Neustart

Reisezeit: Juni 2021 - Januar 2022  |  von Beatrice Feldbauer

Ultimos dias

Es ist Sonntag und es ist fast alles geschlossen heute. Auch mein kleines Cafe wo ich bisher immer ein feines Frühstück bekommen habe.

Aber eigentlich macht das nichts aus, ich habe sowieso sehr lange geschlafen und kehre daher zu einem kleinen frühen Mittagessen am Hauptplatz ein. Da ist eines der Restaurant offen, die ihre Tische auf den Platz gestellt haben.

Avocado mit Golf-Sosse. Zu spät habe ich gefragt, was eine Golf-Sosse sei. Der Teller steht schon auf dem Tisch, als ich nachfrage. Mayo-Ketchup gemischt. Na ja, hab Avocados auch schon besser serviert bekommen. Dofür gibt es ein Glas Weisswein und danach ein Nickerchen im kühlen Zimmer. Der Ausflug von gestern ist nachhaltig, ich bin noch immer ziemlich müde und die Temperaturen heute sind wieder über meiner Wohlfühllimite.

Frühstücksbuffet auf der Strasse mit verschiedenen Fruchtsäften.

Frühstücksbuffet auf der Strasse mit verschiedenen Fruchtsäften.

Später versuche ich, den Blog etwas aufzuarbeiten und am späten Nachmittag kehre ich zurück zum Hauptplatz. Noch immer ist es ruhig. Einzig ein paar Verkäufer stehen mit ihren pedal-betriebenen Popcorn-Ständen auf dem Platz. Mindestens vier verschiedene Anbieter stehen da. Für die wenigen Passanten, die über den Platz flanieren. Oder mit den Kindern Tauben füttern. Oder einen blinkenden Ballon kaufen. Nebst dem Popcorn haben einige ihr Angebot erweitert. Um Vogelfutter oder verschiedene Kerne und Nüsse und kitschigbunte süsse Schleckstengel.

Auf einem kurzen Spaziergang entdecke ich eine weitere Kirche. Aussen eher klassisch, ist sie innen opulent geschmückt in gold-blau-grün. Ich bin tatsächlich begeistert von diesem sehr eigenen Stil, der sich hier in Salta entwickelt hat. Aussen sind die Kirchen und Kathedralen sehr verschieden und vor allem oft sehr farbig, aber innen sind sie sich ähnlich. Vor allem die geometrisch gestalteten Deckengewölbe mit den runden Kuppeln und Bogen.

Iglesia San Alfonso

Iglesia San Alfonso

Inzwischen tanzen auf dem Hauptplatz wieder die jungen Leute. Es ist Haupt-Ferienzeit, darum haben sie täglich Zeit um hier aufzutreten. Aus den gleichen Grund sind auch relativ viele Touristen hier. Sie kommen aus allen Teilen des Landes, denn der Moderator verpasst es nicht, jeden Tag die verschiedenen Zuschauer zu begrüssen. Ausländer sind kaum da. Ich scheine ziemlich in Minderzahl zu sein.

Als mich der Hunger zu einem der offenen Restaurants zieht, höre ich hier ganz andere Klänge. Panflöten, eine Gitarre und Trommeln sind es. Und als zusätzliches Rhytmus-Instrument ein Klüngel mit Ziegenhufen. Das sind peruanische Klänge.

Tatsächlich, als einer der Musiker mit dem Hut die Runde macht, erkundige ich mich, woher sie kommen. "Soy peruano", meint der Mann stolz. Zu mehr Informationen reicht es nicht, schliesslich muss er das Geld einsammeln, bevor die Leute weiterschlendern.

Ich lasse mir viel Zeit, geniesse den letzten Abend vor der Kathedrale, die mit zunehmender Dunkelheit beleuchtet wird. Lasse mir ein grosses Rindsteak servieren mit spanischen Kartoffeln und einem keinen Salat mit Karotten und Eisbergsalat.

Und dann bummle ich gemütlich zurück in mein Zimmer. Salta wird mir in sehr guter Erinnerung bleiben. Und vor allem wird es klingen. Die jungen Leute mit ihren fröhlichen Tänzen haben einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen.

