Neustart

Reisezeit: Juni 2021 - Januar 2022  |  von Beatrice Feldbauer

Cumpleanos feliz

Wir sind relativ früh unterwegs heute morgen. Nicht nur die Schweiz feiert ihren Geburtstag, auch Liborio, der Chef der Boras hat heute zum Geburtsatagsfest eingeladen.

"Kommt bitte schon um 10.00 Uhr, denn die Jungs wollen später zum Fussballspielen in ein anderes Dorf".

Ich starte also mit einem Mototaxi kurz nach neun. Eine halbe Stunde später treffe ich mich im Hafen von Nanay mit Keyla und Pablo und den Kindern Diego und Luana. Mit dem Schiff ist es eine knappe halbe Stunde bis zur Maloka der Boras.

wir werden erwartet

wir werden erwartet

Geburtstagsgeschenk

Geburtstagsgeschenk

Hier sind die Vorbereitungen schon im Gange. Pouletstücke werden auf dem Grill gebraten, Kochbananen werden geschält und nebenan rüsten zwei Frauen Fische. Liborio hat sie gestern Abend gefangen. Zwei Sabalo und ein paar Palmitos.

Ich weiss eigentlich nicht, warum er das Gefühl hat, ich würde lieber Fisch essen, aber mir soll es eh recht sein, denn ich liebe Fisch tatsächlich. Sie werden mit vielen Kräutern in ein Blatt eingeschlagen und auf einen separaten Grill gelegt.

Ob denn heute keine Touristen kämen, will ich wissen. Nein, Liborio ist überzeugt, dass heute nichts los ist. Am peruanischen Nationalfeiertag kamen ein paar wenige, gestern Samstag war nur einzer Besucher hier.

Pablo hat seine Gitarre mitgebracht und bringt ein Geburtstagsständchen. Nicht nur für Liborio, auch für Rita, unsere Freundin, die uns bei unserm letzten Besuch vor 18 Monaten begleitet hatte und eben auch am 1. August Geburtstag hat. Per Facebook wird das Video gleich weitergeleitet.

Das Lied ist knapp verklungen, da kommen schon zwei Gruppen Touristen daher. Erwartungsvoll setzen sie sich in die Maloka und natürlich kommen jetzt die Boras aus allen Winkeln. Einige müssen sich vorher noch rasch umziehen, in ihre traditionellen Kleider schlüpfen, die übrigens nicht aus Stoff, sondern meistens aus einer Art Rinde gemacht sind.

Also warten wir noch mit Essen, zuerst wird für die Touristen gesungen und getanzt. Und mit den Touristen getanzt natürlich. Die Augen leuchten, Touristen bedeutet Einnahmen, denn es wird ein kleiner Eintritt verlangt.

Die Touristen haben meist viel Spass, mit den Boras zu tanzen.

Die Touristen haben meist viel Spass, mit den Boras zu tanzen.

Nach der Show werden Handarbeiten verkauft. Dabei hat jede Familie ihren eigenen Stand. Heute hängen viel weniger Sachen an den Pfosten, ich glaube man hat tatsächlich nicht mit Besuchern gerechnet.

Doch die Touristen sind kaum weg, schon nähert sich eine nächste Gruppe. Die Show must go on, also wieder von vorne.

Wir Gäste sehen eine Weile zu, doch dann gehe ich über die improvisierte Brücke zurück zum Hafen. "Touristen suchen", lache ich, als Keyla wissen will, wohin ich gehe.

Tatsächlich legt schon wieder ein Boot an, eine weitere Gruppe steigt aus.

Begüssungskommitee im Hafen

Begüssungskommitee im Hafen

Endlich sind alle Touristen wieder weg, es wird Zeit für die Geburtstagstorte. Dazu wird noch einmal ein Geburtstagsständchen gesungen, Mateo, der jüngste Bruder gratuliert mit einer Rede und dann darf Liborio die Kerze auslöschen. Er feiert seinen 46. Geburtstag, aber seine Freude ist kindlich gross an seinem grossen Tag und der grossen Torte. Jeder einzelne stellt sich an, gratuliert mit einer Umarmung. Die Stimmung ist locker und fröhlich. Der Chef feiert Geburtstag.

Und jetzt gibt es Essen. Ich bekomme meinen Fisch und er schmeckt tatsächlich sehr fein. Nur, dass ich kein Messer bekomme, stört mich etwas. Aber ich lerne schnell, den Fisch mit den Fingern zu zerteilen. Keyla und ich haben übrigens den kleinen Tisch bekommen, auf dem grad vorhin noch die Torte stand, alle anderen essen irgendwo auf dem Boden oder im Stehen.

Als ich beim Grill vorbei komme und einen Blick darauf werfe, entdecke ich neben den Hühnerfüssen, die auch für mich etwas fremd aussehen, ein exotisches Tier. Was ist das? will ich wissen. Ein Zorro, ein Fuchs erklärt mir Moises stolz. Er hat ihn mit seinem Hund gestern gejagt und freut sich auf seinen Leckerbissen.

in den grossen Pfannen wurden Reis und Kartoffeln gekocht.

in den grossen Pfannen wurden Reis und Kartoffeln gekocht.

Fussball macht überall viel Spass

Fussball macht überall viel Spass

Es sind noch ein paar Gäste vom nahen Dorf gekommen und nach dem Essen entwickelt sich ein Fussballspiel mit Gästen und Boras. Zum Glück ist das Wetter nicht so heiss, so dass die Jungs dem Ball mit Enthusiasmus hinterher rennen können.

Und dann kommt unser Boot, das uns zurück nach Nanay bringt. Liborio fährt mit, will wahrscheinlich seinen Tag noch mit ein paar Freunden in Iquitos feiern.

Wir aber, lassen den Nachmittag im Casa Fitzcarraldo ausklingen. Im kühlen Pool bei einem Krug Maracujasaft. Es war ein fröhlicher Tag mit viel Lachen. Und ich bin jetzt tatsächlich die Glücksbringerin, denn heute kamen insgesamt sieben Gruppen von Touristen. Ich hoffe, das diese Glückssträne andauert.

Ich habe übrigens auch zu diesem Tag ein paar Videos auf meine Seite geladen.

www.bison.ch - Peru-Videos

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Immer wenn der Mensch seine Zukunft plant, fällt das Schicksal im Hintergrund lachend vom Stuhl. Dieser Satz hat mich durch das Corona-Jahr begleitet. Eigentlich war mein Abflug nach Südamerika am 3. April 2020 gebucht. Doch dann kam alles anders.
Details:
Aufbruch: 20.06.2021
Dauer: 7 Monate
Heimkehr: 29.01.2022
Reiseziele: Peru
Kolumbien
Argentinien
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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