cool runnings ...

Reisezeit: März 2009 - November 2010  |  von Stephanie Wiesmüller

Bowen: by the way

Nach schrecklich viel Reisen und Fakten, Zahlen, hetzen von einem Ort zum naechsten, Bildern von atemberaubenden Plaetzen und wochenlangem Schweigen, da mir einfach die Adjektive fuer die Landschaft ausgegangen sind an dieser Stelle Mal wieder ein "by the way". Was ist es, was einen hier haelt, was ist in downunder so anders als daheim? Ueber was muss man sich hier wundern und aergern???

Mein Lieblingsthema natuerlich Essen. Ich kann mich an BBQ's und Seafood einfach nicht satt essen. Und im Leben war ich noch nicht so viel asiatisch essen wie hier. Besonders in den Chinatowns der grossen Staedte moechte ich am liebsten mein Zwei-Mann-Zelt aufschlagen. Sicher, auch da hat man manchmal Dinge auf'm Teller, die komisch riechen, schmecken oder bestimmt bereits zur Ming-Dynastie gekocht wurden und konserviert wurden fuer die Backpacker-Nachwelt. Aber mit ein wenig Glueck bestelle ich meine neue Leibspeise, eine Seafoodlaksa, fuer unter zehn Dollar und bekomme eine dampfende malaysische Kokos-Curry-Suppe mit allerlei Meeresfruechten und frischem Gemuese. Lecker lecker lecker und billig und gesund oben drauf. Mehr davon. Oder man hat Glueck und findet zur Lunchzeit eine Noodlebox, die einem frisch auf individuelle Order den Wok befuellt und frisch frisch frischer vor meinen Augen Reisnudeln mit oystersauce, chicken und extra viel Brokkoli, Sojabohnen, Babymais und bamboo, innerhalb von fuenf Minuten geht man mit einem kleinen Pappkarton a la amerikanischer Film wieder raus, setzt sich irgendwo in einen Park und faengt mit seinen Staebchen das Schlemmen an. Die Aussies selber sind keine grossen Gourmets, und 99 % von ihnen wissen weder, was ein Gourmet ist, noch wie man das schreibt. Aber fast alle lieben Seafood. Allen voran Moreton Bay Bugs, mudcrabs und marrons. Die fangen hier viele selber, findet man auf fast jeder Speisekarte und ich hatte die grosse Ehre, dieses Prachtexemplar fuer mich ganz alleine aufgetischt zu bekommen....und ehrlich,...... hmmmmmmmmm.

mudcrab - yummie

mudcrab - yummie

Und das Tolle daran ist, erst neulich bei einem Spaziergang an der Promenade haben wir eine gefangen, mit den eigenen Haenden, ins Auto gepackt und gekocht. Ich liebe es, Essen nicht im Laden zu kaufen, sondern zu Fangen, Pfluecken oder Sammeln. Ich habe mir von meinem hart "erbohnten und ermaisten" Geld einen crabpot gekauft und den legen wir regelmaessig aus.... Schwer zu beschreiben, aber wenn ich ihn einhole und ich hab was gefangen, das macht mich einfach gluecklich. Und dass ich's auch noch mit heim nehmen kann und essen....toll! Letztens war Mal was anderes drin, das war ganz hellblau und kleiner als die mudcrabs, aber ui, was fuer ein Glueck, ich hab eine andere Delikatesse gefangen, eine Sandkrabbe. Und nach'm kochen ist sie rot und suesslich und lecker.......ich will mehr,.....Mami, wenn ich Mal gross bin will ich Fischer werden

sand crab - auch yummie

sand crab - auch yummie

Und da wir grad beim Jagen und Sammeln sind.....letztens in unserer Zigarrettenpause hoer ich ganz nebenbei das Wort "pighunting". Ui, da muss ich schon nachhaken. Mir war nicht klar, dass es das hier in Queensland auch gibt. Aber wie ich erfahre, nehmen die angesprochenen Personen das hier ziemlich ernst, werden pro Schweinschwanzerl sogar bezahlt, und die harten Jungs wollen keine Maedels dabei haben. Schade, das haette ich zu gerne nochmal gemacht. Fang ich halt weiter Krabben. Passend zur Jahreszeit, denn dieses Jahr verpasse ich schon zum zweiten Mal das grosse Krebsessen bei Ikea, aber ich stopf mir einfach noch ein bisserl von meinem eigenen Krebs in die Gosch'n und troeste mich mit dem Gedanken, dass ich naechstes Jahr dann wieder dabei bin. Freunde, haltet Euch schon Mal den Termin frei, 2011 sind wir wieder dabei!

Unbezahlbar in Australien sind die Oeffnungszeiten. Sogar in Bowen, einem ca. 10 000-Seelen-Kaff (mit allen Backpackern wahrscheinlich eher 13 000) ist Montag bis Sonntag alles offen, man verliert jegliches gefuehl fuer Wochentage, kraeftig unterstuetzt durch die Tatsache, dass wir ja auch Mo-So arbeiten. Und sie machen es einem noch viel einfacher. Typisches Szenario aus meinem Leben daheim. Geldbeutel ist leer, aber ich muss Lebensmittel einkaufen und will dann noch zu Maccas ( australisch fuer Mc Donald's ) und eine Zeitschrift vom Kiosk. Shit, da muss ich zuerst zur Bank. Nicht so hier. Ich geh meine Lebensmittel einkaufen, sage der so viel freundlicheren Dame an der Kasse ich haette gern ein cash-out von 200 Dollar. Tada, da hab ich also nicht nur die Lebensmittel in der Tuete, die einem ganz wie im Film in Tueten gepackt werden, sondern auch Bargeld in der Hand ohne den Extraweg zur Bank. Wieso nicht auch so daheim??? Und das ganze mit Karte zahlen daheim, also ehrlich, das dauert ewig. Ich habe sogar Kassen gesehen, die ausschliesslich Barzahlungen annehmen, weil die Kartenzahlung bei uns so lang dauert. Hier geht das eins fix drei, und weiter geht's. Australien ist in so vielen Sachen kurz zu nennen hinter den ueblichen Bananarepubliken, aber hier haben sie uns bei Weitem ueberholt.

© Stephanie Wiesmüller, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Für alle, die sich zwischendrin Mal fragen, wo ich mich rum treibe. 12 Monate down under, in meinem Fall open end im Anschluss, als Reisepartnerin a Bratwürstl und vorab mit mächtig Schiss, ob mir nicht doch meine Mami fehlen wird ;-)
Details:
Aufbruch: 15.03.2009
Dauer: 21 Monate
Heimkehr: 30.11.2010
Reiseziele: Australien
Indonesien
Singapur
Malaysia
Thailand
Laos
Der Autor
 
Stephanie Wiesmüller berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.