Meine Unterkunft an der Avenida Belgrano

Meine Unterkunft an der Avenida Belgrano

Am nächsten Tag fahre ich mit dem Taxi zum Flughafen. Auch heute wieder habe ich Glück, kann meinen Rucksack zusammen mit dem Koffer aufgeben und muss mich nur noch um den Laptop mit den Adaptern kümmern.

Grad setze ich mich mit einem Kaffee in das grosse Selbstbedienungsrestaurant, als über Lautsprecher mein Name ausgerufen wird. Ich soll mich beim Check-In-Schalter melden. Ich? Ich muss noch einmal hinhören, der Aufruf wird wiederholt. Tatsächlich, die meinen mich. War das mit dem Rucksack doch nicht ganz in Ordnung? Und was mache ich jetzt mit meinen Kaffee, nehme ich den mit. Ich entscheide mich dagegen, schliesse ihn mit dem Deckel, der mitgegeben wurde und lasse ihn stehen.

Beim Checkin erkennt mich der Mann, der eben noch mein Gepäck entgegen genommen hat. Ich soll ihm folgen. Es geht durch eine Türe, die nur für Personal bestimmt ist. Hier werde ich einer Frau übergeben, die mich durch den Scanner lotst. Ich soll mein Handgepäck scannen, muss den Pass zeigen und werde dann von einem Polizisten in Uniform übernommen. Was habe ich getan? Er führt mich zu meinem Koffer, ob das meiner ist, ich soll ihn öffnen.

Ob die meine Kaffeebohnen gefunden habe, die seit Salento irgendwo in meinem Koffer herumliegen und die ich geflissentlich vergessen habe, obwohl man mir schon auf der Plantage gesagt hat, dass die Ausfuhr von frischen Samen verboten sei.

Ich öffne den Koffer, was will er sehen? Nachdem er selber kurz ein paar meiner Kleiderpakete angehoben hat, soll ich selber nachsehen. Doch was suchen wir? Eine kleine Blechdose, meint der Polizist. Eine Blechdose? ich bin überfragt. Sowas hab ich nicht. Wir finden nichts. Der Polizist geht zurück zu dem Foto in seinem Büro und weiss jetzt, wo wir suchen müssen. Tatsächlich, in meinem Sack mit dem Durcheinander von etwas Schmuck, dem Hut aus Peru, ein paar wenigen Geschenken, einfach all dem, was nicht in eines der praktischen Kleiderpakete passt, liegt eine kleine Blechbüchse. Die habe ich kurz vor Abflug von einer Freundin bekommen. Enthält ein paar Pflaster, etwas Gel, etwas Traubenzucker. Ein winziges erste Hilfe-Set, das ich längst vergessen hatte. Genau das ist aufgefallen. Ich öffne es, alles ist ok, kann es wieder einpacken. Kann alles zurück packen, Koffer schliessen, nichts passiert. So oft wurde mein Koffer jetzt gescannt, das hat bisher niemand gesehen.

Beruhigt gehe ich zurück ins Restaurant, wo mein Kaffeebecher tatsächlich noch immer dasteht. Er hat jetzt Trinktemperatur.

Zwei Stunden nach Abflug komme ich in Buenos Aires an. Im kleinen Aeropark, von wo es nur geade eine knappe halbe Stunde dauert, bis ich zurück im Zentrum bin. Zurück in meiner Unterkunft wo ich schon vor zwei Wochen gewohnt habe. Ich bekomme sogar das gleiche Appartment und fühle mich wieder richtig zu Hause.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Immer wenn der Mensch seine Zukunft plant, fällt das Schicksal im Hintergrund lachend vom Stuhl. Dieser Satz hat mich durch das Corona-Jahr begleitet. Eigentlich war mein Abflug nach Südamerika am 3. April 2020 gebucht. Doch dann kam alles anders.
Details:
Aufbruch: 20.06.2021
Dauer: 7 Monate
Heimkehr: 29.01.2022
Reiseziele: Peru
Kolumbien
Argentinien
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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