Thailand, Bali, Australien... (und dann die ganze Welt)

Reisezeit: Dezember 2010 - September 2013  |  von Marten Koch

30.11.2011 – Melbourne: 05.01.2012 – Hallo mal wieder

Seit Anfang Dezember arbeite ich hier nun in einem... ja... Cocktailbar/Restaurant (ich glaube das wissen die selber nicht so genau). Es gefällt mir dort recht gut ich hab meine Ruhe. In den ersten zwei Wochen habe ich überwiegend Gläser und Bestecke poliert. Ganz ehrlich, ich fands herrlich ruhig. Außerdem bekam ich noch das Mitleid der anderen Mitarbeiter oben drauf. Daran erkennt man Diejenigen, die noch nicht lange in der Gastronomie arbeiten. Auf der einen Seite ist Gläser polieren stupide und monoton, aber auf der anderen Seite kann man sein ansonsten von Multitasking geplagtes Gehirn mal entspannen, keiner hetzt einen UND ich bekomme immer noch das gleiche Geld als wenn ich mir in meiner Station die Nerven aufreiben würde. Ferner zeigt es mir mal wieder, dass man seinen Lebenslauf zwar bei der Bewerbung dabei haben sollte, er ansonsten aber von keiner Sau gelesen wird. So ergab es sich, dass einer meiner Manager mir eines Tages in seiner ganzen Güte eine kleine Station im hinteren Teil des Restaurants zugewiesen hat und in gönnerhaftem Ton meinte, dass wir heute mal schauen, wie es so mit dem Service klappt
Das hat mir nur ein schmunzeln entlockt und ein paar Schweißperlen, denn die Station, die er mir zugewiesen hat ist so schlecht ventiliert, dass nicht einmal ich dort sein wollte, wie konnte ich also von Gästen erwarten sich dort nieder zu lassen.
Wie gesagt, es gefällt mir dort recht gut. Nur eine Kleinigkeit stört mich, die Amtssprache dort ist Französisch -_-
Es arbeiten beinahe nur Franzosen unter den Backpackern dort. Ich war froh als zwei Mädels aus Kanada dort angefangen haben... die kommen aus Quebeck (Französisch-Kanada)Nun steht man zu dritt oder zu viert und poliert Bestecke/Gläser und drei davon reden Französisch.Das hat in meinen Augen nicht viel mit Manieren zu tun. Ferner hilft es ihnen auch nicht viel weiter.Die häufigste Ausrede ist, dass es ja schneller geht und, dass das Englisch nicht so gut ist... quelle surprise wenn man immer nur in der eigenen Sprache spricht. Gleiches Phänomen mit Deutschen.

Treten meist nur in Gruppen mit anderen Deutschen auf und reden den ganzen Tag lang Deutsch. Gelegentlich wird hier oder da mal mit einem englischsprachigen ein Wort gewechselt. Die kommen nach grob einem Jahr in Australien wieder nach Hause gehen sich Bewerben (98% haben gerade erst die Schule abgeschlossen, dazu komm ich gleich) und wenn man sie auf den Auslandsaufenthalt und die damit verbundenen zu erwartenden Englischkenntnisse anspricht haben sie nen dicken, fetten deutschen Akzent, der dem gegenüber die Tränen in die Augen schießen lässt. Grammatik ist auch so eine Sache quasi Denglish mal anders, deutsche Grammatik mit englischen Worten. Folgende Situation: an der Hostelbar steht ein Jüngling und informiert sich über das Angebot und hat dann noch eine Zusatzfrage... und los.

Jüngling: Hello do you have fries? (nebenbei, die Pommes stehen auf der Tafel über der Bar ganz fett)
Bardame: Sure!
J: How long does it take?
B: 5 minutes.
J:Ok. I come back. !!! I`m just going to smoke one!!!

