Neustart

Reisezeit: Juni 2021 - Januar 2022  |  von Beatrice Feldbauer

Fische

Das heutige Ziel ist das Aquarium von Lima. Eigentlich dachte ich, dass ich das auch gut alleine besuchen kann, es ist ja immerhin noch innerhalb der Stadt Lima, aber da Juan noch nie dort war, und es ausserdem immer interessanter ist, einen Ort gemeinsam zu besuchen, erwartet er mich vor dem Eingang, als ich mit dem UBER ankomme.

Eigentlich hätte ich ein Aquarium in der Nähe des Meeres erwartet, aber das Acuario Nautilus ist weit im Westen der Stadt. 30 km, schon fast in der Vorstadt, jedenfalls sind hier einige Strassen nicht asphaltiert und mein UBER-Fahrer würgt sich durch die Schlaglöcher. Der Eingang ist vielversprechend frisch blau bemalt, vor dem Eingang steht ein kleiner Zug, mit dem man eine Fahrt durch das Quartier machen könnte, doch er scheint im Moment nicht in Betrieb zu sein.

"Dort ist die Kasse", weist uns die junge Frau beim Eingang an und ich stehe vor dem unpersönlichsten Schalter, den ich je gesehen habe. Ein Brett mit ein paar Löchern und einem Schlitz, durch den man das Geld hinein und das Ticket heraus holen kann. Dahinter sitzt offensichtlich ein Mensch, den man allerdings nicht sehen kann. Was geht in den Köpfen von Menschen vor, wenn sie so etwas einrichten? Schon der Schalter beim Zoo war so ähnlich. Dort war es allerdings eine völlig abgedunkelte Scheibe, durch die man niemanden im Innern erkennen konnte, aber mindestens konnte die Person am Schalter den Menschen sehen, der ein Ticket kaufen wollte. Das hier ist eine Zumutung für beide, den der vor dem Schalter steht, und den dahinter.

Natürlich müssen wir dann das Ticket gleich wieder vorweisen. Ausserdem sollen wir eine zweite Maske anziehen. Temperatur messen und desinfizieren, dann sind wir drin.

So eine unpersönliche Kasse habe ich noch nirgends gesehen.

So eine unpersönliche Kasse habe ich noch nirgends gesehen.

Zuerst wird uns ein kurzes Video gezeigt, das auf die Bedeutung des Meeres und vom Schutz der Korellen handelt, dann führt uns die junge Frau durch die Ausstellung.

Sie zeigt uns den Haifisch, der in seinem kleinen Becken in der Mitte des Hofes allein seine Runden dreht. Dann zeigt sie uns die Amazonas-Fische mit dem eindrücklichen Zitteraal, dem man in der Natur besser nicht begegnet, denn eine Begegnung mit seinen 600 Volt überlebt man wohl kaum. Ausserdem gibt es Paiche, die grössten Süsswasserfilsche. Die Exemplare, die hier in der Vitrine schwimmen, haben allerdings mit den riesigen Fischen, die im Amazonas schwimmen, kaum was zu tun. Ein eindrücklicher Brocken ist der Bartfisch. Er hat seinen Namen von den schnauzformigen Auswüchsen des Kiefers und er macht einen sehr bärbeissigen Eindruck, wie er da so hin und her schwimmt.

Nach den Amazonas-Fischen kommt die Abteilung mit den Korallen. In kleinen Aquarien leuchten sie in allen Farben und strecken und fächeln mit ihren Blättern und Tentakeln. Sie sehen aus wie Pflanzen, sind aber Tiere, wird uns erklärt und wenn man sie genau ansieht und ihren Bewegungen folgt, kann man das erahnen.
Jedenfalls sind es sehr geheimnisvolle Tiere.

Weiter geht es in einen langen Raum in dem gegen 100 kleine Aquarien stehen. Überall sind ein paar Fische drin, manchmal mehrere von der gleichen Sort im gleichen Gefäss, manchmal ist die gleiche Gattung in mehrere Aquarien verteilt. Eine richtige Übersicht ist nicht erkennbar, aber das ist vielleicht auch gar nicht gewollt. Immerhin benennt unserer Führerin ein paar Exemplare mit Namen, dann verabschiedet sie sich. Wir dürfen uns jetzt selber umsehen und fotografieren.

Leider war diese mündliche Erklärung alles, die Behälter sind nicht beschriftet und so versuche ich jetzt aus der Erinnerung ein paar Namen zu notieren. Immerhin kenne ich den Nemo, den Clownfisch und die Dollarfische, die ihren Namen haben, weil sie wie Silber glänzen.

Für Juan ist der Ort eine sehr spannende Entdeckung. Denn da er noch nie hier war, hat er auch sonst noch nie ein Aquarium gesehen. Im Zoo von Lima gab es übrigens eine Fischabteilung.

Dollarfische - weil sie so silbrig glänzen wie Geld.

Dollarfische - weil sie so silbrig glänzen wie Geld.

