2009 - Zurück nach Australien
New South Wales & Queensland: Coffs Harbour
Am 6. März nahm ich den Greyhound an der Ostküste hoch. Jetzt befand ich mich also wieder auf meinem "altem Gebiet" von 2006/07, der Buslinie von Sydney nach Cairns. Da wurden viele Erinnerungen wach!
Aber wieder einmal musste ich feststellen, dass sich in der kurzen Zeit soo viel verändert hatte. Der Bus war bis auf den letzten Platz mit wie zu einer Party gestylten, frisch gebackenen Schulabgängern besetzt. Als dann die Klimaanlage ausfiel, wurde der arme (und daran völlig unschuldige) Busfahrer aus der hinteren Bushälfte immer wieder mit lautstarken Beschwerden und Buh-Rufen traktiert wie bei einem Fußballspiel... Und so wie der Fußboden aussah, durfte er am Ende wahrscheinlich auch noch eine Stunde lang Müll und Hinterlassenschaften seiner jugendlichen Fahrgäste aufsammeln. Willkommen an der Ostküste 2010!
Da half nur: Herr der Ringe-Soundtrack auf die Ohren, aus dem Fenster schauen und so gut wie möglich die vorbeiziehende Landschaft von New South Wales genießen.
Nach zehneinhalb Stunden - inzwischen war die Klimaanlage repariert - waren wir in Coffs Harbour angekommen. Der Großteil fuhr natürlich weiter ins Backpacker-Mekka Byron Bay, aber ein paar stiegen so wie ich hier aus. Ich machte mir noch einen ruhigen Abend im Hostel und freute mich auf zwei Tage in diesem schönen Strandort.
In Coffs Harbour war es wirklich ruhig und hübsch. Hier machen hauptsächlich Einheimische Urlaub, und da die Schulferien vorbei waren, waren nur wenige Leute da.
Eine Studie hat angeblich bewiesen, dass Coffs Harbour das angenehmste Klima Australiens hat. Im Moment war es eher verregnet, aber sonst war es wirklich toll. Die Stadt liegt direkt am Meer, eingeschlossen von Bergen und umgeben von Bananenplantagen. 1847 suchte hier der Kapitän James Korff Schutz vor einem Sturm, aus Korffs Harbour wurde dann mit der Zeit Coffs Harbour. Während die Stadt zunächst von der Holzindustrie lebte, werden seit den Zwanziger Jahren vor allem Bananen angebaut. Es ist ein eher ruhiger Ort, an dem wie gesagt viele Australier Urlaub machen, aber nicht viele ausländische Touristen. So hat sich die Stadt doch seine originale Atmosphäre bewahrt. Darum ist der Ort wohl auch bei australischen Stars so beliebt, z.B. hat hier Russell Crow (Gladiator) ein Anwesen.
Die Big Banana ist die größte Attraktion der Stadt - eine riesige gelbe Banane, die Einkaufsläden, eine Eisbahn und was weiß ich nicht was beherbergt. Sie war das erste der Big Things Australiens, heute gibt es einen Großen Gummistiefel, eine Große Garnele, eine Große Kiwi und viele mehr, überall im Land verstreut. Ich hatte die Big Banana einmal kurz aus dem Bus gesehen, das reichte mir, schließlich hat Coffs Harbour noch viel mehr zu bieten.
Am Samstag Morgen besuchte ich zuerst den örtlichen Markt, dann ging ich zum Hafen, der zwischen dem Jetty Beach und dem South Park Beach liegt. Hier gibt es viele Fischerboote, einige Yachten und Whale Watching-Schiffe. Ich fand den Hafen sehr schön, und spazierte lange hier herum, um die Atmosphäre zu genießen.
Direkt vor dem Hafen liegt die kleine Insel Muttonbird Island, die durch einen Wellenbrecher mit dem Festland verbunden ist, so dass man einfach auf die Insel spazieren kann. Sie gehört zum Naturschutzgebiet Solitary Islands Marine Park, und hier brüten mehr als 12.000 Sturmvogelpärchen (Muttonbirds). Man sieht sie aber leider nicht, da sie wie Pinguine in Höhlen leben.
Die Aborigines der Gegend sind die Gumbaynggirr, für sie ist die Insel ein Jagdgebiet und sie nennen sie Giidayn Miirral, was "Heiliger Mondplatz" bedeutet. Der Mond war der Wächter, der aufpasste, dass die Sturmvögel nicht die Insel verließen, damit die Gumbaynggirr immer genug zu essen hatten. Andererseits passte er aber auch auf, dass sie wirklich nur so viele Vögel jagten, wie sie zum Überleben brauchten. Andernfalls bestrafte er sie durch Sturmfluten und starke Strömungen.
Überall im Gras befinden sich die Bruthöhlen der Sturmtaucher, darum muss man unbedingt auf dem Weg bleiben
Am zweiten Tag machte ich den sechs Kilometer langen Coffs Creek Habitat Walk, eine Wanderung von der Innenstadt bis zum Hafen, immer am Coffs Creek entlang. Das heißt - so war es geplant. Ich suchte eine halbe Stunde lang den richtigen Weg, fand schließlich auch einen Pfad, der am Creek entlang führte, allerdings an der falschen Seite. So verpasste ich den Botanischen Garten, hatte aber trotzdem eine tolle Wanderung, wenn sie auch sehr matschig war. Die Szenerie am Wasser war einfach idyllisch, ich hörte im Fünf Minuten-Takt Kookaburras lachen, sah viele Eidechsen, Enten, Wasser- und Singvögel und genoss die herrliche Stille.
Die Strände von Coffs Harbour waren fast komplett leer. Es war unendlich erholsam, hier am Wasser entlang zu gehen, den Wellen zuzuhören und die Meeresluft einzuatmen. Das Hostel lag auch fast direkt am Strand, so dass es gar nicht weit war, hierher zu kommen. Auch sonst gefiel mir das Hostel sehr gut und lustigerweise traf ich auch eine junge Frau von der Phillip Island/Wilsons Prom-Tour wieder. Mein Zimmer teilte ich mit einer siebzigjährigen Frau aus Hervey Bay, die alleine mit ihrem Auto quer durch Australien fuhr, um eine Stadt zu finden, in die sie ziehen wollte. In Queensland war es ihr mittlerweile zu schwül und heiß, um länger dort zu leben. Sie hatte erst vor zehn Jahren, nach dem Tod ihres Mannes, mit dem Reisen angefangen, aber seitdem über siebzig Länder bereist und konnte die interessantesten Geschichten erzählen. Bei Berichten über Kreuzfahrten nach Madagaskar, Taschendieben in New York und Kameljungen in Ägypten vergeht schnell die halbe Nacht - und solche Nächte sind es, die ich wie einen Schatz hüte.
Aufbruch: | 22.07.2009 |
Dauer: | 8 Monate |
Heimkehr: | 24.03.2010 |
Hongkong