Sehr schön... Ich geh nur kurz eine rauchen. Ich dachte mich zerreißts.
Nun zu der Geschichte mit den Kindern. Wie schon erwähnt haben viele von denen gerade erst die Schule abgeschlossen. Es waren wirklich wenige, die mir über den weg gelaufen sind, und schon eine Ausbildung hatten. Nun gut einige hatten ein abgeschlossenes Studium... das ist so ne Grauzone bei mir. 50% der Leute, die gerade mit dem Abi fertig waren wollten einfach mal raus und so. Is ne vernünftige Einstellung. Die anderen 50% haben davon gehört, wie viel Geld man in Australien verdienen kann... Viele dieser Sorte habe ich getroffen. Es war immer die selbe Geschichte, ja ich kenne da jemanden der macht das schon und der Verdient total viel Geld. Es wird in der Regel nix, danach heißt es, na dann geh ich halt in einer Mine arbeiten. Wie kommen die alle darauf? Es stimmt, in den Minen verdient man unerhört viel Geld. Was ich meinte, war wie kommen die darauf, dass die in der Mine irgend etwas anderes bekommen als nen mies bezahlten Hilfsarbeiter Job. Die sind in der Regel noch schlechter Bezahlt als die in den Städten und man ist mitten im Nirgendwo, wo man das Geld im Grunde nur für zwei Dinge ausgeben kann: Suff und Nutten. Glaubts mir ich habs ausprobiert. Also nicht das Ding mit den Nutten. Ich war für ein Wochenende in Kalgoorlie. Ich hab glaube ich darüber geschrieben.

Für die gut bezahlten Jobs braucht man dementsprechenden Qualifikationen. Es ist dennoch lustig mit anzusehen wenn diese Grünen einem was vom leben erzählen wollen. Und so haben sie dann wieder etwas mit den anderen 50% gemeinsam, die einfach nur mal raus wollten, sie erkennen, wie teuer hier alles ist und enden entweder in nem mies bezahlten Hilfsarbeiterjob oder sind früher wieder zu Hause als es ihnen lieb ist. Meine Güte, da bin ich ja ganz schön abgeschweift
Weihnachten und Silvester hatte ich arbeitstechnisch gesehen schon lange nicht mehr so ruhig. Das letzte Silvester, an dem ich in Deutschland gearbeitet habe war im Brandenburger Hof.
Wir hatten zu wenig Gläser,Bestecke und Geschirr und das einzige, was der Herr Direktor angemietet hat waren Stühle... kein Scherz.
Ich habe am 31.12. frühs um 8:00 angefangen und war am 01.01. gegen 19:00 zu Hause. Ich hab 2 Stunden nach Hause gebraucht, weil ich 3 mal am Rand anhalten musste zum Schlafen. Und dieses Jahr hab ich um 17:00 angefangen ein paar Gläser abgeräumt und ein paar Tabletts mit Häppchen gassi geführt und hab um 0:00 Schluss gehabt. Traumhaft. Gestern habe ich festgestellt, dass die Gäste hier auch nicht anders sind als anders wo. Bestellt doch einer bei mir ein Steak medium rare und sagt aber bitte ohne Blut...
Einfach göttlich.

© Marten Koch, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wir fliegen Anfang Dezember in den Wohlverdienten Urlaub nach Thailand und dann nach Bali, von dem nur eine von uns zurück kommen wird. Denn ich werde von Bali aus nach Australien fliegen um dort eine noch unbestimmte Zeit zu verbringen. Dieses Tagebuch richtet sich in erster Linie an meine Familie und Freunde, die ich leider nicht alle mitnehmen konnte. P.S. Hier der Link zu einnem öffentlichen Album http://www.facebook.com/album.php?aid=35739&id=100001030435654&l=598623f5fa
Details:
Aufbruch: 01.12.2010
Dauer: 34 Monate
Heimkehr: September 2013
Reiseziele: Thailand
Indonesien
Australien
Neuseeland
Der Autor
 
Marten Koch berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.