Neustart

Reisezeit: Juni 2021 - Januar 2022  |  von Beatrice Feldbauer

Express-Rückfahrt

Das Express-Schnellboot hat uns am anderen Tag zurück nach Iquitos gebracht, zurück in die Zivilisation. Nach einer abenteuerlichen Woche mit vielen eindrücklichen Begegnungen.

Die Fahrt dauerte fünf Stunden und eigentlich lässt sich darüber nicht viel sagen. Ausser vielleicht von den Kubanern. Liborio kam mit dem Paar auf dem Sitz vor uns ins Gepräch. Sie sind von Brasilien gekommen, obwohl die Grenzen doch eigentlich geschlossen sind. "Mit Geld funktioniert alles", meinte der Mann etwas kryptisch und ich wollte schon überlegen, ob ich vielleicht auch so das Land wieder verlassen könnte, doch dann wurde mir klar, was das bedeutete. Wir hielten nämlich in der Nähe von Mazan, da wo man über eine kurze Landstrecke an den Rio Napo kommt, völlig unprogrammgemäss an und die Kubaner stiegen aus. Irgendwo auf der Strecke stieg die ganze Gruppe von zehn Personen aus. Sie werden jetzt ihren weiteren Weg suchen. Illegale auf der Suche nach einem besseren Leben, nach einer besseren Zukunft. Da standen sie also am Ufer, mit ganz wenig Gepäck, ihr nächstes Ziel wird Kolumbien sein und das Ziel ihrer Träume könnten die USA sein. Sie sind bereits einen ganzen Monat unterwegs, seit sie Kuba verlassen haben. Was wird noch alles auf sie zukommen in den nächsten Wochen?

Irgendwo unterwegs trafen wir auch auf diesen riesigen Frachter. Der kommt aus Mexiko und ist stecken geblieben, weil der Wasserstand so tief ist. Sein Ziel ist Iquitos, aber er wird jetzt hier in der Mitte des Flusses bleiben, bis das Wasser ab Oktober wieder steigt. Dann kann er bis zum Hafen von Iquitos fahren und seine schwere Last löschen. Jetzt hat er auf einer Sandbank aufgesetzt.

In Iquitos wartet Moises, der Bruder von Liborio auf Rosa. Sie ist überglücklich, endlich kann sie ihren Gordo wieder in die Arme schliessen.

Der Abschied ist kurz, Liborio wird in der Comunidad erwartet und ich fahre mit dem Mototaxi ins Casa Fitzcarraldo. Das ist das Hotel, in dem ich in den letzen Jahren immer gewohnt habe, wenn ich in iquitos war.

Jetzt ist es wie ein nach Hause kommen. Ich geniesse das schöne grosse Zimmer, die heisse Dusche, den exotischen Garten, den kühlen Pool und das feine Essen.

Die nächsten paar Tage brauche ich gar nichts mehr. Einmal steige ich auf das Baumhaus, das Walter, der Besitzer wieder aufgebaut hat, seit es im Januar 2020, kurz nach meinem letzten Besuch abgebrannt ist.

Sachamango

Sachamango

Victoria

Victoria

Viel gibt es von diesen ersten Tagen zurück in Iquitos nicht zu erzählen. Ich versuche mich durch die fast 2000 Fotos und Videos zu arbeiten, versuche die vergangenen Tage in Worte zu fassen und wenn mir das zu viel wird, lese ich. Habe meinen Tolino neu bestückt.

Einmal treffe ich mich mit Victoria in der Stadt und einmal gehe ich mit Keyla und ihrer Familie zum Nachtessen. Ja und da war noch der erneute Besuch beim Radio von Pablo. Spezialgast war Mateo, der jüngste Bruder von Liborio. Für ihn war es ein ganz besonderer Tag. Sein erster Auftritt im Radio. Er hat es gut gemacht und wird bestimmt wieder einmal eingeladen.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Immer wenn der Mensch seine Zukunft plant, fällt das Schicksal im Hintergrund lachend vom Stuhl. Dieser Satz hat mich durch das Corona-Jahr begleitet. Eigentlich war mein Abflug nach Südamerika am 3. April 2020 gebucht. Doch dann kam alles anders.
Details:
Aufbruch: 20.06.2021
Dauer: 7 Monate
Heimkehr: 29.01.2022
Reiseziele: Peru
Kolumbien
Argentinien
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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