2009 - Zurück nach Australien

Reisezeit: Juli 2009 - März 2010  |  von Mirjam & Nico L.

Rotes Zentrum & South Australia: Flinders Ranges

Am Freitag Mittag wurde ich zu einer Tour in die Flinders Ranges abgeholt. Diese Berge liegen ungefähr auf der Hälfte zwischen Coober Pedy und Adelaide und werden eher von wenigen Touristen besucht. Ich war sehr gespannt, wie es dort sein würde, zumal ich auch keine große Company gebucht hatte, sondern eine Tour, die von nur einem Mann, Paul, durchgeführt wurde. Er holte mich an meinem Hostel ab, weil er sowieso seinen Sohn Joshua abholen musste, der ihn für die Ferien besuchte. Sonst hätte ich mit dem Bus nach Port Augusta fahren müssen. Wir verstanden uns sofort super und auch Joshua war ein sympathischer kleiner Kerl, so dass die vierstündige Fahrt bis nach Port Augusta sehr schnell verging. Hier gingen wir einkaufen und legten dann die letzte halbe Stunde bis nach Quorn zurück. Quorn ist mit seinen tausend Einwohnern einer der größten Orte der Flinders Ranges und bildet, ziemlich im Süden der Berge gelegen, einen guten Ausgangspunkt für Erkundungen. Schon hier war die Landschaft wunderschön: Immer weiter fuhren wir über flaches, goldenes Land, bis dann plötzlich im Westen die Berge majestätisch aufragten.
Quorn selbst wirkte ein wenig einsam und verfallen, hatte aber aufgrund der gut erhaltenen Kolonialarchitektur die Atmosphäre einer Pionierstadt erhalten. Paul hatte hier ein Haus und ich bekam ein eigenes Zimmer - nach inzwischen drei Wochen in Hostels genoss ich diesen Luxus! Genauso wie das richtige Handtuch (keines aus Mikrofaser) und den richtig gedeckten Abendbrottisch... so fiel ich an diesem Abend nur noch zufrieden ins Bett.

Landschaft um Quorn

Landschaft um Quorn

Am nächsten Morgen, nach einem reichhaltigen Frühstück, stieß eine Frau aus Québec zu uns. Leider konnte sie fast kein Wort Englisch, so dass kaum Verständigung möglich war, aber trotzdem verbrachten wir einen sehr schönen Tag zusammen.
Wir machten zunächst einen kurzen Stop nicht weit entfernt von Quorn bei der Warren Gorge, um nach Felsenwallabys zu suchen. Diese Tiere leben nur hier und in den MacDonnell Ranges und sind vom Aussterben bedroht. Sie sind sehr selten, aber wir hatten Glück und bekamen welche zu Gesicht! Nach einem kleinen Spaziergang ging die Fahrt weiter.

Warren Gorge

Warren Gorge

Außer den Felsenwallabys sahen wir auch noch ein Wallaroo - kein Witz! Es ist ein Mittelding aus Känguru und Wallaby und auch am längeren Haar zu erkennen.

Außer den Felsenwallabys sahen wir auch noch ein Wallaroo - kein Witz! Es ist ein Mittelding aus Känguru und Wallaby und auch am längeren Haar zu erkennen.

Eine Stunde später erreichten wir den Wanderweg zum Arkaroo Rock. Spätestens hier schlugen mich die Flinders Ranges richtig in ihren Bann!
Die Landschaft war teilweise fast schon europäisch und erinnerte mich manchmal an Österreich, was bestimmt auch an den Nadelbäumen lag. Insgesamt war es nicht die Landschaft, die man typischerweise in Australien erwartet, und auch nicht direkt spektakulär zu nennen, aber trotzdem wunderschön. Vor allem genoss ich die friedliche, idyllische Atmosphäre. Noch nie zuvor hatte ich an einem Tag so viele Kängurus und Wallabys gesehen, außerdem sahen wir auch wilde Ziegen und Unmengen an kleinen Echsen und Singvögeln. So schlängelte sich der Wanderweg hoch zum Arkaroo Rock, einem Felsen mit Zeichnungen der Adnayamathanha.

Wanderung zum Arkaroo Rock

Wanderung zum Arkaroo Rock

Die Felszeichnungen am Arkaroo Rock sind ca. 5000 Jahre alt. Sie erzählen die Geschichte der Entstehung von Wilpena Pound, einem großen Felsenkrater, der später noch auf dem Programm stand. Die Adnyamathanha nennen ihn Ikara und erzählen, dass hier eine große Feier stattfand, die plötzlich von zwei Riesenschlangen (Akarra) gestört wurde. Die Akarra wirbelten einen großen Staub auf, um die Menschen zu verwirren, und fraßen dann die meisten. Danach legten sie sich in einem Kreis zur Ruhe und wurden zu Stein, so dass ihre Körper heute die kreisförmigen Wände des Pounds bilden.