Nemo

Nemo

ein einsamer Hai schwimmt in seinem kleinen Becken

ein einsamer Hai schwimmt in seinem kleinen Becken

Der Bartfisch schaut nicht sehr freundlich aus.

Der Bartfisch schaut nicht sehr freundlich aus.

Dafür schwimmt dieser mit einem freundlichen Grinsen durch das Bassin

Dafür schwimmt dieser mit einem freundlichen Grinsen durch das Bassin

Die Doncella, ein beliebter Speisefisch

Die Doncella, ein beliebter Speisefisch

Auge in Auge mit dem schwarzen Piranha

Auge in Auge mit dem schwarzen Piranha

Der grosse schwarze Piranha steht ganz allein in einem kleinen Behälter beim Restaurant. Er steht da bewegungslos, würde auch nicht weit kommen, wenn er sich mit den Flossen vorwärts bewegen würde. Zu klein ist sein Heim.

Da haben es die eigenartigen 'Beulenfische' besser. Sie sind immerhin zu fünft in ihrem etwas grösseren Gehäuse.

Natürlich ist es immer spannend, Tiere in ihrem Element zu sehen, wenn das Element Wasser dann aber so sehr reduziert ist, stimmt es mich traurig. Da nutzt es auch nichts, wenn das Aquarium als das modernste und grösste des Landes angepriesen wird.

Offensichtlich wird das Aquarium allerdings ausgebaut, der Baulärm hinter den dünnen Wänden ist sehr laut. Juan kommt mit einem Wörter ins Gespräch. Der erklärt ihm, dass es eine zweite Etage gibt, die im Moment allerdings als Lager benutzt wird und dass beim Eingang ein Wassertunnel entstehen soll. Dort könne man dann unter dem Wasser durchgehen und die Fische beobachten. Man wäre auf Kurs gewesen, als die Pandemie alle Pläne über den Haufen geworfen und die Einnahmen eingebrochen waren.

In den letzten Monaten kommen wieder ein paar Besucher und es besteht Hoffnung, dass die Pläne verwirklicht werden können.

hat sich wohl irgendwo eine Beule geholt...

hat sich wohl irgendwo eine Beule geholt...

Korallen

Korallen

Fische füttern, eine Attraktion nicht nur für Kinder

Fische füttern, eine Attraktion nicht nur für Kinder

Soviele Fische zu sehen, macht Hunger. Wir gehen ins Restaurant, das beim Aussenbassin liegt. Hier schwimmen grosse quirlige Fische die von Kindern gefüttert werden dürfen. Der Wärter muss zwar die etwas aufdringlichen Kinder immer wieder zurechtweisen, damit sie nicht mit einem Stecken zwischen den Fischern stochern und in ihre augestreckten Mäuler stechen.

Wir bestellen die grosse Fischplatte mit den beiden typischen Fischspezialitäten Ceviche und Tirandito. Sie schmeckt ausgezeichnet. Dazu einen Krug Chicha Morada, der aus Mais gemacht wird. Er hat einen eigenartigen Geschmack, den ich nie mit Mais in Verbindung bringen würde. Ich mag ihn, muss mich allerdings jedesmal wieder zuerst daran gewöhnen,

Chicha Morada, ein Erfrischungsgetränk aus Mais.

Chicha Morada, ein Erfrischungsgetränk aus Mais.

RONDA NAUTILUS
Tiradito - roher Fisch an würziger gelber Sosse
Ceviche de pescado - roher Fisch mit viel Zwiebeln - (Nationalgericht)
Arroz con mariscos - Reis mit Meeresfrüchten
Chicharon de pescado - Fischchnusperli
Acompanado de una garnicion de una camote, chocle y deliciosa cancha serrana
- garniert mit einer Süsskartoffeln, gerösteten Maiskörnern und Bananenchips.

RONDA NAUTILUS
Tiradito - roher Fisch an würziger gelber Sosse
Ceviche de pescado - roher Fisch mit viel Zwiebeln - (Nationalgericht)
Arroz con mariscos - Reis mit Meeresfrüchten
Chicharon de pescado - Fischchnusperli
Acompanado de una garnicion de una camote, chocle y deliciosa cancha serrana
- garniert mit einer Süsskartoffeln, gerösteten Maiskörnern und Bananenchips.

Es ist später Nachmittag, als wir das Aquarium verlassen, ich rufe mir ein UBER, Juan, hat noch eine reservierte Fahrt zu erledigen.

Es ist bereits Nacht, als ich zu Hause ankomme. Um sechs Uhr geht die Sonne unter, dann wird es ganz schnell dunkel.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Immer wenn der Mensch seine Zukunft plant, fällt das Schicksal im Hintergrund lachend vom Stuhl. Dieser Satz hat mich durch das Corona-Jahr begleitet. Eigentlich war mein Abflug nach Südamerika am 3. April 2020 gebucht. Doch dann kam alles anders.
Details:
Aufbruch: 20.06.2021
Dauer: 7 Monate
Heimkehr: 29.01.2022
Reiseziele: Peru
Kolumbien
Argentinien
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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