Neustart

Reisezeit: Juni 2021 - Januar 2022  |  von Beatrice Feldbauer

Huaca Pucllana

Viel gibt es eigentlich nicht zu erzählen von heute, ausser dass ich endlich im Museum der Huaca Pucllana war.

Und ausserdem habe ich heute etwas geblufft. Die Sonne schien ganz überraschend bis nach Lima, und als ich das sah, musste ich noch rasch hinauf auf das Dach, bevor ich das Haus verliess. Und tatsächlich, die Türe zum Poolbereich stand offen. Aber nicht etwa, weil dieser Bereich jetzt zugänglich wäre, sondern nur, weil jemand von der Administration dort war und sich umsah. Also huschte ich auch hinein und machte ein paar Fotos, die ich danach umgehend ins Facebook und in meinen Status stellte.

Die Reaktionen liessen nicht lange auf sich warten. Was für ein tolles Leben ich doch führe, ich soll die Sonne und den Pool geniessen, frohes Schwimmen, usw.

Ich muss es aber hier wieder einmal betonen. Wir stecken im peruanischen Winter, es sind um die 17 Grad und oft geht ein kühler Wind. Ich laufe immer mit meinem langärmeligen T-Shirt, dem Schal und der Windjacke rum. Und nur weil ich generell nicht so schnell friere, bin ich nicht dauernd am schlottern.

Das sollte damit jetzt richtig gestellt sein. Aber trotzdem war es heute ein ungewöhnlich sonniger Tag, den ich sehr genossen habe.

Der Blick vom Dach ist nicht nur schön.

Der Blick vom Dach ist nicht nur schön.

UBER mit Plastikfolie zum Passagierraum. Viele haben eine Plexiglasscheibe, nur ganz wenige verzichten auf diesen Schutz. Gespräche sind entsprechend mühsam.

UBER mit Plastikfolie zum Passagierraum. Viele haben eine Plexiglasscheibe, nur ganz wenige verzichten auf diesen Schutz. Gespräche sind entsprechend mühsam.

Mein UBER-Fahrer brauchte keine Unterstützung bei der Navigation und lieferte mich perfekt beim Museum ab.

"Haben sie eine Reservation?" wollte die Frau hinter dem Zaun wissen, als ich zum Eingang kam. Nein, hab ich nicht. Sie sah mich zweifelnd an. Welche Sprache ich denn möchte, Spanisch oder Englisch? Egal.
Das wollte sie nicht gelten lassen, also entschied ich mich für Spanisch.

Ja, das ginge in Ordnung, spanisch gäbe es um 14.00 Uhr, ich soll 10 Minuten voher wieder kommen. Englisch gäbe es heute nicht.

Glück gehabt.

Ich kam um 14.00 zurück, nachdem ich im italienischen Restaurant Gian Franco nebenan einen Cappuccino getrunken hatte. Es seien neun Personen, meinte die spanisch sprechende Guia, aber dann kamen nur sechs Leute. Interessiert an den Erklärungen war eigentlich nur ein junger Peruaner, der Rest war mehr damit beschäftigt, sich vor den eindrücklichen Büchergestellen in Szene zu setzen.

Blick zum Restaurant Huaco Pucllana

Blick zum Restaurant Huaco Pucllana

Die Anlage gehört zur Lima-Kultur, von der nicht viel überliefert ist. Sie war hier im 5. Jahrhundert nach Chr. aktiv. Das Gelände gehörte lange einer Privatperson, erst 1981 konnte es von einer Gesellschaft erworben werden und wird seither wissenschaftlich erforscht und restauriert.

Man geht von einer Pyramide aus, die gegen 25 Meter hoch war, 10 Meter höher, als sie sich heute präsentiert. Es war ein Tempel und Zeremonienbezirk. Umgeben von Bauern auf der einen und Fischern auf der anderen Seite zum Meer hin. Es ist die schönste und grösste Fundstätte der Limakultur, deren spezielle Bauweise auffällt. Die Backsteine wurde aufgestellt und nur oben und unten mit Mörtel verbunden. So dass die Struktur eines grossen Büchergestells bleibt. Das ist übrigens nicht nur meine Beobachtung, schon ein früher Gelehrter nannte es die Technik der Buchhändler.

Huaca Pucllana befindet sich mitten in der City

Huaca Pucllana befindet sich mitten in der City

Das Restaurant Gian Franco von oben.

Das Restaurant Gian Franco von oben.

Man hat menschliche Überreste von jungen Frauen gefunden und geht davon aus, dass hier Menschenopfer stattfanden. Ausserdem wurde der obere Teil nach der Übernahme durch die Wari als Elitefriedhof gebraucht. Eine Replika eines Grabes mit verschiedenen Grabbeilagen findet man auf einer der oberen Plattformen.

Ein Grab. Erkennbar die Totenmaske auf dem eingewickelten Leichnam und ein paar Essensbeilagen. Rechts scheint es sich um ein Baby zu handeln.

Ein Grab. Erkennbar die Totenmaske auf dem eingewickelten Leichnam und ein paar Essensbeilagen. Rechts scheint es sich um ein Baby zu handeln.

Es gibt ein paar Darstellungen, wie an sich das Leben zur Zeit der Lima vorstellen könnte. Die Ziegelsteine wurden selbstverständlich alle von Hand geformt und an der Sonne getrocknet. Der ganze Aufbau der Pyramide ist massiv, es gibt keine Hohlräume, die Zeremonien fanden nur draussen statt.

Hinter der Pyramide gibt es einen neuen Bereich, wo Tiere und Pflanzen vorgestellt werden, die schon seit Jahrhunderten im Leben von Peru eine Rolle spielten. So gibt es hier ein paar Alpakas und Meerschweinchen, die schon immer zum Essen gehalten wurden. Der Name Guy kommt übrigens von den Geräuschen, die die Meerschweinchen von sich geben.

Es war ein interessanter Besuch und ich bin froh, dass ich es jetzt endlich geschafft habe, das Museum zu sehen und mir einen eigenen Eindruck zu machen.

Danach gehe ich noch einmal ins Gian Franco und geniesse eine wunderbare Portion Spaghetti Puttanesca.

Zum Verdauungsspaziergang laufe ich hinunter ans Meer. Es sind ja nur ein paar Kilometer. Vielleicht klappt es ja nach dem schönen Sonnentag für einen schönen Sonnenuntergang.

Natürlich hat das nicht geklappt. Als ich pünklich um 18.00 Uhr ankam, verschwand die Sonne gerade im Grau des Nebels vor der Küste. Also nichts wie ins nächste UBER und zurück nach Hause. Dort ging ich aber noch einmal aufs Dach und freute mich an der Aussicht über die erleuchtete Stadt. Bis mich der kalte Wind zurück in die Wohnung scheuchte.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Immer wenn der Mensch seine Zukunft plant, fällt das Schicksal im Hintergrund lachend vom Stuhl. Dieser Satz hat mich durch das Corona-Jahr begleitet. Eigentlich war mein Abflug nach Südamerika am 3. April 2020 gebucht. Doch dann kam alles anders.
Details:
Aufbruch: 20.06.2021
Dauer: 7 Monate
Heimkehr: 29.01.2022
Reiseziele: Peru
Kolumbien
Argentinien
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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