Die zweite Wanderung an diesem Tag ging zum Wilpena Pound, der bekanntesten Attraktion der Flinders Ranges. Es ist eine ca. achtzig Quadratmeter große, natürliche Talmulde, eingeschlossen von Bergen. Hier wanderten wir einen recht steilen Anstieg hoch, zurück ging es dann durch einen Einschnitt in den Bergen.
Die hellgrünen Bäume, die man von oben sieht, wuchsen ursprünglich nicht hier, sondern wurden von Europäern gepflanzt, denn zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es einige Farmen im Inneren der Mulde. Die Farmer scheiterten jedoch und verließen Wilpena Pound.

Von der Atmosphäre her fühlt man sich hier fast wie in einem europäischen Wald

Von der Atmosphäre her fühlt man sich hier fast wie in einem europäischen Wald

Wilpena Pound

Wilpena Pound

Den Rest des Tages verbrachten wir fast ausschließlich im Auto: Wir fuhren den zwanzig Kilometer langen geologischen Pfad zur Brachina Gorge entlang. Die Flinders Ranges bestehen nämlich aus verschiedenen Millionen Jahre alten Gesteinsschichten, die hier freigelegt wurden, so dass die Straße einer Zeitreise gleicht. Auf der Allradstrecke ging es teilweise nur langsam weiter, aber dann kamen wir an der Brachina Gorge an und hatten noch einmal das Glück, Felsenwallabys zu sehen.

Brachina Gorge

Brachina Gorge

Am nächsten Tag waren Paul und ich wieder alleine und wir brachen zum Dutchman's Stern auf. Dieser Berg heißt so, weil seine Form den Entdecker Matthew Flinders (nachdem die Gegend benannt ist) an ein holländisches Schiff erinnerte.
Der Aufstieg war steil, aber nicht zu schwer, und wieder begeisterten mich einfach die idyllische Atmosphäre und die vielen wilden Tiere. Oben angekommen, machen wir eine Pause mit Orangensaft, Äpfeln und Butterkeksen, und es war einfach fantastisch, hier oben abgeschieden von allem zu sitzen und die Atmosphäre zu genießen. Wann fühlt man sich schon so gesund und befreit?

Wanderung auf den Dutchman's Stern

Wanderung auf den Dutchman's Stern

Auf dem Weg hat man immer wieder tolle Ausblicke

Auf dem Weg hat man immer wieder tolle Ausblicke

Endlich auf dem Gipfel!

Endlich auf dem Gipfel!

Der Abstieg war leicht, zog sich aber doch ganz schön hin, so dass ich froh war, dass es dann erstmal nach Quorn zum Mittagessen ging, bevor wir wieder aufbrachen. Wir hielten kurz in Wilmington, um Joshua bei Freunden abzuliefern, dann ging es in den Mt. Remarkable National Park, wo wir hinunter in die Alligator Gorge wanderten, eine wunderschöne, einsame Schlucht. Inzwischen war es schon sehr heiß, aber in der Schlucht war es schattig und angenehm.
Nach dieser letzten Wanderung holten wir Joshua ab und fuhren dann nach Port Augusta, wo auch schon der Bus nach Adelaide bereitstand. Nun hatte ich noch vier Stunden Busfahrt vor mir und kam um 21.30 Uhr in Adelaide an, ziemlich k.o., aber sehr froh, diese außergewöhnliche Tour gemacht zu haben.

Alligator Gorge - Krokodile gibt es hier nicht, aber die Schlucht hat die Form eines Alligators

Alligator Gorge - Krokodile gibt es hier nicht, aber die Schlucht hat die Form eines Alligators

© Mirjam & Nico L., 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Von Juli bis November 2009 machte ich ein Auslandssemester an der James Cook University in Cairns. Danach reiste ich vier Monate mit dem Rucksack durch das Land - zunächst schaute ich mit Zentralaustralien und den Süden an und bereiste dann einen Monat lang den Westen, bevor ich vier Wochen in Melbourne und Tasmanien verbrachte. Zum Schluss verbrachte ich dann noch etwas Zeit in Sydney, in Brisbane und im Outback von Queensland.
Details:
Aufbruch: 22.07.2009
Dauer: 8 Monate
Heimkehr: 24.03.2010
Reiseziele: Australien
Hongkong
Der Autor
 
Mirjam & Nico L. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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