cool runnings ...

Reisezeit: März 2009 - November 2010  |  von Stephanie Wiesmüller

Canberra

Jeder zweite sagt, Canberra kann man sich sparen, da hat man nix verpasst, wenn man's nicht gesehen hat, aber ich will der Hauptstadt eine echte Chance geben. Wenn man wie ich über ein Jahr hier unterwegs ist, dann muß auch Zeit dafür da sein, sich die Hauptstadt der momentanen Wahlheimat anzuschaun. Ich lege also ehrlich alle Vorurteile von wegen Retortenstadt und künstlich aus dem Boden gestampft ab und mache mich bei wieder angenehmeren Temperaturen auf die Suche nach einer Unterkunft. Unglücklicherweise bin ich noch immer mit dem alten Lonely Planet von 2005 unterwegs und die ersten vier Hostels, die ich durchrufe gibt es nicht mehr, sind Pleite oder ausgebucht. Das geht ja schon Mal gut los. Wir entscheiden uns dann, mitten in der City zu bleiben, da wir nur einen Tag Kultur und Politik schnuppern wollen und dann wieder weiterziehen. Wir bummeln also am Nachmittag durch das Zentrum und der erste Eindruck ist ganz in Ordnung, rede ich mir gut zu, Canberra ist doch gar nicht hässlich. Und die Schönheiten der Stadt können ja auch im Detail liegen, hm?

immer wieder schoen sie zu sehen!

immer wieder schoen sie zu sehen!

Am nächsten Morgen geht's dann los auf großen Marsch, über die Anzac Parade mit ihren Kriegsdenkmälern bis zum Australian War Memorial, das an die Geschichte und die Opfer des Krieges erinnern soll. Da kann man jetzt sicher geteilter Meinung sein, aber es war ganz interessant, und gegen alle Befürchtungen nicht allein auf den 2. Weltkrieg konzentriert, so wie das daheim wahrscheinlich der Fall gewesen wäre; Kriegskultur wird hier in Australien eh ganz anders gehandhabt als bei uns.

Anzac parade

Anzac parade

Nach allen möglichen und unmöglichen "Sehenswürdigkeiten" kommen wir dann neben dem Old mitten in der Stadt, doch der schlaue Reiseführer weiß zu erzählen, dass diese "Zeltbotschaft" Parliament House an der Aboriginal Tent Embassy vorüber. Sieht auf den ersten Blick aus wie ein Caravanpark seit 1972 da steht und heute eine Art Mahnwache ist zum Kampf für die Anerkennung der Landrechte der Aboriginals.

tent embassy

tent embassy

Von diesem befremdlichen Eindruck geht's dann weiter zum Parliament House, das vor Prunk nur so protzt. Mir als Nicht-Australier ist das ja relativ wurst, aber sowohl neben mir als auch wenn man sich umhört regen sich die Australier auf, wie viel Geld man in diesen Bau gesteckt hat, wo doch ein paar Meter weiter das alte Haus steht, das für meinen Geschmack wesentlich schöner ist. Drinnen ist alles aus Marmor und man traut sich kaum mit seinen Badelatschen rein. Leider finden heute keine Führungen statt, deswegen begnügen wir uns mit einem kurzen Rundgang, einem Gang auf die Parliamentstoilette (sogar die ist aus Marmor) und einem Blick auf eine der Kopien der Magna Carta. Ich fotografiere das Ding, weil man davon ja wenigstens in der Schule schon Mal was gehört hat und sehe viel zu spät das "Fotografieren VERBOTEN"-Schild .... Ich warte schon fast auf eine Festnahme, aber da niemand kommt um mich abzuführen gehen wir ganz unauffällig zum Ausgang. Ist ja auch genug für einen Tag.

Parliament House

Parliament House

Canberra selbst hat mir abschließend nicht gefallen. Ob nun künstlich oder nicht, für mich persönlich macht die australischen Städte die Bauart so sympathisch. Alte verschnörkelte Häuschen nebst High-Tec-Wolkenkratzer, altmodische Kirche vor schnieker Skyline, altes Queensländer-Haus inmitten neuer Wochenend-Strandhäusern. Oftmals ein wenig amerikanisch angehaucht, manchmal fast ein wenig verlottert, aber dennoch absolut heimelig, selten wird über einen ersten Stock hinaus gebaut, alles eher flach gehalten....all das fehlt dieser Stadt, sie erinnert zu sehr an 0815-Daheim-Bauweise und Canberra kann deshalb bei mir nur den Bonus bekommen, dass es sehr grün gestaltet wurde. Großen Haken also hinter die Hauptstadt und nix wie weg von hier, ab Richtung Queensland, dem Sunshinestate!

wir brauchen Soooooooonne!!!!

wir brauchen Soooooooonne!!!!

© Stephanie Wiesmüller, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Für alle, die sich zwischendrin Mal fragen, wo ich mich rum treibe. 12 Monate down under, in meinem Fall open end im Anschluss, als Reisepartnerin a Bratwürstl und vorab mit mächtig Schiss, ob mir nicht doch meine Mami fehlen wird ;-)
Details:
Aufbruch: 15.03.2009
Dauer: 21 Monate
Heimkehr: 30.11.2010
Reiseziele: Australien
Indonesien
Singapur
Malaysia
Thailand
Laos
Der Autor
 
Stephanie Wiesmüller berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.