf die zweite Wanderung. Mit Zusammenbrechen oder Abstürzen hilft man ja schließlich auch keinem!

Ich machte den ersten, einfachen Teil des Weges mit - ungefähr ein Drittel der gesamten Wanderung - und ließ mich dann an einem schattigen Plätzchen nieder, wo ich ca. eine Stunde lang auf die anderen wartete. Und es war wunderbar, mal ganz alleine an so einem Fleckchen Erde zu sein, sich an den roten Felsen zu erfreuen, den Vögeln zuzuhören, und die Füße ins kalte Nass zu strecken.
Als die anderen zurück waren und mir den Weg beschrieben, war ich auch doppelt froh, dass ich mich so entschieden hatte. Das hätte ich einfach nicht geschafft.

Am Eingang der Weano Gorge

Am Eingang der Weano Gorge

Lunch hatten wir im Camp, und nun am Mittag hatte die Hitze fast fünfzig Grad erreicht und war einfach unerträglich. Hitze - Fliegen - Hitze - Fliegen... Einen anderen Gedanken konnten wir nicht mehr fassen. Nach dem Essen machten wir uns darum direkt wieder auf den Weg zur nahen Joffre Gorge, wo wir ja schon am Vortag gewesen waren, und wo es kühler und fliegenfreier sein würde, wie Libby versprach. Nur war es leider nicht so, und so lagen wir wie Grillhähnchen auf den von der Hitze aufgewärmten Steinen. Heiß von oben, heiß von unten, und Fliegen überall - ich war wohl nicht die einzige, die sich fragte, was sie hier eigentlich wollte und warum sie dafür auch noch so verdammt viel Geld ausgegeben hatte!
Irgendwann verkündete E., dass sie nun zur Rezeption des Camps gehen und sich ein Eis kaufen würde. Das war die Erleuchtung! Die Rezeption!!!
In Windeseile packten wir unsere Tagesrucksäcke, kletterten wieder aus der Schlucht hinaus und rannten förmlich dorthin. Und so saßen eine halbe Stunde später acht geschaffte, aber glückliche Reisende an dem kleinen Tisch in der Rezeption und schleckten ihr überteuertes Eis - der Himmel! Und dann auch noch kaltes Wasser statt der warmen Plürre aus dem Container im Bus! Und keine Fliegen!
Abends kochten wir wieder zusammen, unterhielten uns über Gott und die Welt und genossen die kühlen 33 Grad. Wieder ein sehr schöner Abend. Wir waren als Gruppe sehr zusammen gewachsen, kümmerten uns umeinander und waren ein tolles Team. Mit Libby gab es natürlich weiterhin große Probleme, aber A. und C. halfen mir sehr, damit umzugehen, und daraus habe ich auch viel gelernt. Und nach einiger Zeit, wenn man sich an so einen Trip erinnert, denkt man nur noch an das schöne Land und die tollen Menschen, die man traf, an diese überwältigenden Erlebnisse, die man zuhause manchmal gar nicht mehr fassen kann.

© Mirjam & Nico L., 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Von Juli bis November 2009 machte ich ein Auslandssemester an der James Cook University in Cairns. Danach reiste ich vier Monate mit dem Rucksack durch das Land - zunächst schaute ich mit Zentralaustralien und den Süden an und bereiste dann einen Monat lang den Westen, bevor ich vier Wochen in Melbourne und Tasmanien verbrachte. Zum Schluss verbrachte ich dann noch etwas Zeit in Sydney, in Brisbane und im Outback von Queensland.
Details:
Aufbruch: 22.07.2009
Dauer: 8 Monate
Heimkehr: 24.03.2010
Reiseziele: Australien
Hongkong
Der Autor
 
Mirjam & Nico L. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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